Kleines Leben. Tamira Wolf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tamira Wolf
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742739667
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      Tamira Wolf

      Kleines Leben

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       PROLOG

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Kapitel 24

       Kapitel 25

       Kapitel 26

       Kapitel 27

       Kapitel 28

       Kapitel 29

       Kapitel 30

       Kapitel 31

       Impressum neobooks

      PROLOG

      Rosa erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem ihre Anführerin starb: Es war ein warmer und sonniger Nachmittag im April 1976 gewesen. Die Clique saß auf der Straße und malte Kreidebilder, als Rosas Großmutter die schlechte Nachricht überbrachte. Simone, ein charismatisches und hübsches Mädchen war nur zwölf Jahre alt geworden und litt an Leukämie. Die anderen Mädchen der Bande waren zwischen acht und zwölf Jahre alt, unzertrennlich, und reagierten ihrem Alter entsprechend verschieden. Die älteren weinten, während die jüngeren lachten: Mit der Situation überfordert, das Ausmaß nicht erfassend, Adrenalin, weil endlich mal was passierte. Man konnte es ihnen nicht übel nehmen.

      Und heute, 40 Jahre später? Tatsache war, sie wohnten fast alle noch in Merkhausen und Umgebung und sahen sich recht häufig. Mit Heimatverbundenheit hatte das allerdings nicht viel zu tun, es waren meist rein pragmatische Gründe, die sie hier gehalten hatten: Sie alle kamen in erster oder zweiter Linie aus Bauernfamilien, und da gab‘s zur Aussteuer eben einen Bauplatz. Oder die Eltern zogen um, und somit wurde das Elternhaus für die Kinder frei. Befreundete Handwerker (Schwarzarbeit, klar) gab es zu der Zeit jede Menge, der finanzielle Aufwand für Um- oder Neubau war auf 30 Jahre angelegt und hielt sich in machbaren Grenzen. So war das eben damals auf dem Land in Niederbayern gewesen – obwohl, tatsächlich war es auch heute oft noch ähnlich: Die Eltern waren erst zufrieden, wenn jedes der Kinder ein eigenes Haus hatte. Rosa kannte unzählige Rentner, die tagein, tagaus auf den Baustellen ihrer Kinder schufteten.

      Gerne gab sie es nicht zu, aber die Lücke, die Simone damals hinterließ, schloss sich schnell. Der Grund: Wie ferngesteuert durch die Diktatur des Östrogens, fingen sie an, sich für Jungs zu interessieren. Die Gruppe blieb bis weit in die Zwanziger hinein unzertrennlich, wuchs und schmolz, stritt und versöhnte sich, aber der harte Kern blieb erhalten und alle gingen sie selbstverständlich davon aus, dass es ewig so bleiben würde.

      Aber es blieb nicht so. Aktuell waren sie nicht mehr befreundet. Zumindest nicht wirklich. Ein Gruß zum Geburtstag (am liebsten unverbindlich über what’s app), ein kurzes Gespräch beim Heimatfest oder beim Fußballspiel ihrer Kinder. Was sie auseinander gebracht hatte? Männer, Job, Kinder, Schicksalsschläge? Nicht wirklich: Es war das Geld.

      Sie lebten mittlerweile in unterschiedlichen sozialen Schichten: Katja, Rosas Schwester, hatte einen reichen Mann geheiratet und seither die Weisheit mit ganz großen Löffeln gefressen. Dorothea – Simones jüngere Schwester - war nie flüssig, dummerweise aber auch nicht hübsch oder klug, redete aus Unsicherheit nur dummes Zeug und wurde immer weniger gesellschaftsfähig – kein passender Umgang mehr für Christiane, ihre ehemals beste Freundin und Rosas Cousine, deren Gatte sich lieber nach oben orientierte. Heidrun starb mit Anfang zwanzig, Anna-Maria bekam schnell hintereinander sechs Kinder von drei verschiedenen Männern - selbsterklärend. Francesca war dermaßen spießig geworden, das ging gar nicht mehr, während Maira einem lustiges Single-Dasein frönte, mit allen Lastern, die die Welt zu bieten hatte - und für sie waren die andern zu spießig geworden, das ging gar nicht mehr. Rosa selbst hatte vor ein paar Jahren eine Geschäftspleite erlebt und war seither vollauf damit beschäftigt, den Schein zu wahren.

      Da auch sie mittlerweile kein passender Umgang mehr für Christiane oder Katja war, näherte sie sich die letzte Zeit wieder Dorothea an – der Komischen. Aber die beiden kamen einigermaßen klar, vermutlich war auch Rosa ein wenig seltsam geworden die letzten Jahre. Was ihr scheißegal war. Am Ende hatte Simones Tod so gesehen doch