Rudolf benutzte natürlich Szeps und sein Tagblatt dazu, sich an Taaffe und Erzherzog Albrecht zu rächen, was des öfteren gelang, aber zu verstärkter Überwachung, bis hin zur Briefzensur Rudolfs führte.
Der geschäftliche Untergang von Moritz Szeps begann damit, dass das Tagblatt konfisziert wurde. Er wehrte sich, indem er für einen Tag, in ganz Wien Verkaufsstellen anmietete und dort sein Blatt vertrieb. Dann verlor er einen Ehrenbeleidungsprozess gegen Ritter Georg von Schönerer, dem Chef der Deutschnationalen im Parlament und musste für 14 Tage ins Gefängnis. Das Tagblatt verlor immer mehr an Abonnenten und Lesern. Er musste aufgeben. Vom Liebling der Wiener war er zum verhassten jüdischen Journalisten geworden. Mit einigen Redakteuren , so auch Bernhard Frischauer, gründete er ein eigenes Blatt das „Wiener Tagblatt“, das aber nicht lief. Er verlor finanziell alles, was er sich aufgebaut hatte. Zwar hatte er einen Geldgeber, Baron Hirsch, der bedeutende Mittel in seine neue Zeitung steckte, doch es war zu wenig. Auch Baron Leitenberger, ein wütender Gegner der Antisemiten, beteiligte sich, doch auch ihm wurde „das Fass ohne Boden“ zu viel. Baron Hirsch, ein jüdischer Finanzier und Großindustrieller wurde Szeps wahrscheinlich vonKronprinz Rudolf vermittelt, der ja für seine eigenen Unternehmungen, sei es sozialer, karitativer oder privater Art, Geld brauchte, er selber hatte ja kein eigenes Vermögen.
Szeps war es auch, der die Bekanntschaft Kronprinz Rudolfs mit Georges Clemencau vermittelte. Immerhin gab es da Familienbande. Seine jüngere Tochter Sophie heiratete den Bruder des„Tigers“.
Clemencau soll auch einmal anlässlich eines Wien-Besuches zu Rudolf in die Hofburg geschleust worden sein. Wie immer, sehr spät abends, alles sehr geheimnisvoll. Rudolf bewunderte Frankreich grenzenlos und soll sich einmal dahingehend geäußert haben, dass er, sollte es mit dem Kaisertum Österreich- Ungarn bergab gehen, er am liebsten nach Frankreich auswandern würde und sich der dortigen Regierung zur Verfügung stellen würde. Starker Tobak für einen Kronprinzen.
Durch diese ganzen Aktivitäten, die selbst in die ausländischen Botschaften drangen, wurde besonders Deutschland aufgeschreckt, Bismarck wetterte, ließ unzählige Artikel im „Berliner „Börsen Courier“ gegen den österreichischen Kronprinzen verbreiten und der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuss verfasste Dossier um Dossier über den Kronprinzen, angefangen von seinen politischen Äußerungen, bis zum zu den privatesten Dingen, was beweist, dass man in der deutschen Botschaft sich sehr wohl der Konfidentenberichte über Rudolf, die alle bei Baron Krauß, dem Polizeiminister und Graf Taaffe landeten, bediente. Bismarck sah den Pakt Deutschland Österreich-Ungarn durch Rudolf gefährdet.Nur Kaiser Franz Joseph blieb ruhig, obwohl er gerade den deutschen Botschafter sehr oft empfing. „Der Rudolf plauscht schon wieder.....“ , hieß es lapidar.
Moritz Szeps war, wie er und seine Tochter Berta nach der Mayerling Tragödie versicherten, in der Nacht bevor Rudolf nach Mayerling aufbrach, also am 27. 1. 1889 noch bei Rudolf. Der Kronprinz hatte ihn holen lassen, um mit ihm die bevorstehende ungarische Wehrgesetznovelle zu besprechen.
„Der Kronprinz war dabei sehr nervös, fahrig, aber sonst wie immer, klar in seinen Ansagen, liebenswürdig, höflich und charmant. „Rudolfs Helfer bei den Geheimaktivitäten waren vor allem Leibkammerdiener Karl Nehammer,dem Rudolf total vertraute und der Fiaker Bratfisch oder „Nockerl“ wie sein Spitzname hieß.„Nockerl“ deshalb, weil er klein und gedrungen war, wie ein Nockerl eben.
