Kannibalen und feine Leute. Bexhill. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bexhill
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742704313
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Beruf ergriff, der keinem Gentleman gut zu Gesicht stand wie der eines Constable der Grafschaft Polizei.

       7

      Die Augen zusammengekniffen als blicke er in die grelle Sonne, blinzelte Littlewood misstrauisch zu Inspektor Snyder hinüber. Er saß bei hochgedrehtem Gaslicht am Schreibtisch seines Arbeitszimmers im Scotland Yard Gebäude und dachte über Kannibalismus und Kultur nach. Die Polizeiarbeit hatte nicht nur eine rein intellektuelle Seite, sondern auch eine philosophische okkulte die der Inspektor mochte. Er hatte diesen Kleinstadt Arzt gebeten, das mit der Menschenfresserei für sich zu behalten aber er würde es nicht können. Die Schweigepflicht musste eine zu hohe Bürde für den armen Mann sein. Inspektor Snyder saß auf der andern Seite des Büros und rauchte ruhig und bedächtig eine seiner Zigarren. Ab und zu nahm er einen Schluck aus einer Flasche Dr. Summers Nerven Tonikum. Littlewood vermutete, dass es zu gut 90 Prozent aus Gin bestand, jedenfalls roch es in dem Büro wie in einer Kneipe im Eastend. Die andere Hand des Inspektors spielte mit seiner Taschenuhr eine Auszeichnung für zwanzig Jahre treue Dienste im Namen ihrer Majestät Queen Victoria. Littlewoods Ärmel waren hochgekrempelt, sein Seidenhemd war blaugelb gestreift. Sein Anzug saß perfekt, als habe der Inspektor seinen persönlichen Schneider. Für Inspektor Snyder hatte sein Vorgesetzter etwas von einem Beau Brummel, etwas von einem Kensington Salon Bohemien und sehr wenig von einem Polizisten an sich. Nicht, dass Inspektor Snyder sich der Illusion hingab, New Scotland Yard in London bestünde nur aus zupackender Redlichkeit. Gegen den Chief sah der Inspektor zutiefst gewöhnlich aus, wie er dasaß, paffte und vor sich hinstarrte und wahrscheinlich über Nichtigkeiten wie seine Eheprobleme nachdachte. Littlewood öffnete endlich den Mund und brach die Stille.

      »Ein Kopf arrangiert im Bett des Schlafzimmers! Wie grotesk.«

      Inspektor Snyder lächelte säuerlich. »Ja das sind die Sachverhalte«, er seufzte. »Das Opfer, ein Fall, den East Sussex selber angehen sollte, wir haben hier genug mit unseren Fällen zu tun, wurde mit einem scharfen Messer oder Bajonett verletzt. Ihm wurden die Nieren entfernt, sagt dieser Arzt.«

      Littlewood nickte und merkte an: »Dann bereitete sich der Mörder in aller Ruhe sein Nieren Haschee zu. Sehr geschmackvoll die Leute unterschätzen ein gutes Nierengericht, halten es im Gegensatz zur französischen Küche nur für ein Arme Leute Essen!«

      »Der Eigentümer der Nieren, aus denen sich der Täter ein von ihnen so geschätztes Haschee gemacht hat, war kein beliebter Mann, hatte einige Bedeutung da unten in der Provinz.« Snyder sprach das Wort Provinz mit derselben Verachtung aus, wie ein römischer Kaiser, wenn er von den Briten sprach.

      »Hatte er private Probleme? Nachbarschaftsstreits? Haben wir schon die Akten sämtlicher Irrenanstalten?«

      Snyder schüttelte den Kopf und fuhr fort, aus der Akte zu lesen.

      »58 Jahre alt, wurde vor dem Seemannskopf, einer Gastwirtschaft, kopflos am Kriegerdenkmal gefunden. Etwa 9 Uhr abends. 25 Grad Minus stand in der Times und dazu sehr schlechte Sicht. Der Finder war ein Derek Green und ein Constable Arnold.« Snyder beobachtete verstohlen aus den Augenwinkeln. Littlewoods Reaktion. Am frustrierendsten fand Snyder, dass den Inspektor anscheinend nichts an dieser Geschichte abstieß, nicht einmal das ein Kannibale die angesehenen Leute aus East Sussex abschlachtete.

      »Hat er den Wein dekantiert?«, fragte der Inspektor plötzlich.

      »Was?«, rief Snyder überrascht aus.

