Der Weg der Liebe. Orison Swett Marden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Orison Swett Marden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783742734129
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alle Sprachen und Mundarten und ist ein offenes Buch für alle, die nicht lesen und ihren eigenen Namen nicht schreiben können. Sie ist das einzige, was den Sklavendienst, die Not und den Schmerz erträglich macht.

      Gibt es größeres Glück und größere Lust hienieden als lieben und geliebt zu werden? Das menschliche Herz wurde geschaffen für die Liebe, und jeder darf soviel Liebe ernten als er gesät hat. Das Glück der Liebe besteht darin, daß sie andere glücklich macht. Die Liebe ist als Zwilling geboren und kann allein nicht glücklich sein. Darum muß sie auch alles, was sie hat, mit dem andern teilen; Selbstsucht, Neid und Habgier sind ihr fremd. Im Geschäftsleben behält sie auch den Vorteil des Partners und Widersachers im Auge; denn sie ist immer gerecht und vornehm, immer edelmütig, hilfreich und freundlich und übervorteilt nie den Nächsten.

      In seiner unvergleichlichen Schrift „Das Größte auf Erden“ gibt der bekannte Naturforscher und Theologe H. Drummond eine Analyse vom Spektrum der Liebe. „Die Liebe ist nach Paulus nichts Einfaches, sondern etwas Zusammengesetztes. Wie der naturwissenschaftliche Forscher einen Lichtstrahl durch ein Kristallprisma leitet, so daß er auf der andern Seite herauskommt, gebrochen in die verschiedenen Farben, aus denen er zusammengesetzt ist — Rot, Blau, Gelb, Orange und die übrigen Regenbogenfarben — so läßt Paulus die Liebe durch das herrliche Prisma seines von Gott erleuchteten Geistes gleiten und zerlegt sie so in ihre verschiedenen Bestandteile.

      Was ist also das Spektrum oder die Analyse der Liebe? Willst du sehen, was ihre Grundbestandteile sind? Du wirst finden, daß sie gewöhnliche Namen haben, daß es lauter Dinge sind, die von jedermann und überall angewendet werden können, und daß eine Menge kleiner Dinge und gewöhnlicher Tugenden als Summe das eine hohe Gut, das „summum bonum,“ ergibt. Die einzelnen Stücke sind Geduld: die Liebe ist langmütig; Güte: und gütig; Edelmut: sie ist nicht neidisch; Demut: sie rühmt sich nicht selbst, ist nicht aufgeblasen. Höflichkeit: sie beträgt sich geziemend; Selbstlosigkeit: sie sucht nicht das ihre; Sanftmut: sie läßt sich nicht aufreizen; Arglosigkeit: sie denkt nichts Übles; Aufrichtigkeit: sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern über die Wahrheit.“

      Drummond erklärt das 13. Kapitel des 1. Korintherbriefs von Paulus für das großartigste Liebesgedicht, das je verfaßt worden sei. In einer Vorlesung fragte er einst seine Zuhörer: „Wie viele von euch Studenten wollen mit mir dieses Kapitel ein Vierteljahr lang einmal in der Woche lesen? Das tat einmal ein Mann, und diese Lektüre änderte sein ganzes Leben. Wollt ihr desgleichen tun?“

      Das von Drummond so hochgehaltene Kapitel zählt nur dreizehn Verse. Es kann in kürzester Zeit dem Gedächtnis eingeprägt werden; wenn du dies tust und das Gelernte jeden Tag nachdenklich wiederholst, so wird es dein Leben von Grund auf umgestalten.

      4. Wie man sein Leben zu einem Gesang macht.

      Ein New Yorker Geistlicher fragte eines Tages seine Zuhörer, unter denen sich weltbekannte Männer, wie z. B. Andr. Carnegie, der Besitzer der größten Eisen- und Stahlwalzwerke der Welt, sowie Rabindranath Tagore, der indische Dichter und Philosoph, befanden, nach ihrer Meinung darüber, wie man sich am sichersten gegen die Versuchungen der Weltstadt schützen könne. Die beste der Antworten, die er sich schriftlich erbeten hatte, lautete:

      „Dadurch, daß wir zu Gott als unserem allgegenwärtigen und erfahrensten Helfer aufblicken.“ Der Pastor gab dieser Antwort den Vorzug vor allen andern; fügte jedoch hinzu: „in allen unsern Angelegenheiten.“ Mit andern Worten: er meinte, wenn wir bei all unsern Angelegenheiten Gott, der die Liebe ist, im Auge behalten, so ist unser Leben gestärkt und gefestigt; wir sind geschützt vor dem Übel und ziehen wie ein Magnet alles Gute an.

      Würde dieser Gedanke nicht bloß von der den großstädtischen Versuchungen am meisten ausgesetzten Jugend, sondern von jedermann, alt und jung, in allen Lebenslagen und Ständen, auf dem Land wie in der Stadt, beachtet und befolgt, wie unendlich viel Elend würde dadurch erspart! Wieviel glücklicher wären wir dann alle! Wie oft machen wir uns das Leben selbst zur Qual durch fortgesetztes Murren über unsre Umgebung, unsre Arbeit, unsre Nachbarn und unsre Lage im Allgemeinen, da wir nicht zu Gott in all unsern Angelegenheiten emporblicken!