Bratfisch war einer der nach Schloss Orth an der Donau eingeladene Sänger und Kunstpfeifer, die mit den damals sehr berühmten Schrammeln (Musikerquartett) auftraten. Im ganz privaten Rahmen, sogar die Kronprinzessin und einige ausgesuchte Freunde waren mit von der Partie, wurde gesungen, gespielt, gepfiffen, getafelt und eher wenig Alkohol getrunken. Die adelige Zuhörerschaft war totalbegeistert. Kronprinz Rudolf so heftig, dass er Bratfisch sogar angeblich das Du- Wort antrug. Bratfisch sollte nach einer berühmten Melodie von Josef Schrammel einen selbstverfassten Text Rudolfs zum Besten geben. Nur er streikte. „Dös is a Schrift, meiner Seel, de kann ma' net' lesen..“, der Kronprinz war über soviel Unverblümtheit entzückt. Man kann durchaus sagen, dass der Siegeszug der Schrammeln auch durch Kronprinz Rudolfs Vorliebe für diese Art von Musik zustande kam.
Kronprinz Rudolfs Geliebte, Freundinnen, Verhältnisse
Der Kronprinz galt als frühreif. Aufgeklärt wurde er mit etwa 12, in Folge eines Besuches in einer Fischzuchtanstalt, wird berichtet. Bereits mit 14 stieg er Mädchen nach, verwendete sogar sein Taschengeld dafür, berichtet Chris Stadtländer in „Habsburg intim“. Diese jungen Dinger sollen käuflich gewesen sein und er, den Wert des Geldes damals nicht kennend, investierte laut seinen Tagebuchaufzeichnungen recht große Summen. Wie und wo sich das Ganze abgespielt haben soll, ist man schon versucht zu fragen. Auch hier gibt Stadtländer Auskunft. Rudolf soll dafür jeweils die Sommermonate, wenn er in Schönbrunn war, dafür genützt haben. Hier durfte er des öfteren mehr oder weniger allein, seine Erzieher oder Aufpasser waren entweder eingeweiht oder schauten weg, sich den damals für ihn sicher eher spärlichen Freuden der Liebe hingeben.
Auch die Aufenthalte in Schloss Gödöllö nutzte er für erste amouröse Abenteuer. Dabei entwickelte er sehr schnell das richtige Gespür für Mädchen, die es mit der Sexualmoral nicht so genau nahmen und leicht, aber gegen Geld oder Geschenke, zu haben waren.
Vielleicht stammt ja aus dieser Zeit seine eigenartige Art, Frauen zu behandeln. Im Grunde waren sie ihm egal. Er wollte sie haben, bekam sie meistens auch. Aber er hatte weder Achtung vor ihnen, noch den geringsten Respekt. Er schätzte sie als seine Gespielinnen, seine willigen Partnerinnen beim Sex, richtige Gefühle konnte er fast keine aufbauen. Vielleicht zu einer einzigen und die war Hefe aus dem Volk. Der Grazerin Marie, genannt Mitzi Kaspar. Diese langjährige Geliebte, ja Gefährtin dürfte seine große Liebe gewesen sein, entsprach sie doch genau jenem Bild, das ihm von einer Frau vorschwebte. Als seine erste offizielle Freundin galt die Burgschauspielerin Johanna Buska. Seit ihrem ersten Auftreten in der Burg, dem er beiwohnte, ließ der junge Prinz keine Vorstellung aus, bei der sie auftrat. Im Juli 1877 dürften sich beide näher kennengelernt haben, aus dieser Zeit stammt ein Aquarell, gemalt vom Kronprinzen, das die Züge der Buska trägt.
Der damals 19jährige verliebte sich in die 30jährige Schauspielerin, die wiederum dem Kronprinzen sehr zugetan war. Der Hoftratsch wusste zu berichten, dass die Buska als „Einlernerin“ des Kronprinzen galt. Also als hygienische Dame, die den hohen und höchsten jungen Herren die Liebe beibrachte.
Johanna Buska war eine hübsche Frau. Blond, schlank, blaue Augen, eine sehr fesche junge Wienerin, mit Witz und Charme. Allerdings entsprach sie nicht jenem Frauentyp den der Kronprinz in späteren Jahren bevorzugen sollte.
Selbstverständlich war der Kaiser über die erste ernsthafte Liebschaft seines Sohnes informiert, hatte wohl auch gar nichts dagegen. Hatte er doch auch eine „Einlernerin“ und vor seiner Ehe so manche Geliebte.
Erst ein Jahr später wurde vom Kaiser die „Notbremse“ gezogen, die ganze Angelegenheit wurde zu eng. Der Kronprinz wurde nach Prag zum Infanterieregiment Nr. 36 versetzt.
Doch die Buska wusste