Siri Lindberg
Lilienwinter
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Inhaltsverzeichnis
Widmung
Für Gwen
Was bisher geschah
Die junge Bildhauerin Jerusha KiTenaro arbeitet auf einer Tempelbaustelle. Daheim erwarten sie neben ihrer Familie auch ihre Nachtlilien, geheimnisvolle Blumen, die sie hegt und die ihr viel bedeuten, ohne dass sie sagen könnte, wieso. Jerusha ist mit dem Spiegelmacher Dario verlobt und die Hochzeit steht unmittelbar bevor. Doch dann brechen Jerushas Großmutter und ihre Mutter ihr Schweigen und offenbaren ihr, dass alle Frauen des Familienclans dazu verdammt sind, jeden Mann zu verraten, den sie lieben. Früher waren die KiTenaros reich und angesehen in Ouenda, doch durch den Fluch – von dem nur sehr wenige Menschen wissen – sind sie inzwischen unbedeutend und verarmt.
Es war Jerushas Großmutter, die den Fluch über den Clan gebracht hat. In ihrem Gasthaus Faunenmühle stritt sie mit einem eigenartigen, schwierigen Gast, und der ließ sie tausendfach dafür büßen. Durch den Fluch verriet Jerushas Großmutter unabsichtlich ihren Sohn, der sich Rebellen angeschlossen hatte – er wurde hingerichtet. Jerushas Mutter erging es ebenso schlimm, sie hätte gegen ihren Willen beinahe ihren Gefährten, Jerushas Vater, umgebracht. Er überlebte nur knapp und verließ sie im Zorn. Auch den anderen Frauen der Verwandtschaft blieb das Unheil nicht erspart. Jerusha selbst und ihrer jüngeren Schwester Liri, die Jerusha sehr lieb hat, steht der Verrat noch bevor ...
Kiéran SaJintar, ein junger Offizier der Elitetruppe Terak Denar, ist bei einem Gefecht gegen die Kriegsherren des Nachbarlandes Thoram schwer verletzt worden. In einem Tempel der Schwarzen Spiegel wird er von den Priestern gesund gepflegt, doch er muss sich damit abfinden, dass er blind bleiben wird. Täglich wartet er auf Nachricht von Fürst Eli Naír AoWesta, dessen Favorit er bisher war – doch die Nachricht kommt nicht. Hat AoWesta ihn als nutzlos fallenlassen? Kiéran ist verlobt mit einer jungen Dame aus einem einflussreichen Clan, die ihm schon viele glühende Liebesbriefe geschrieben hat, doch nach seiner Verwundung will sie nichts mehr von ihm wissen. Es ist unendlich demütigend für Kiéran, dass die Priester ihm ihren Abschiedsbrief vorlesen müssen. Eigentlich ist Kiéran ein Mensch mit einem großen Herzen, doch nun ist er wütend auf die ganze Welt ...
Gegen den Widerstand ihres Verlobten macht sich Jerusha heimlich auf den Weg, um den Fremden zu finden, der ihre Großmutter damals verflucht hatte. Begleitet wird sie von einem ungewöhnlichen Verbündeten – Grísho, einem Schattenspringer, der mit ihr Freundschaft geschlossen hat. Diese unkörperlichen Wesen können sich tagsüber von einem Schatten zum nächsten bewegen und nachts eine schemenhafte Gestalt annehmen.
Jerushas erster Weg führt zum inzwischen verfallenen Gasthaus ihres Clans, der Faunenmühle, in dessen Nähe der Fremde ein Symbol in einem Felsen hinterlassen hatte. Unverhofft trifft Jerusha in der Nähe ihre Tante Rikiwa, genannt Rikki – sie wurde nicht vom Fluch getroffen, da sie keine Männer liebt, sondern Frauen. Seit vielen Jahresläufen lebt sie allein im Wald und ist mit den Wesen, die dort leben, vertraut. Da sie sich noch an den seltsamen Fremden erinnert, der den Fluch ausgesprochen hat, und ihn aus nächster Nähe gesehen hat, weiß Jerusha nun wenigstens, wie er aussieht. Zudem kann Rikiwa den Waldnymphen einen Hinweis entlocken – im Fürstentum Benaris soll es eine Frau namens Jikena Pir geben, die sich mit Flüchen und deren Hintergründen auskennt.
Jerusha macht sich auf den Weg nach Norden. Besorgt spürt sie während ihrer Reise, dass die Distanz zu ihrem Verlobten Dario größer wird, seine Briefe an sie sind steif und unromantisch.
Kiéran hat große Probleme mit dem Gedanken, ein „Krüppel“ zu sein; durch seinen Stolz fällt es ihm schwer, sich helfen zu lassen. Doch die Priester – die ihm wohlgesonnen sind – machen ihm Hoffnung, er könne mit Hilfe der Schwarzen Spiegel, denen der Tempel geweiht ist, geheilt werden. Die Prozedur gelingt, doch Kiéran ist furchtbar enttäuscht vom Ergebnis. Mit seinen „neuen Augen“ sieht er nicht wie vorher, sondern erkennt nur Umrisse in der Dunkelheit. Dafür sieht er jedoch eine farbige Aura um Menschen herum, die ihm manches über die jeweilige Person verrät. Nur solange er das Tempelamulett trägt, behält er diese eigenartige Sehkraft. Er verlässt den Tempel gemeinsam mit seinem schwarzen Hengst Reyn, um herauszufinden, warum seine Truppe ihn im Stich gelassen hat.
Jerusha lernt Kiéran kennen, als sie auf