Seelenwelten. Svenja Kleinschmidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Svenja Kleinschmidt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742743664
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Schmach, als Mätresse zu enden, wollte er ihr nicht zumuten. Der Sommer zog vorüber, während der König grübelte. Das Mädchen indes hatte jeden Tag auf ihren König gewartet, doch wurde es nun zu kalt, um täglich die Wiese aufzusuchen. Die Blumen verloren ihre Blüten, die Bienen und Schmetterlinge tanzten und summten nicht mehr.

      Das Gras trocknete aus und die Farben waren verschwunden.

      Die Wiese wirkte nun nur noch kalt und trostlos und so betrat auch das Mädchen nur noch gelegentlich die Wiese. Es wurde Winter, ehe der König erneut zu der Wiese ritt. Das benachbarte Königreich drohte mit Krieg. Seine Bemühungen, dies zu verhindern, hatten dazu geführt, dass seine Tage lang und hart wurden. Er hoffte nun darauf, einen Blick auf das neu erschienene Licht in seinem Leben zu werfen. Er wurde bitter enttäuscht. Niemand wartete dort auf ihn. Dennoch gab er nicht auf. Jeden Tag ritt er zur Wiese in der Hoffnung seine Schöne wiederzusehen. Mit jeder Enttäuschung wuchs seine Einsamkeit und das Feuer, das in seiner Brust entfacht worden war, drohte zu erlöschen.

      Der Frühling kam. Die Sonne erwärmte die Erde. Endlich, dachte das Mädchen. Endlich ist es warm genug. Sie betete, dass sie den König endlich wieder treffen würde. Sie hatte ihn unendlich vermisst. Im Grunde war es verrückt, doch für sie war er „ihr“ König. So schnell sie konnte rannte sie zur Wiese. Die ersten Blumen blühten schon. Und da, inmitten des Feldes, stand ihr König. Von Weitem erkannte sie, dass er traurig aussah. „Mein König“ rief sie über das Feld. Immer und immer wieder, bis er sie endlich hörte und den Kopf hob. Mit jedem Schritt, den sie näher auf ihn zu kam, erhellte sich sein Gesicht.

      Endlich bei ihm angekommen warf sie sich in seine Arme. Das Feuer in des Königs Brust schlug nun höhere Flammen als im vergangenen Jahr. Sein Gesicht näherte sich ihrem, seine Lippen fanden ihre. Ihre Zungen tanzten im wilden Tanz umeinander. Für einen Moment unterbrach er den Kuss, sah sie nur an. In dem Moment fasste er einen Entschluss. Sie sollte ihm gehören. Ganz und für immerdar.

      …

      Feuertanz

      Sie stand in einem Kreis aus Feuer. Die Musik spielte sanfte Töne, zu denen sie engelsgleich tanzte. Eine sternenklare Nacht verlieh dem Moment eine seltene Magie. Nur Wenige beobachteten ihren Tanz. In ihrer Wahrnehmung war sie vollkommen alleine.

      Der seidige Stoff ihres grünen Kleides umwehte ihre Beine und unterstrich jede ihrer Bewegungen. Immer wieder versuchte einer, durch den Feuerring zu ihr durchzudringen, doch früher oder später verbrannten sie alle.

      Irgendwann berührte der Stoff ihres Kleides die lodernden Flammen und fing Feuer. Es brannte, sie stand in Flammen und nichts vermochte sie zu löschen.

      Ihre Haare wurden nun auch zu Flammen, von sanftem braun wechselten sie zu feurigem Kupferrot. Aus all dem stachen ihre leuchtend grünen Augen hervor, die sich direkt in die Gedanken eines Jeden zu bohren schienen. Bald schon würde sie verbrennen. Dann geschah was niemand vermutet hatte. Einer schaffte es doch hindurch. Es war der Teufel persönlich. Im flammenden Anzug stand er vor ihr, bot ihr die Hand zum Tanz an. Das Naturgrün ihrer Augen durchschnitt auch die stahlblauen Augen des Teufels und als Einziger hielt er ihrem Blick stand. Von nun an tanzten sie gemeinsam, ohne auch nur ein einziges Mal den Blick voneinander abzuwenden.

      Der Streit

      Wir unterhalten uns. Nein, eigentlich streiten wir, schreien uns an. Längst haben wir vergessen, worum es eigentlich geht. Der Grund ist auch nicht mehr relevant. Es geht nur noch darum, wer als Sieger hieraus hervorgeht. Den Bereich der gegenseitigen Achtung haben wir weit hinter uns gelassen. Unsere Gemüter sind erhitzt. Gegenseitig beschießen wir uns verbal mit Dingen, die den anderen verletzen sollen. Eine kurze Unterbrechung, in der wir uns in die Augen sehen. Dann schieße ich den nächsten dornenumrankten Pfeil auf dich ab und treffe. In deinen Augen sehe ich, wie ein Riss durch die gläserne Skulptur deiner Seele geht, die daraufhin in Millionen winzige Splitter zerbricht.

