Marion Wolf
Hexenfasching
Zauberhafte Weiberfastnacht
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Blasls Namenstag
Am 3. Februar hatte Blasius Namenstag. Die Bäckerei blieb geschlossen, denn es war ein Schwendtag und Blümls nutzten den Vormittag, um Großputz zu halten. Gabriele stellte den Laden auf den Kopf und polierte alles blitzeblank. Benedikt putzte den Backofen aus, schrubbte die Tröge und Regale und zuletzt den Fußboden in der Backstube. Dann heizte er den Ofen in der guten Stube und legte einen Vorrat Brennholz in die Backstube.
Mittags führten sie Blasl ins Wirtshaus aus, wo der Wirt dem Buben nach dem Festmahl eine Waldmeistergrütze mit Schlagsahne zum Namenstag spendierte. Dann bummelte Familie Blüml um den Marktplatz und Blasl bekam ein Paar neue Schuhe fürs Frühjahr.
Während Mutter in der Wohnstube den Tisch deckte und einen neuen Schulranzen auf den Gabentisch legte, heizte der Vater schonmal den Backofen an, damit es auch im Untergeschoss wieder warm wurde.
Blasl rante zu Großmutter und holte Schnuffi zu einem Rundgang ab. Griselda und Pfiffikus marschierten indessen fröhlich zu Blümls und freuten sich schon, was Blasl für Augen machen würde, wenn er den leckeren Mohn-Mandel-Zwetschgen-Kuchen sah und die gestrickten Wintersachen auspackte. Blasl freute sich königlich über die bunte Bommelmütze mit passendem Schal und passenden Handschuhen. Dazu gab es noch zwei Paar reichlich große Socken fürs Frühjahr, in die seine Füße noch hineinwachsen konnten.
Pfiffikus hatte seine Quetsche mitgebracht und spielte nach dem Tee alle Lieder, die sich Blasl wünschte. Die Familie sang mit und zum Höhepunkt wagte Blasl ein Tänzchen mit Großmutter. Als er die Schritte gelernt hatte, tanzten auch seine Eltern eine Runde.
So einen fröhlichen Geburtstag hatte Blasl noch nie erlebt. Er strahlte vor Glück und wünschte, der Tag würde nie zuende gehen.
Schnuffi hatte sich währenddessen an den mitgebrachten Knochen vom Mittagsbraten gelabt, durfte zuletzt noch die Kuchenkrümel von den Tellern lecken und wedelte dabei heftig mit dem Schwanz.
Am 4. Februar wurde die frisch gebohnerte Bäckerei neu eröffnet. Vor dem Eingang lagen neue Abstreifer und Pfiffikus hatte geholfen, das Schaufenster mit bunten Girlanden und Brothexen zu dekorieren. Drinnen duftete das Gebäck aus den frisch geschrubbten Körben.
Am 5. Februar war Agathentag. Blüml buk ein Dutzend verzierter Brote, ließ sie in der Kirche segnen und verteilte sie an die Armen. Die Bürgersfrauen luden zu Kaffee und selbst gebackenem Kuchen ins Gemeindehaus und als die Bedürftigen gegangen waren, berieten sie, unter welchem Motto der Weiberfasching dieses Jahr über die Bühne gehen solle. Witwe Guglhupf schlug vor, einen Hexentanz zu veranstalten. Für ein Hexenkostüm konnte sich jede Frau was aus alten Klamotten zusammenstückeln. Und weil so eine Verkleidung kein Geld kostet und es witzig war, zur Abwechslung mal hässlich zu erscheinen, stimmten alle begeistert zu.
Die Weiberfasnacht naht
Abends trafen sich Blümls bei Großmutter, die wunderbare Plätzchen gebacken hatte — dazu dachte sie sich jedes Jahr neue Rezepte aus und der Bäckermeister staunte, was ihr immer wieder einfiel. Zum Schluss gab es gezuckerte Teigröllchen, in die Zettel mit Sprüchen eingebacken waren und alle fieberten gespannt darauf, was sie wohl für einen Spruch erwischen würden.
Diesmal war ein Orakelröllchen übrig geblieben. Gabriele dachte, es sei für Balduin, Benedikt vermutete, es sei für Nepomuk, und Blasl war sicher, dass sie dem Schnuffi die letzte Weisheit vorlesen würde, sobald sie gegangen seien. Nur Pfiffikus ahnte, dass der Spruch fürs Hexerl war — und damit sollte er Recht behalten...
Am nächsten Tag schien die Sonne und es hatte fast 10 Grad. Pfiffikus schnitt nach Großmutters Anweisungen die Obstbäume aus. Nun hatten sie wieder Holz zum Abfackeln — und das taten sie nicht von ungefähr spät in der Nacht. Holterdipolder landete auch prompt auf dem Dach des alten Holzschuppens. Von dort schaute sie fasziniert dem brennenden Feuer zu, winkte freudig erregt hinunter und sprang dem Pfiffikus in die Arme. Als die Glut gelöscht war, ging es auf einen Kamillentee in die Stube und die Hexe probierte begeistert alle Plätzchen aus Grusls Backstube. Als sie ihren Orakelkeks bekam, war sie hin und weg. Was auf dem Zettel stand? „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.“ Das passte.
Schließlich war der Unsinnige Donnerstag nicht mehr weit.
Griselda verkündete, dass alle Weiber heuer als Hexen kämen. Holterdipolder kugelte sich vor Lachen — für sie war es irrwitzig, dass sich alle darum rissen, einer verpönten Hexe zu gleichen. Doch zuletzt blieb bei ihr die blanke Freude übrig: Endlich konnte sie mal unter die Leute, ohne aufzufallen oder angefeindet zu werden. Und sie würde tanzen, tanzen — mit richtiger Musik! Die Hexe sprang vor Glück vom Stuhl und fing gleich damit an. Großmutter trällerte spontan ein munteres Liedchen und Pfiffikus bot ihr mit einer artigen Verbeugung seinen Arm. Fröhlich schwenkte er die wilde Hex im Kreise und Schnuffi fetzte herum und schlug Purzelbäume.
Griselda hielt sich zum Schluss den Bauch vor Lachen und alle waren quietschfidel. Doch wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören — die Uhr schlug schon dreiviertel eins.
„In der Nacht vorm Unsinnigen Donnerstag schieß ich eine Rakete ab“ versprach Grusl beim Abschied, „dann weißt Du Bescheid.“
Holterdipolder freute sich schon wie eine Scheekönigin auf den Weiberfasching und wirbelte mit ihrem Fideldumdei auf der Wiese Wolken von Schneepuder auf, ehe sie sich in die Lüfte erhob.
„So ein verrücktes Hexerl“, murmelte Pfiffikus und winkte ihr hinterher. Dann riegelte er sorgfältig die Haustüre ab, denn vor einem Besuch vom Räuber Rappl war man in Glückhausen nie gefeit, auch wenn er dieses Haus nach der