Julia im Liebestaumel. Christina Brand. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christina Brand
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748591382
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Ferienhaus zu erreichen bist. Ich muss mit dir sprechen.“

      „Was gibt’s, Florian? Hast du mit Myriam geredet? Zu welchem Entschluss seid ihr ‒ bist du gekommen?“

      „Das ist es ja, ich kann Myriam nicht heiraten.“

      „Und warum nicht?“

      „Es war ein Fehler, dass ich mich mit ihr eingelassen habe. Soll denn eine Nacht über mein ganzes Leben entscheiden?“

      „Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Myriam ist doch wohl in einer schlechteren Situation als du! Soll sie das Kind nun alleine großziehen? Hast du auch daran gedacht?“

      „Natürlich werde ich für die Kosten aufkommen, aber das wäre kein Leben, wenn ich mit ihr zusammenziehen würde.“

      Du machst es dir sehr einfach, hast du überhaupt nur ein Mal an das Kind gedacht? Du willst doch nur deine Bequemlichkeit nicht aufgeben; nur ja nicht für etwas gerade stehen! Mit Geld einfach alles aus der Welt schaffen wollen, prima!“

      „Aber, Julia, ich dachte, du würdest mich verstehen, du hast mich immer verstanden. Könnten wir beide nicht noch einmal von vorne beginnen?“

      „Es reicht, Florian, werde endlich einmal erwachsen! Du musst deine Angelegenheiten allein regeln lernen. Zwischen uns gibt es keine Gemeinsamkeiten mehr. Begreif es endlich! Adieu!“

      Julia wartete seine Antwort erst gar nicht ab und legte auf. Sie ärgerte sich über Florians unreifes Verhalten und konnte nicht begreifen, dass sie es so lange mit ihm ausgehalten hatte.

      Merkwürdig, solch ein Gezwitscher hatte sie noch nie vernommen, es musste ein Vogel sein, dessen melodische Stimme ihr noch nicht zu Ohren gekommen war. Julia räkelte sich in ihrem Korbsessel auf der Terrasse. Sie musste glattweg nach dem Mittagessen eingeschlafen sein. Ein Blick auf die Uhr und sie sprang auf. O Gott, ich bin ja verabredet, und nun ist es schon so spät! Julia wollte gerade noch mal nach dem Vogel Ausschau halten, als sie Luca, der ihr zuwinkte, hinter dem Gartenzaun entdeckte.

      „Sie waren das also. Ahmen Sie öfters Vogelstimmen nach? Wenn Sie nicht gezwitschert hätten, würde ich wohl noch in tiefem Schlummer liegen. Entschuldigen Sie, ich bin fest eingeschlafen.“

      „Dazu ist der Urlaub da“, entgegnete Luca. „Da es schon so spät ist, holen wir unsere Stadtbesichtigung ein anderes Mal nach. Stattdessen lade ich Sie zum Abendessen ein, einverstanden?“

      „Da sage ich nicht nein. Ist Ihre Tante jetzt da?“

      „Natürlich, sie ist schon ganz begierig zu erfahren, was Sie ihr mitzuteilen haben.“

      Julia hastete ins Haus und beeilte sich mit dem Ankleiden. Ein bisschen aufgeregt war sie, nachdem sie Luca wiedergesehen hatte. Mein Gott, sie war schon so vielen Leuten begegnet, wieso bekam sie Herzklopfen, wenn sie ihn sah? Er ging ihr nicht aus dem Sinn. Sein Lächeln ist es, dachte sie. Er hat ein unwiderstehliches Lächeln, und er wirkt so ruhig und besonnen. Habe ich mich vielleicht verliebt? Unsinn! Doch nicht in so kurzer Zeit. Und sie ermahnte sich, sich doch nicht wie ein Teenager zu betragen. Sie versuchte, gelassener zu sein, und begab sich hinüber zu Frau Morandi. Luca erwartete sie bereits vor der Tür, und Julia gab ihm ein Zeichen, dass das Gespräch mit Frau Morandi nicht lange dauern würde. Und er wartete geduldig, bis beide Frauen nach draußen kamen.

      „Ich bin ja so froh, dass sich nun doch alles zum Guten wendet.“ Und zu Luca: „Auf Julia kannst du dich ganz verlassen, sie kennt sich gut aus.“

      „Das habe ich schon gemerkt“, entgegnete Luca lächelnd und lief hinter Julia die Treppen hinunter auf die Straße, wo sein Wagen stand.

