Kapitel 5
Aber was macht mein Retter? Sie ahnen es vielleicht bereits, der dreht und schraubt und klickt und klackt so lange an seinem alten Computer herum, bis irgendwann auch der letzte Blödmann eines jeden Geheimdienstes mitbekommen hat, dass er, also jetzt nicht der Geheimdienst, sondern mein Retter, was zu verbergen hat. Wenn ich mir das so überlege, dann kann man wohl schon davon sprechen, dass er das geradezu provoziert hat. Oder würden Sie ernsthaft den TOR Browser benutzen, wenn Sie unauffällig im Wolrd Wide Web surfen wollen? Nein? Nun ja, ich stimme Ihnen da durchaus zu, so ein ganz klein wenig, ich will nicht sagen bescheuert, aber doch ziemlich dicht dran, ist das schon. Das müssen Sie sich im Grunde einmal vorstellen: Da macht er sich einen Spaß daraus, durch gezielte Veränderungen an den Einstellungen seines Internetzugangs, bis dahin an ihm völlig uninteressierte Kreise zu interessierten Kreisen zu machen. Im Grunde hat sich mein Retter verhalten wie ein Provokateur. Also nicht wie ein Agent Provokateur, sondern nur wie ein Provokateur. Ja, Sie haben recht, so richtig professionell wirkt das nicht. Von da an ist dann das geschehen, was in solchen Situationen nun einmal zu geschehen pflegt. Waren bisher nur die Megadaten meines Retters für die ihn umgebenden Dienste von Interesse, so rückte nun er selbst in dessen Mittelpunkt. Er und sein gesamtes Surfverhalten, seine Skypeverbindungen, seine Whatsappkommunikation, sein getwittere und so weiter und so fort. Vielleicht können Sie sich ausmalen, wie sich das auf das Gebot zur Geheimhaltung gegenüber den Informationen auswirken musste, die meinem Retter von Seiten des KGD zur Verfügung gestellt wurden. Ob Sie es nun glauben oder nicht, ich kann Ihnen versichern, bisher hatte das mit der Geheimhaltung ausgezeichnet geklappt. Wie gut das geklappt hat, können Sie selbst ja auch beurteilen. Ja, bitte, ich frage Sie ganz direkt: haben Sie jemals von den Aktivitäten des KGD auch nur gerüchteweise etwas erfahren – ich meine bevor Sie dieses Büchlein in die Hand genommen haben? Nein? Da sehen Sie es und auch wir Krähen selbst hatten bis dahin nicht beobachten können, dass uns oder meinem Retter von Seiten euerer Dienste besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden wäre. Das begann sich jetzt zu ändern. Sie müssen wissen, die anderen Dienste, also eure, registrieren sehr genau, ob sich in den alltäglichen Abläufen von euch Opfern irgendwelche Auffälligkeiten erkennen lassen. Zum Teil geschieht das übrigens einfach aus so einer Art professioneller Neugier. Sie werden sich das vielleicht nicht so vorstellen können, aber die meisten Geheimdienste der Welt leiden unter Personalengpässen. Glauben Sie nicht? Ich gebe Ihnen wieder ein Beispiel. Da war kürzlich der Putin ziemlich genervt, weil er nicht darüber informiert war, was die Merkel ständig auf ihrem Handy zu tuscheln hatte. Ihm wird das zu bunt und er beschließt für sich, dass es doch ganz schön wäre, wenn das in Zukunft anders wäre, also so wie beim amerikanischen Präsidenten. Schließlich ist Russland ja auch ne Weltmacht, also hat der russische Präsident auch ein Anrecht darauf zu erfahren, was die Merkel so zu tuscheln hat. So weit so schön. Was macht er also? Genau, er ruft seinen Chefspion an, rückt den erst einmal nach allen Regeln der Kunst zurecht und gibt ihm zum Schluss 24 Stunden Zeit. Danach will er alle Gespräche der Merkel mit hören können, just in time sozusagen. Der FABSI Chef bleibt ganz cool, ruft den Typen an, der für die Überwachung von Unregelmäßigkeiten bei der Internetnutzung der MitarbeiterInnen der KanzlerIn in der BRD zuständig ist und gibt diesem den Wunsch seines Präsidenten genauso weiter. Zwei Stunden später, der Präsident der Russischen Föderation ist gerade beim Abendessen, meldet FABSI Chef Andrej Andrejewitsch Andrejew (Name aus Gründen des Datenschutzes geändert, die Redaktion kennt aber den richtigen Namen) seinem Herrn und Gebieter Vollzug. Was war geschehen? Nun, ganz einfach, aufgrund der laufenden Beobachtung aller Unregelmäßigkeiten, war es dem Regionalbeauftragten der FABSI für Deutschland und Österreich innerhalb weniger Minuten möglich, seinem Chef die Person zu nennen, die aufgrund der bei ihr zu beobachtenden Unregelmäßigkeiten der Bitte um Freischaltung des Handys der Kanzlerin unverzüglich nachgekommen war.
Was der gemacht hatte? Ach Gott, seinen Sie doch nicht so neugierig. Wie würden Sie es denn finden, wenn ich hier die Unregelmäßigkeiten ausbreiten würde, die den Geheimdiensten der verschiedenen Majestäten dieser Welt bei Ihnen so aufgefallen sind? Wäre nicht so lustig, ich weiß schon. Lassen wir also die Details und wenden uns der grundsätzlichen Zielrichtung zu. Prinzipiell geht es einzig und allein darum, Anhaltspunkte zu bekommen, die im Ernstfall sicher stellen, dass der Beobachtete keine Zicken macht, wenn er um einen kleinen Gefallen gebeten wird. Sie merken es schon, wir sind beim Thema Erpressung.
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