      Ungläubig, gebrochen, siehst du mich an, nur einen Moment. Dann wendest du den Blick von mir ab, schaust auf den Boden. Tränen laufen unbemerkt deine Wangen herab. Ein letzter Satz verlässt deine Lippen, bevor du gehst:

      Es ist aus…

      The Rains of Castamere

      Ihre Augen geschlossen lauschte und summte sie die Melodie eines Liedes. Sie versank in ihrem Traum zu der Melodie.

      Ein leerer Saal nur schwach beleuchtet. Sie ist dort in einem atemberaubenden Abendkleid. Er ist auch da. In der Mitte der Tanzfläche treffen sie aufeinander, gleiten gleich in einen Tanz passend zur Melodie.

      Nach und nach wird das Orchester beleuchtet. Doch für die beiden sind nur sie dort, niemand sonst. Der Raum ist erfüllt von der Fülle der Instrumente. Grüne Augen blickten in blaue. Sie lächelt. Er packt sie fester und setzt zur Drehung an. Noch während der Drehung küssen sie sich.

      Die Beleuchtung des Raumes wird heller. Ihre roten Haare glänzen. Das goldene Kleid streicht um ihre Beine.

      Leise hört er sie singen „A lion still has claws. And mine are long and sharp, my lord. As long and sharp as yours.“

      Seine Faszination ist nicht zu übersehen. Nie hatte er sie singen hören. Er starrte auf ihre Lippen, nahm den Klang ihrer Stimme vollständig auf. Noch immer tanzten sie.

      Sie verstummte. Die Melodie verklang. Der Tanz endete und der Lärm des nun vollen Saals wird ihnen wieder bewusst, doch ihre Blicke trennen sich nicht.

      Langsam verlässt sie seine Umarmung, löst ein rot-goldenes Stoffband von ihrem Arm und drückt es ihm in die Hand. Er weiß, was sie will.

      Ihr Traum endet.

      Schmetterling

      Was ist das? Glitzerstaub? Eine Blumenwiese erstreckt sich vor meinem Auge. Ich bin gerade erwacht. Nach und nach sehe ich die bunten Farben von Blüten und Wiese. Hatschi! Gleich vor meiner Nase flattert ein ebenso bunter Schmetterling und verstreut Glitzerstaub. Schon fliegt er ein Stück von mir fort, bleibt stehen, wartet darauf, dass ich ihm folge. Ich stehe auf. Keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin oder was ich hier mache, aber es ist schön hier. Ich laufe hinter dem Schmetterling her. Folge ihm in jede Richtung die er ansteuert. Der Glitzerstaub bringt auch die Blumen zum Glitzern. Manche Blumen sind so groß wie ich und sie duften so wunderbar. Hier könnte ich bleiben, aber der Schmetterling lässt mir keine Gelegenheit zu verweilen. Er drängt weiter und weiter, bis wir zu einem wunderschönen, uralten Baum gelangen. Sein Stamm ist kräftig gewachsen, dafür ist er nicht all zu hoch. Seine Krone ist voller zart rosa Blüten. Der Wind trägt einige Blütenblätter zu mir und damit auch einen Hauch von dir. Du sitzt unter dem Baum und betastest etwas Gläsernes. Um dich herum ein Meer aus Scherben. Du hebst eine hoch, hältst sie gegen das Licht. Du begutachtest jede Facette, jeden Riss und jede Kante. Dann setzt du sie an die scheinbar passende Stelle und versiegelst die Naht. Die ganze Zeit über nimmst du keinerlei Notiz von mir. Was machst du da?

      Elfe

      Ich war auf einer Reise. Mein Weg war lang und führte mich durch verschiedene Welten. Wo auch immer ich mich bewegte, musste ich mich verstecken. Ich war fremdartig, anders als die Lebewesen der verschiedenen Welten. Meine Haut wurde von der Brust zu den Extremitäten immer grüner und war mit hellgrünen Punkten gesprenkelt. Meine Haare trug ich hoch, fast wie eine Zipfelmütze, aber mit einem leichten Schwung nach hinten. Große, dunkelgrüne mandelförmige Augen ohne Pupillen, fast wie die eines Käfers, schauten neugierig durch die Welten. Mit meiner kleinen spitzen Nase konnte ich selbst die verborgensten Gerüche wahrnehmen. Ich tapste durch den Wald der sieben Wege. Jeder Weg führte zu verschiedenen Welten, einsortiert in die entsprechende Kategorie. Es war herrlich hier. Klare, kühle Luft und ein leichter Regen begleiteten mich. Ich hörte das Prasseln auf dem Blätterdach, das mich trocken hielt. Die Sonnenstrahlen