Von den Göttern verlassen III. Sabina S. Schneider. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sabina S. Schneider
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738026122
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kommen.

      Mikhael versuchte Serenas Verwandlung in der folgenden Zeit zu beschreiben. Er wollte sachlich bleiben, scheiterte jedoch kläglich. Er verhedderte sich in den kleinsten Beschreibungen ihrer Reaktionen auf die normalsten Dinge. Erzählte von ihrer neu entdeckten kindlichen Seite. Von strahlenden Augen, schallendem Lachen, heißen Tränen und süßen Trotzreaktionen. Nach einer ganzen Weile stoppte sich Mikhael, wurde rot, hustete verlegen und fuhr fort von den Geschehnissen zu erzählen. Von Harils Mordversuch nach der Entdeckung von Serenas Schwangerschaft.

      Die Nacht mit Malhim hatte schwerwiegende Folgen. Serena war schwanger und trug den Bastard des Senjyouprinzen unter ihrem Herzen. Dann berichtete Mikhael von dem zweiten Angriff auf die Gruppe. Er ließ nicht aus, wie nach dem Tod zweier Kameraden Serenas Kind die Kontrolle übernahm und eine ganze Severennarmee, geführt von Alara, mit einem Schlag ausrottete und sie alle zur nächsten Stadt teleportierte, ohne jede Anstrengung.

      Halif hielt den Atem an. Sie hatte eine ganze Armee ausradiert? Er musste mehr darüber wissen.

      „Was genau passiert, wenn das Kind die Kontrolle übernimmt?“

      „Ihr ganzes Sein ändert sich. Aber vor allem ihre Augen. Eines wird schwarz. Das andere silbern. Es ist, als wäre das Kind nichts und alles. Licht und Dunkelheit.“

      Da erklang eine Glocke in Halif. Licht und Dunkelheit, eine unendliche Kraft, die eine ganze Armee auf einen Schlag vernichten konnte und ihrem Träger es ermöglicht, die verfluchten Wände von Sorifly niederzureißen. Eine Macht, die vor tausenden von Jahren fast für die Vernichtung der Welt gesorgt hatte und das Leben auf dem Planeten nur durch einen hohen Preis erkauft werden konnte: dem Verlust der Magie. Aber wie war diese Macht in dieses kleine Mädchen gelangt?

      Nach einer Aufforderung erzählte Mikhael von der Zeit bei den Airen. Wie Serena für eine Weile verschwunden war und Aira nach ihr schicken ließ. Von der Auseinandersetzung nach der Entdeckung von Serenas Schwangerschaft. Airas Reaktion. Dann von ihrem Aufbruch zu diesem Kloster.

      Hier war wieder ein wichtiger Einschnitt, das spürte Halif und wob den gleichen Zauber um Mikhael wie bei Armirus. Halif fragte nach dem Motiv für die Reise.

      „Serena wollte eine sichere Welt für ihr Kind aufbauen und musste dafür rausfinden, warum ihre Mutter sie angegriffen hatte. Ich glaube, da ist noch mehr, aber ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, keine unnötigen Fragen zu stellen. Die Antworten kommen von alleine. Wir wussten, dass Alara ursprünglich von hier war und gingen davon aus, dass wir die Person hier fänden, die sie befehligt und die hinter dem Massaker um Zerelf die Fäden gezogen hatte. Serena war unverwundbar und ließ sich nicht von dieser Idee abbringen.

      Ihrem Dickkopf beugte sich bald auch Aira. Wie sich herausstellte, ist Aira die Tochter der Diplomatin, der Zerelf anvertraut worden war. Ich weiß nicht, was in der Nacht passiert ist. Zorghk weiß sicher mehr. Oder Laron.

      Wir trafen Zorghk an der Grenze. Er nannte sich Krohl und schloss sich uns an. Bald stellten wir aufgrund seiner ungewöhnlichen Augenfarbe eine Verbindung zu Aira her.“

      Unbewusst fuhren Halif und Mikhael mit der rechten Hand zu ihren Augen. Die Bewegung erstarrte in der Luft, als sich ihre Blicke trafen. Sie sahen Spiegel ihrer Selbst in den Augen, die ihnen sonst nur aus dem Spiegel entgegenblickten.

      „Er ist ihr Vater. Man sagt, er habe seine Tochter aus dem Bauch seiner Geliebten geschnitten und sei mit ihr geflohen.“

      Mikhaels Blick wurde bei Halifs Worten hart und die fragile Verbindung, die, wenn auch nur für einen Augenblick, doch bestanden hatte, brach in sich zusammen.