      „Hallo, Julia, ich habe schon gehört, dass du wieder da bist.“

      Freudig kam Gino Julia entgegen.

      „Gino, darf ich dir Luca Seewald vorstellen, er macht zur Zeit Urlaub und wohnt in der Nachbarschaft. Hättest du noch einen freien Tisch für uns?“

      „Für besonders nette Gäste immer, ich werde vorangehen.“

      Gino wies ihnen einen Platz in einer Nische zu und deutete dem Kellner an, die Speisekarte zu bringen.

      „Nun, Julia, wie lange wirst du dieses Jahr bleiben?“

      „Vielleicht einen Monat, ich habe es mal so geplant.“

      „Dann werde ich dich ja noch oft sehen. Du siehst blendend aus, Julia. Aber entschuldigt, ich muss nun in die Küche.“

      „Er scheint Sie sehr zu mögen, ein Charmeur“, sagte Luca.

      „Gino kennt mich seit ich zehn Jahre alt war. Er war damals gerade dabei, das Restaurant, das damals seinen Eltern gehörte, zu renovieren. So lange ist das schon her. Seine Frau Franca, mit der ich befreundet bin, ist ab und zu hier, um ihm zu helfen. Meistens ist sie aber in ihrer Töpferei beschäftigt, sie besitzt einen kleinen Laden etwas außerhalb der Stadt.“

      „Sagen Sie, Julia, Sie haben vorhin meiner Tante von einem Bekannten erzählt?“

      „Ach, Sie meinen Frank? Das ist traurig und hat mich sehr belastet, da Frank mein bester Freund war.“

      Julia schilderte die tragische Geschichte, und Luca nahm regen Anteil an dem Geschehenen.

      „Ich muss ihm helfen, darüber hinwegzukommen“, meinte sie. „Er hat ja noch nicht einmal die Trennung von Kirstin verkraftet, und jetzt dies, aber wenigstens ist er wieder frei.“ Julia atmete auf. „Ich möchte zu gerne wissen, wer sie auf dem Gewissen hat, wer Frank dieses Verbrechen in die Schuhe schieben wollte. Ich werde in den nächsten Tagen versuchen, mit ihm zu sprechen.“

      Als sie das Lokal verließen, war es schon dunkel. Eine sternenklare Nacht, die vielen Lichter rund um die Promenade spiegelten sich im Wasser des Sees und boten einen märchenhaften Anblick. Luca nahm Julias Arm, sie liefen noch ein paar Schritte durch die hell erleuchtete Parkanlage am Ufer entlang. Boote und Ausflugsschiffe ruhten in dem kleinen Hafen, alles war friedlich und still, nur vereinzelt vernahm man Schritte und Stimmen, die aber gleich wieder verhalten. Schon lange hatte sich Julia nicht mehr so wohl gefühlt, sie war schon so vertraut mit Luca, obwohl sie sich doch erst seit ein paar Stunden kannten. Er gab ihr ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme. Das hatte sie schon lange nicht mehr erlebt, und sie wunderte sich einmal mehr, wie schnell sie über die Trennung von Florian hinweggekommen war. Immerhin waren sie drei Jahre zusammen gewesen.

      Es war schon tiefe Nacht, als sie zurückfuhren. Luca begleitete Julia bis zu ihrer Haustür, und plötzlich lagen sich beide in den Armen.

      „Weißt du“, flüsterte Luca, „dass ich noch nie einer Frau begegnet bin, die so ist wie du? Ich habe mich gleich in dich verliebt, ich möchte dich nie mehr loslassen.“

      Luca drückte Julia noch fester an sich und küsste sie so leidenschaftlich, dass für beide die Welt ringsum nicht mehr zu existieren schien. Ganz langsam lösten sich ihre Lippen voneinander und sekundenlang schauten sie sich schweigend an. Julia war wie benommen vor Glück, sie konnte es nicht fassen, dass sie sich in den wenigen Stunden, da sie Luca kannte, so verliebt hatte. Sie wich jetzt einen Schritt zurück und öffnete die Tür zu ihrem Haus.

      „Gute Nacht, Luca, bis morgen! Und danke für den schönen Abend.“

      „Bis morgen, Julia“, flüsterte Luca.

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