      Unter meinen Bekannten ist eine Frau, die unaufhörlich ihren Wohnort und die Leute darin verlästert. Sie fühlt sich ihnen nicht verwandt, sondern glaubt sich weit über sie erhaben. Sie hat sich nie mit ihrer Umgebung aussöhnen können und sagt, sie schäme sich, ihre Kinder in einem so „toten gottverlassnen Nest, wo dir Leute keinerlei Ideale haben“, aufziehen zu müssen. So ist sie über alle Maßen unbefriedigt und unglücklich.

      Das Unglück kommt hier nicht von der Stadt, sondern von der Frau selbst. Sie weiß keine geistigen Beziehungen zu ihren Nachbarn anzuknüpfen, weil sie nicht von dem Geist der Liebe beseelt ist. Sie wohnte vorher in andern Städten, die nach der Ansicht ihrer Einwohner vortrefflich waren, in denen sie aber nicht glücklicher war, als sie es heute ist.

      Die Wurzel dieser Unzufriedenheit ist hier und anderswo kleinlicher gesellschaftlicher Ehrgeiz. Sie ist eine Streberin, die immer nur sucht, in Kreise sich einzudrängen, die gesellschaftlich über ihr stehen, vorzugsweise in solche, deren Mitglieder viel reicher sind als sie selbst. Da sie nun aber mit diesen nicht gleichen Schritt halten kann, macht sie sich und ihre Familie elend, indem sie über den Ort und ihre eigene Gesellschaftsklasse den Stab bricht. Sie dünkt sich höher als diese, und wir können uns vorstellen, wie ein weibliches Wesen, das auf seine ganze Umgebung herabsieht, von dieser behandelt wird. Es ist nur zu begreiflich, daß ihre Nachbarn sie nicht schätzen und ihre Abneigung auf jede nur erdenkbare Weise zum Ausdruck bringen.

      Viele Leute liegen allezeit im Streit mit ihrer Umgebung, weil sie in ihren Angelegenheiten nicht zu Gott emporblicken. Statt dessen verschwenden sie eine ungeheure Zeit und Energie, die sie zur Besserung ihrer Lage anwenden könnten, mit Nörgeln und unnützem Widerstreben.

      Bist du ein Nörgler, ein Quälgeist, ein Pessimist, so wirst du deiner Umgebung unterliegen und eine Null in der Welt sein. Bist du aber auch in schweren Lebenslagen ein strahlender, hoffnungsfreudiger Optimist, so wird dein Leben ein voller Erfolg sein, sei deine Umgebung auch noch so ungastlich. Gott in dir selbst und in deiner Umgebung zu erkennen, bedeutet immer einen Gewinn.

      Wir sollten uns bemühen, mit jeder Umgebung, sie mag beschaffen sein, wie sie will, so viel wie möglich „in Fried und Freundschaft“ zu leben, schon um ruhig unsre Arbeit verrichten zu können, um den Reibungen aus dem Weg zu gehen, die unsere Nerven zerreißen und unsere Kraft zerstören. Reibungen sind für uns Menschen, was der Sand für einen Mechanismus ist, der das Zapfenlager viel rascher zerreibt und abnützt, als es die Arbeit tut, welche die Maschine normalerweise zu verrichten hat.

      Niemand kann seines Lebens froh werden und Gutes wirken, solange er andern gegenüber eine feindselige und pessimistische Haltung einnimmt. Pessimisten sind allezeit finstere Elemente, und diese wirken negativ, zerstörend, nicht aufbauend. Der Optimist, d. h. der Lebensbejaher, ist ein positives, aufbauendes Element; er findet den rechten Ton seinem Nächsten gegenüber; dadurch verbessert er seine Lage und sichert sich die Zuneigung und Hilfsbereitschaft der andern.

      Wenn deine Arbeit oder deine Umgebung dich nicht befriedigt oder gar anwidert, so mache dich unverzüglich ans Werk, um dich für eine bessere Stellung und eine höhere Sphäre auszurüsten. Zanken, Zerren und Kritisieren pflegen die Dinge nur noch schlimmer zu gestalten und treiben dich unter Umständen von dem, was nach deinem Empfinden unter deiner Würde ist, zu einer noch verächtlicheren Handlungsweise und in eine noch geringere, dir noch weniger zusagende Umgebung hinein. Nörgelnd, schnaubend und wie ein Bullenbeißer, der gegen seine Nachbarn beständig die Zähne fletscht, durchs Leben zu gehen, heißt eben das aus seiner Nähe treiben, was man am liebsten an sich locken möchte. Willst du deine Umstände verbessern, so mußt du dich mit ihnen befreunden. Die Philosophie, welche auf den Widerstand verzichtet, hilft dir Lebenskräfte sparen und Vorräte anlegen, statt sie zu vergeuden. Sie hilft dir, eben das zu tun, was du zu tun begehrst. Sie arbeitet mit Gott, nicht gegen ihn. Sie blickt zu ihm empor in all deinen Angelegenheiten.

      Unlängst stieß ich in irgend einem Buch auf folgende Zeilen, die mir einen tiefen Eindruck machten:

      „Ich