Wütend wendet sich Ralf Gastegger wieder dem Brandgeschehen zu. Ja, eine Aussprache wird das Minimum sein. Aber nicht jetzt, nicht hier und nicht vor den anderen Kameraden. Mildernd gilt nur, dass die beiden ein Menschenleben retten wollten. Und dennoch, sie haben sich in akute Gefahr begeben und damit gegen die eiserne Grundregel verstoßen. Selbstschutz steht an erster Stelle! Und damit Basta! Er kann und darf es nicht durchgehen lassen! Trotzdem, ganz im Inneren seiner selbst, kann er das Verhalten der Zwei verstehen. Durch die Fürsprache eines Kumpels erwachte seinerzeit das Interesse an der Feuerwehr. Gute vierzig Jahre war er nun schon dabei und irgendwann hatte er damit aufgehört, die Einsätze zu zählen. Dennoch blieben besonders zwei Begebenheiten im Gedächtnis, hätten ihn beinahe zum Hinschmeißen bewogen. Da war das kleine Kind, das in einen Gartenteich fiel. Der Pieper war ihm noch im Ohr, der den nur ein paar Straßen weiter befindlichen Unglücksort anzeigte. Gastegger und ein Arbeitskollege hatten gerade den Grill angeworfen, als der Pfeifton erschallte. Sofort fuhren die beiden zur Feuerwache. Noch heute fragt er sich, ob dies ein fataler Fehler war. Nur ein paar Straßen von seinem Grundstück entfernt! Wenn sie nun - entgegen der amtlichen Vorschrift - gleich hingefahren wären…? Als sie schließlich am Unfallort ankamen, setzten sie sofort zu Reanimation des Kindes an. Zu spät. Der kurz darauf eintreffende Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Bis heute stellt sich Ralf die Frage, was wäre wenn gewesen? Hätten zwei Minuten eher den Unterschied gemacht? Würde der kleine Junge jetzt noch leben? Später nach der Wende avancierte er zum Wehrführer. Und bekam auch gleich ein Hilfeersuchen der Strausberger Feuerwehrkollegen. Wohnungsbrand, zweiter Stock in der Vorstadt. Auf der Treppe lagen zwei Kinder im Schlafanzug, vielleicht drei und fünf Jahre alt. Ein paar Meter weiter die Mutter. Tot. Sie hatten es nicht mehr rechtzeitig geschafft, ins Freie zu gelangen, und waren am Rauch erstickt. Diese Bilder. Insbesondere, wenn Kinder mit im Spiel sind, vergisst man nie. Und immer bleiben Selbstzweifel, ob man es nicht hätte verhindern können. Zeit zum Verarbeiten blieb eh nie, da man seine ganze Konzentration schon wieder auf den nächsten Einsatz ausrichten musste. Ja, Gastegger konnte den Regelverstoß der beiden verstehen, billigen konnte er ihn dennoch nicht. Von der falsch eingestellten Frequenz in Schuberts Funkgerät wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Im Morgengrauen war der Einsatz beendet. Den Rest besorgten jetzt die Leute von der Kripo, der Branduntersuchungskommission, sowie ein Kollege der Staatsanwaltschaft. Zur Sicherheit, um eventuell wieder aufflammende Brandherde zu bekämpfen, blieben auch noch drei Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort. Die anderen fahren zur Feuerwache, in die Karl-Liebknecht-Straße 35a, um die Gerätschaften für einen neuen Einsatz vorzubereiten. Danach machen sich die meisten auf den Weg nach Hause. Schnell duschen, um dann ihrer geregelten Erwerbstätigkeit nachzugehen.
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