Final - Tanz. Jürgen Ruhr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jürgen Ruhr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742703828
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Ereignisse haben. Immerhin bemühte er sich gerade, zwei Millionen Dollar zu besorgen, als die Nachricht vom Tod des Tänzers eintraf. Also, Jonathan, dann berichte bitte. Und falls er etwas vergisst oder du anderer Meinung bist, dann ergänze es“, wandte er sich an Birgit. Die nickte.

      „Ich habe dir ja schon ein paar Dinge am Telefon mitgeteilt“, begann ich meine Erklärungen, „doch das Beste wird sein, wenn ich komplett von vorne anfange: Die ganze Aufführung erschien mir schon ein wenig suspekt, als wir in der Tanzschule ankamen ...“ Ich schilderte unseren Aufenthalt in Paris in so vielen Einzelheiten, wie ich mich erinnern konnte. Birgit ergänzte meine Ausführungen nur sehr selten und nickte hin und wieder.

      „Jeka war verschwunden und so bat uns der Kommissar, die Leiche zu identifizieren“, schloss ich schließlich und angelte mir ein Brötchen mit Schweinebraten. Bedauernd stellte ich fest, dass eine Pfeffermühle fehlte, mit der ich das Fleisch hätte verfeinern können. Vielleicht sollte ich Jennifer später einmal darauf ansprechen. Dann musste ich lächeln: Ein Ei zum Frühstück wäre auch nicht schlecht.

      „Was gibt es zu grinsen, Jonathan?“, fragte Bernd, der mich beobachtete. „Du denkst doch jetzt nicht an den Tod dieses Balletttänzers?“

      „Nein, nein“, beeilte ich mich zu erklären. „Ich dachte gerade an etwas ganz anderes, das hat mit unserer Sache nichts zu tun.“

      „Dann bin ich aber beruhigt. Euren Erklärungen nach schließe ich mich der Meinung an, dass ihr keine Chance hattet, anders zu handeln. Die Typen hätten euch eiskalt abgeknallt und das Publikum vermutlich ebenfalls. Und dass Sergio bei einem Fluchtversuch erschossen wurde, kann ich auch nachvollziehen. Natürlich wird die Versicherung die fünfzig Millionen nicht eher auszahlen, bis der Fall restlos aufgeklärt ist. Nur, wo diese Jekaterina Krynow abgeblieben ist, würde mich brennend interessieren. Ist die Frau einfach untergetaucht, weil die Sache schiefging, oder ist sie selbst Opfer geworden? Jonathan, du hältst bitte Kontakt zu dem Hauptkommissar in Paris. Auch wenn wir mit dem Fall nichts mehr zu tun haben, möchte ich über weitere Ermittlungsergebnisse informiert werden.“

      Ich nickte: „Ferylé hat mir seine Adresse und Nummer in Paris gegeben. Das ist kein Problem.“

      „Gut. Ich möchte, dass wir in relativ engem Kontakt mit ihm bleiben. Außerdem werde ich den Oberstaatsanwalt Eberson bitten, die Flughäfen zu informieren, so dass wir erfahren, falls Frau Krynow hier in Deutschland einen Flug bucht.“ Bernd füllte seine Tasse mit Kaffee und nahm sich ebenfalls ein Brötchen. „Wir gehen dann wieder zum Tagesgeschäft über, was bedeutet, dass du, Jonathan, Christine bei den Lehrgängen unterstützt, bis Dozer wieder bei uns ist. Birgit, du trainierst fleißig mit, ich möchte, dass du dieses Jahr weitere Kampfportprüfungen machst.“ Bernd erhob sich. „Dann los. Momentan ist es relativ ruhig, doch das kann sich ja jederzeit ändern, wie ihr wisst.“

      Nachdem Bernd das Meeting beendet hatte, ging ich zu Christines Büro, um die Lehrgangstermine mit ihr abzusprechen. Doch meine Kollegin befand sich nicht an ihrem Schreibtisch und ich rief Jennifer an.

      „Christine kommt erst heute Mittag ins Büro“, erklärte mir die Blonde am Telefon. „Die nächsten Lehrgänge finden heute Nachmittag und heute Abend statt. Vielleicht solltest du einmal wieder unseren Schießstand benutzen. Ein wenig Schießtraining wird dir nicht schaden. Bring Birgit mit.“

      Ich hielt das für eine gute Idee.

      Bis zur Mittagszeit schossen wir auf die kleinen Scheiben, wobei ich eindeutig vorne lag.

