„Ich musste ihm einen blasen, damit er zustimmt“, antwortet David amüsiert.
„Was??“ Sofort wallt Mikas Empörung wieder auf. „Das kann ja wohl …“, setzt er an, doch David unterbricht ihn lachend.
„Mensch, Mika! Was ist denn los mit dir? Du kennst Ben und du kennst mich. Wenn ich ihn um etwas bitte, dann ist er oft so drauf. Vor allem, wenn er merkt, dass mir was dran liegt. Dann geh‘ ich auf die Knie und bettle ein wenig. Na und? Muss ich dir das wirklich erklären?“
„Nein“, haucht Mika.
„Und ehrlich gesagt“, fährt David fort, „ist mir nicht ganz klar, wieso du und Keno das nicht auch so macht? Du kennst ihn doch. Du kennst seine Schwachstellen. Wenn du ihn anhimmelst und den Welpen gibst, hab‘ ich noch niemanden gesehen, der so schnell nachgiebig reagiert wie dein Keno. Und John …“ Dave lacht laut auf. „… dem musst du doch einfach nur ganz klar sagen, was du willst. Nicht zickig! Nicht bockig! Frag‘ ihn einfach … und zwar direkt.“
Mika presst die Lippen aufeinander. Warum sieht er die Dinge nicht selbst mit solcher Klarheit?
„Warum ziehst du nicht hier ein und ich lebe mit Ben?“, gibt er kleinlaut zurück. „Das Leben mit ihm ist bestimmt um einiges einfacher!“
„Ach, Mika!“, tadelt ihn David sanft. Wenn du wüsstest, wie schwer es mit Ben oft ist, denkt er. Doch darüber verliert er kein Wort.
„Jetzt schlaf‘ erst mal 'ne Nacht drüber und frag' sie morgen nochmal“, redet David seinem besten Freund weiter zu. „Du wirst sehen, dass sich dein Unmut in Wohlgefallen auflöst. Sei nicht so streng mit ihnen und sei vor allem nicht so streng mit dir! Ich muss jetzt Schluss machen. Mein Gebieter bekommt von mir heute Abend eine 1a Rückenmassage. Und zwar einfach so … ohne Befehl.“ Davids breites Grinsen nimmt Mika auch so wahr, ohne ihn direkt zu sehen.
„Ich schick‘ dir ein Smiley, wenn das mit dem Bestiarium klappt, okay?“
„Okay!“, stimmt Mika zu und kann schon wieder lächeln.
*
Wieder einmal wird Mika aus dem Schlaf gerissen. Doch dieses Mal lässt sich kein Körper einfach auf sein Bett fallen, wie es sich Keno zur Gewohnheit gemacht hat. Diesmal schiebt sich jemand vorsichtig neben ihn und beginnt ihn zärtlich zu streicheln. Als er aufwacht, reißt sich Mika zusammen und bleibt mit pochendem Herzen liegen. Noch während er um seine Beherrschung ringt, weiß er, dass es sich um John handelt. Er erkennt ihn an seinen Berührungen, seinem Duft, seinem tiefen Brummen … und an seinem Monsterständer, der ungeduldig gegen Mikas Kehrseite drückt.
„Joohn“, murrt Mika genervt. „Lass mich in Ruhe … ich schlaf‘ doch schon!“ Es fällt ihm schwer, sich klar und deutlich zu artikulieren. Seine Zunge will sich einfach nicht bewegen, selbst seine Kieferknochen scheinen wie gelähmt.
„Dann wach‘ auf“, knurrt ihm John ins Ohr, nur um es anschließend mit spitzen zarten Küssen zu übersäen. Eine Gänsehaut zieht über Mikas Rücken. Das kann dieser Schweinehund echt gut. Und je länger er sich dem Ohr des Kleinen widmet, umso munterer wird er.
Mika dreht sich auf den Rücken, streckt die Arme über den Kopf und reckt seinen ganzen Körper, während er sich genüsslich Johns Zärtlichkeiten hingibt.
Ein langgezogenes „Mhmm“, entweicht seiner Kehle, als John küssend seine Brustwarzen-Piercings erreicht. Vorsichtig legt er seine Lippen um einen der dünnen Stäbe und saugt. Spielerisch stupst er dabei mit der Zunge die hart werdenden Warzen. Seine rechte Hand umfasst Mikas Handgelenk, nur um darauf feine Linien mit den Fingernägeln zu ziehen. Hauchzart kratzt er über den Unterarm, den Oberarm und die Achselhöhle und gleitet anschließend an den Seiten hinunter bis zur Taille. Von dort fährt seine Hand ganz selbstverständlich über Mikas Bauch zu seinem Schritt, wo er den erwachenden Schwanz mit kundigen Fingern ertastet.