      Halif schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich auf den Wahrheitsspruch. Er verstärkte seinen Druck und formulierte die nächste Frage bedacht: „Warum bist du mit ihnen gegangen.“

      Die Antwort klang klar im Raum und kam von Herzen: „Weil Serena gegangen ist.“ Halif spürte und hörte nichts außer der Wahrheit, die aus Mikhaels Innerem kam. Halif ließ wieder etwas lockerer und folgte der Erzählung weiter.

      „Nach einer ruhigen Reise ohne weitere Vorkommnisse kamen wir in Tarahalm an.“

      Nach all dem Drama störte Halif diese Aussage. Er verband den Spruch der Wahrheit mit einem Suchzauber und fragte nach: „Nichts Ungewöhnliches hatte sich ereignet?“

      „Nei ...“ , wollte Mikhael sagen, als er stirnrunzelnd innehielt. Ein Ereignis, so banal es auch schien, kam ihm in den Kopf und wollte ihn nicht mehr loslassen: „Eines Abends saßen wir alle am Feuer, waren beim Essen und Erzählen, als alle plötzlich einschliefen. Wir müssen sehr müde gewesen sein.“

      Halif verstärkte seinen Spruch der kombinierten Wahrheitssuche und fragte: „Was kommt dir als Erstes in den Sinn, wenn du an diesen Abend denkst?“

      „Feuer“, kam die Antwort ohne jedes Zögern.

      „Von was hast du geträumt?“, fragte Halif.

      „Zuerst von Serena. Wie sie mich gerettet hat. Dann von Armirus. Ich habe ihn ganz deutlich vor mir gesehen. Irgendjemand sprach seinen Namen aus.“ Mikhael runzelte die Stirn und versuchte ein unangenehmes Gefühl abzuschütteln.

      Feuer. Wieder Feuer.

      „Erzähl mir, was in Tarahalm passiert ist.“

      „In Tarahalm hat uns Armirus gefunden. Ich weiß nicht wie, aber wir hatten uns in einer Herberge zur Ruhe gelegt und am nächsten Morgen war er da. Tat das, was er am besten kann: Menschen vergiften. Da bei Serena das Gift nicht wirkte, nahm er sie und mich mit zu seinem Versteck. Ich weiß nicht, was er bezweckte, aber er hat uns nicht getötet. Es war leicht, den Wachen zu entkommen. Zu leicht. Er hatte Serena mit in sein Schlafzimmer genommen.“

      Halif konnte sich ausmalen, warum es so leicht gewesen und wovon Mikhael motiviert gewesen war.

      „Als ich dort ankam, lag sie in seinen Armen.“ Bei dem Gedanken wurde Mikhael bleich und platzte heraus: „Sie sind verwandt! Ich bin mit ihr verwandt! Wir alle scheinen verwandt zu sein. Das kann doch kein Zufall sein. Verdammt!“ Mikhael wollte nicht mit Serena verwandt sein. Er hatte sich immer eine Familie gewünscht, wenn sie aber Teil seiner Familie sein sollte, dann nicht so.

      Nicht so!

      „Ich bin mir sicher, dass es kein Zufall ist“, bekräftigte Halif Mikhael. Mikhael tat ihm wirklich leid. Wenn er darüber nachdachte, was er empfinden würde, wenn er herausfände, dass Nadine mit ihm verwandt wäre. Doch es würde nichts ändern. Für ihn nicht.

      Ohne aufgefordert zu werden, erzählte Mikhael weiter, hielt die Ereignisse um Sorifly jedoch so kurz wie möglich.

      „Armirus wusste, wo Serenas Vater war. Wo er all die Jahre gewesen ist ...“

      „ ... und hat nichts getan“, beendete Halif wütend den Satz. Aber er hatte nicht das Recht zu urteilen. Er nicht.

      „Sie schien beim Niederreißen jeder Mauer Qualen zu leiden, aber sie hörte nicht auf, bis sie ihren Vater gefunden hatte. Sie hat es selbst gemacht. Davor hat das Kind die Kontrolle übernommen, aber hierbei hat sie zum ersten Mal selbst die Macht benutzt. Danach war ihr Geist für eine Weile verschwunden und das Kind dominierte. Aber sie kam bald wieder zu sich. Dieses Mal.“ Halif glaubte Angst in Mikhaels Stimme zu hören.

      „Dann kamen wir zurück nach Tarahalm und machten uns von dort auf weiter zum Kloster. Armirus und drei seiner Männer schlossen sich uns an.“

      „Was passierte dann?“

      „Danach ...“ , Mikhael verstummte. Er wollte nicht darüber nachdenken, was danach passiert war. Wirklich nicht.

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