      „Wir sollten Jennifer wegen unserer Wette um ihre Meinung fragen“, bemerkte die Bunthaarige, während wir unsere Waffen reinigten. Ich hatte die Sache schon längst vergessen und fügte hinzu: „Und Christine, wenn sie kommt. Vielleicht sollten wir das Ganze aber auch vergessen.“

      „Nein, so einfach kommst du mir nicht davon.“ Birgit lachte. „Ich bin immer noch der Meinung, dass die Entführer auch Zuschauer waren, wenn auch nur ganz kurz.“

      Ich stöhnte. „Meinetwegen, wenn du darauf bestehst ...“

      Doch wir kamen nicht dazu, Jenny von unserer Wette zu erzählen, denn sie überraschte uns mit Neuigkeiten: „Eure Jekaterina Krynow ist anscheinend wieder aufgetaucht. Ein Mann von der Versicherung rief vor ein paar Minuten an und wollte Bernd sprechen. Es klang so, als wäre die Frau heute Vormittag dort vorstellig geworden und hätte verlangt, dass man ihr die Versicherungssumme auszahlt.“

      Ich blickte Jennifer fragend an: „Die Krynow ist bei der Versicherung?“

      „Gewesen, ja. Sie muss wohl schon wieder fort sein. Aber mehr weiß ich jetzt auch nicht. Bernd spricht zurzeit noch mit dem Mann und wird euch gleich bestimmt mehr erzählen können. Wenn ihr mich fragt, dann ist die Frau ganz schön dreist. Spaziert einfach in die Zentrale und fordert ihr Geld.“

      „Und wo ist sie jetzt?“

      „Keine Ahnung. Der Versicherungsmann hat nicht viel erzählt. Setzt euch doch einfach in die Bibliothek und wartet ab. Das Telefongespräch wird ja nicht ewig dauern.

      Die Bibliothek stellte den zentralen Aufenthaltsraum im Krav Maga Studio dar. Hier konnte man nach dem Training noch zusammensitzen oder in einem der zahlreichen Fachbücher, die in Regalen an den Wänden standen, lesen. Momentan waren Birgit und ich die einzigen, die an einem Tisch Platz nahmen.

      „Dann ist Jeka wohl direkt aus Paris abgehauen“, bemerkte Birgit. „Sie muss noch von der Tanzschule aus zum Flughafen gefahren sein, wenn der Kommissar sie bei Madame Routon nicht mehr angetroffen hat.“

      Ich überlegte, kam aber zu keinem rechten Ergebnis. „Das klingt absurd“, meinte ich schließlich. „Der Frau müsste doch eigentlich klar sein, dass sie nicht einfach so bei der Versicherung hereinspazieren und das Geld fordern kann.“

      Birgit zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, was in ihr vor sich geht.“

      Bernd gesellte sich eine halbe Stunde später zu uns. Sein Gesichtsausdruck war ernst und er hielt sich nicht lange mit Vorreden auf: „Vorhin hat mich ein Herr von der Versicherung angerufen. Frau Krynow kam heute Vormittag zu ihm und verlangte die Auszahlung der Versicherungssumme. Zunächst in bar, dann gab sie ihm eine ausländische Bankverbindung an, auf die er das Geld überweisen sollte. Natürlich hat er das entschieden abgelehnt und ihr klargemacht, dass zunächst die Ergebnisse der Ermittlungen abgewartet werden müssten. Die Krynow war ziemlich aufgebracht und drohte ihm mit ihrem Anwalt, doch das war vermutlich nur heiße Luft. Jedenfalls möchte die Versicherungsgesellschaft, dass wir an Jekaterina Krynow dranbleiben, sie beschatten und über ihr weiteres Vorgehen und Verhalten berichten. Ihr habt also einen neuen Auftrag! Wir treffen uns um fünfzehn Uhr im Planungsraum drüben, bis dahin überlege ich mir unser weiteres Vorgehen. Aber freut euch nicht zu früh: Der Job wird langweilig werden, denn er bedeutet Observierung, Observierung und noch einmal Observierung. Und das rund um die Uhr.“ Bernd erhob sich. „Seid pünktlich, fünfzehn Uhr.“

      ‚Na prima‘, dachte ich. Da lagen ja ein paar uninteressante Tage, wenn nicht sogar Wochen vor uns. Aber Auftrag war Auftrag und nicht alle Aufgaben konnten immer abwechslungsreich und anspruchsvoll sein. „Wollen wir etwas essen gehen?“, fragte ich Birgit. Sie könnte ja einmal Curry-Erwins Hähnchenflügelkreation probieren. Aber noch bevor sie heftig mit dem Kopf schüttelte, wusste ich, wie ihre Antwort lauten würde.

      „Du willst doch wieder nur zu diesem Schmuddel-Erwin“, meinte sie.

      „Curry-Erwin, der heißt nicht ‚Schmuddel-Erwin‘.“

      „Bei mir schon, Jonathan. Da bekommst du mich im Leben nicht mehr hin. Nein danke.“ Birgit erhob sich, doch dann schien ihr noch etwas einzufallen: „Es gibt da eine neue Außengastronomie. Biergarten und Restaurant in einem. Wenn du mich einladen möchtest, dann dorthin. Ich war zwar noch nicht dort, aber was ich so gehört habe, soll das Lokal ausgezeichnetes Essen und eine sehr freundliche Bedienung bieten. Das Wetter ist gut und wenn du mich einlädst, darfst du uns sogar in deinem neuen Wagen hinfahren. Ich wollte immer schon einmal in einer Postkutsche mitfahren.“

      „Das ist keine Postkutsche und auch kein Postwagen oder Briefkasten“,