„Nein, … bitte … hör‘ auf“, murmelt Johns schon längst nicht mehr müdes Opfer. „Ich muss doch morgen arbeiten. Bitte … ich … aaah“, haucht Mika und greift in Johns Haarschopf, während dieser ungerührt weiter an seinen Brustwarzen knabbert. Er saugt und zupft an den gepiercten Stäben, verdreht sie leicht mit seinen Zähnen und leckt sie ab. Immer mehr Blut schießt in Mikas Unterleib. Dort massiert und drückt ihn John ohne Unterbrechung.
„Du musst gar nichts, außer still halten“, knurrt er zwischendurch. „Wenn du jetzt nicht brav bist, hör‘ ich sofort auf und geh‘ ins Bett.“ Mikas Betteleien führen ihn nicht mehr hinters Licht. Kein einziges Wort davon ist ernst gemeint.
„Oh Gott, … John“, presst Mika hervor. Mehr sagt er nicht, doch es soll wohl immer noch nach Protest klingen. John hört auf, die inzwischen heißen und gleichzeitig harten Brustwarzen zu verwöhnen. Doch seine Hand bewegt sich gnadenlos weiter. Dabei blickt er Mika im Halbdunkeln in die Augen.
„Den ganzen Abend hab‘ ich mit Cat versaute Filmchen im Internet geguckt. Und weißt du was? Der ist einfach im Sitzen dabei eingepennt.“ Er atmet einmal tief durch. „Und ich sitz‘ da mit ‘ner Megalatte und denk‘ mir: Warum gehst du nicht einfach zum Kleinen? Der ist doch für jede Schweinerei zu haben. Da fiel mir wieder ein, dass du ja sauer auf uns bist. Und mir wurde klar, warum Cat nicht geil wird.“
Johns Hand hält inne, während sein Blick Mikas langgestreckten Körper taxiert. Er lässt den geschwollenen Penis los und fährt stattdessen mit der flachen Hand über die nackten Oberschenkel. Mit der für ihn typischen Selbstverständlichkeit redet John in ruhigem Tonfall weiter.
„Du bist neben Cat der schönste Mann, den ich kenne, Mika.“ Er streckt seinen Arm aus und streichelt zärtlich Mikas Gesicht. Dessen Herz bleibt fast stehen, bevor es doppelt so schnell weiter schlägt. Seit ihren Therapiegesprächen hat sich John wirklich verändert. Im Gegensatz zu früher spricht er seine Gedanken in aller Ausführlichkeit aus, wenn sie ihm wichtig sind. Die übliche zynische Fassade hält er nicht mehr auf Teufel komm raus aufrecht. Und wenn er was sagt, dann kommt es direkt aus seinem Herzen. Ehrlichkeit ist wahrlich sein zweiter Vorname. Doch gerade deshalb schaudert es Mika oft, wenn John ernst wird. Diese Ehrlichkeit kann einen mitunter auch ziemlich hart treffen.
„John … was?“, setzt er an, doch dieser schüttelt sanft den Kopf und fährt mit dem Daumen über Mikas Lippen.
„Nein, hör‘ mir zu“, raunt er, als stünden zig Leute vor der Türe, die mithören könnten.
„Es ist so, wie ich es dir sage. Aber ich liebe nicht nur deinen geilen Arsch.“ Ein schnelles Grinsen lässt ihn die Lippen verziehen; doch schon ist er wieder ernst. „Ich liebe wirklich jede Facette an dir. Vielleicht gerade deshalb, weil du so völlig anders bist als Cat. Doch ich muss dir jetzt mal was sagen, Mika.“
Oh Gott, jetzt kommt’s, keucht Mika innerlich auf.
„Wenn du wie ein Mann behandelt werden willst, dann musst du dich auch wie einer benehmen. Ein Chaot und Kindskopf in unserer kleinen Familie reicht eigentlich, oder? Du bist doch ein schlauer Bursche. Du hast Leute wie diesen Edward verarscht und um den Finger gewickelt, ohne dass er es geschnallt hat. Du kannst so smart sein, wenn du willst. Doch …“ Jetzt wandert sein Zeigefinger sanft wie eine Feder über Mikas pochende Halsschlagader. „… die Nummer, die du heute in der Küche abgezogen hast … das ist einfach nur kindisch, verstehst du? Wenn du freiwillig die Rolle des kleinen Jungen spielen willst … Okay … kein Problem. Doch sei nicht wütend, wenn jemand wie Keno dich dann auch so behandelt. Wenn du ihm die Zügel überlässt, dann nimmt er sie auch. So ist er nun mal. Seine dominante Ader schwillt dann an wie ein Gartenschlauch unter Druck.“
Mika lacht lautlos auf, obwohl ihm gerade die Tränen in die Augen schießen. John hat mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Im selben Augenblick schämt sich Mika für sein albernes Getue. Doch völlig ohne Gegenwehr