      »Im Speisezimmer haben wir doch eine leere Flasche Wein neben dem angerichteten Esstisch gefunden. Hat der Täter den Wein direkt aus der Flasche in sein Glas gegossen oder umgefüllt?«

      Der second class Inspektor blätterte in den Akten, bis er die Bleistiftskizzen vom gedeckten Tisch fand. Die Glasplatten der fotografischen Ablichtungen waren noch beim Polizei Fotografen in Kennington. Es konnte lange dauern, bis er einen Blick auf die Fotografien werfen konnte, der Fotograf war ein schlimmer Trinker. Snyder beschrieb, was er auf den Tatort Skizzen sah. »Weißer Teller mit dem Haschee. Silberbesteck weißes Tischtuch aus Taft eine Flasche Wein mit einem Etikett, das ich nicht lesen kann. Eine Karaffe, ein Glas Rotwein.«

      »Also dekantiert. Und das Etikett, das Sie nicht lesen können, ist auf Französisch. Ein Château Lafitte 1872, hervorragender Jahrgang, das war, bevor die verfluchte Reblaus die Jahrhunderten alten europäischen Weinstöcke vernichtete und man sie, mit australischen Weinstöcken aufpfropfte.« Littlewood schien zufrieden und notierte sich dieses Details. »Was ist daran so wichtig, ob der Mörder den Wein dekantiert hat oder nicht?«, fragte Snyder. Er mochte Littlewoods eitle Art nicht, aber von ihm konnte er Lernen.

      »Manieren, seine Tischsitten verraten mir etwas über die soziale Herkunft und Erziehung, seine Stellung im Leben mein junger Freund!«, behauptete Littlewood herablassend. Snyder war 6 Jahre älter, weshalb ihm diese Titulierung, junger Mann übel aufstieß.

      »Jemand der seinen Wein dekantiert ist gebildet und kultiviert unser Mann ist ganz sicher kein Banause aus den Stahlwerken. Wenn doch hat er ein Ilias würdiges Schicksal hinter sich. Er unterscheidet sich in Habitus und Gestus sehr von diesen Menschen.«

      Ein Mörder, der sich dem primitiven Kannibalismus hingab, ließ Inspektor Snyder das Blut in den Adern gefrieren, zumal es bisher nicht eine brauchbare Spur gab.

      »Fahren Sie ruhig fort Snyder.« Littlewood richtete seinen Zeigefinger auf ihn, eine Geste, die Snyder als beleidigend empfand. Hatte er als Kind mit dem Finger auf jemanden gezeigt, hatte seine Mutter ihm mit dem Lineal die Hand verdroschen, das sie eine Woche lang so aussah, als stecke sie in einen alten Lederhandschuh.

      »Die Leiche wurde anscheinend von seinem Haus, Mews Manor Hoathly West, zum Marktplatz gebracht und dort kniend vor das Denkmal deponiert. Aus Hass auf die besseren Leute hat der Kannibale den Leichnam mit Wasser übergossen so, das dieser Constable aus dem Kaff ihn erst mit heißem Wasser auftauen musste.«

      »Nicht voreilig, Snyder! Wir wissen es nicht und sollten sparsam mit unseren Erklärungen umgehen. Beschränken wir uns auf die reinen Fakten.«

      »Dass man ihn so früh entdeckte, ist reiner Zufall, anscheinend bellte ein Hund und lockte die Aufmerksamkeit des Wirts dieser Kaschemme einen Mister Derek Green auf sich. Sehr schlechte Sicht und Schneefall und in dieser schrecklichen Stadt gibt es nur Gaslicht der Sussex Gaswerke. Das Opfer Donovan kam vermutlich erst am Abend aus Brighton dort an.«

      Der Inspektor drückte knappe Zustimmung zu Snyders Bericht aus. Dann entnahm er die nummerierten Tatortskizzen der Schublade seines Schreibtisches und legte sie vor sich auf der Tischplatte aus. Er stand auf und betrachtete die von ihm angefertigten Zeichnungen kritisch.

      »Der Todeszeit lässt sich leider nicht genau bestimmen«, sagte er bedauernd. »Aber wahrscheinlich ist der Unhold einer, der aus der Irrenanstalt ausgebrochen ist, auf alle Fälle dort hineingehört. Wir werden die eingehenden Meldungen über entflohene Patienten auswerten, die Reviere sollen uns die Namensliste schicken.«

      Der Inspektor richtete sich auf und erklärte kategorisch: »Fahren wir in das Kaff West Hoahlty und befragen die Leute noch einmal. Und wir kommen erst wieder, wenn wir eine Spur haben, verstanden? Und um Gottes willen halten sie alles streng geheim.« Littlewood mahnte, als sei der wortkarge und als Einzelgänger beschriebene Snyder als Klatschmaul verrufen.

      »Wann möchten Sie fahren?«

      »Sie sind noch hier, machen sie sich auf die Socken zum Bahnhof Paddington?«, zischte Inspektor Littlewood seinen Assistenten Snyder an.

      »Heute noch? Der verdammte Kohlezug fährt doch erst Morgen!«

      »Was?«

      Im Gesicht Littlewoods, man verglich ihn nicht zu unrecht mit einem gealterten im Zuchthaus verwelkten bekannten Dichter, bereitete sich belustigte Ungläubigkeit aus. »Sie wollen mich doch nicht etwa auf den Arm nehmen, nur um einen Abend in ihren Pubs in Bethnel Green zu verbringen, Snyder?«

      »West Hoathly ist keine besonders große Stadt«, gab Snyder zu bedenken. »Und ich habe nicht die Angewohnheit meine freie Zeit in den