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die Wasserschleudern gab es ein eigenes Gebäude. Im Fall eines Brandes eilten die Bewohner Grünwassers hierher und rüsteten sich mit den Löschgeräten aus. Ursprünglich waren es Handkarren mit Schwengelpumpen gewesen, doch seitdem das einstige Lager des großen Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – als verehrungswürdige Attraktion galt, waren aus der Hauptstadt zwei Dampfpumpen herbeigeschafft worden.

      Das wichtigste Gebäude war jedoch, wenigstens aus der Sicht von Barek 17 Grünwasser, der kuppelartige Bau der Bilderzeiger. In regelmäßigen Abständen zogen diese Zauberer durch die Siedlungen und zeigten den faszinierten Bewohnern ihre magischen Bilder. Die Kuppel war groß genug, um alle Bewohner Grünwassers und auch ein paar zusätzliche Betrachter aufnehmen zu können.

      Barek hatte lange geschlafen, denn in der letzten Nacht war er zur Wache auf den Feldern eingeteilt gewesen. Ein Rudel Werven machte die umliegenden Wälder unsicher und während der Nachtruhe kamen sie gelegentlich zu den Anbauflächen, wühlten sich durch die sorgfältig angelegten Furchen und gruben die Wurzeln der Stachelsträucher aus. Eigentlich bevorzugten die Raubtiere Fleisch, doch sie verschmähten auch die mineralreichen Wurzeln der Anbaupflanzen nicht. Für die Dorfbewohner war das ein Ärgernis, denn Stachelbeeren waren ein wichtiger Bestandteil der Grundnahrungsmittel. Zudem gab es in der Nähe auch die kleinen Kragenechsen, deren räuberisches Wesen sattsam bekannt war.

      Der Jungmann ergriff eine der Langpflanzen, die vom Dach des Hauses herabhingen. Seine feinen Krallen ertasteten eine der Knollen, in denen das Gewächs sein Wasser speicherte und drückte sachte von unten dagegen. Die Pflanze reagierte auf die Berührung und versuchte instinktiv, ihren Speicher zu schützen. Rasend schnell dehnte sich die seilartige Pflanze aus und trug Barek dem Boden entgegen. Kaum berührten seine Beine den Grund, ließ er die Pflanze los, die sich – kaum dass der Druck nachließ – wieder zusammenzog. Für den umgekehrten Weg würde Barek eine der Speicherknollen in der entgegengesetzten Richtung pressen.

      Er betrat den Gemeinschaftsraum der untersten Ebene. Er war alleine, denn seine Eltern halfen derzeit beim Bau eines neuen Hauses und seine Geschwister erhielten ihre Lektionen bei den Wissenden. Barek trank etwas Gewürzsaft und schlang hastig eine Handvoll Schlupfinsekten hinunter. Sie waren getrocknet und schmeckten nicht mehr besonders gut, aber es würde seinen gröbsten Hunger stillen. Die Hauptmahlzeit wollte er, wenn alles gut ging, mit Enala teilen. Sicherlich würde man im Bau der Bildermagier ein paar schmackhafte Bissen erwerben können.

      Er vergewisserte sich, dass der Federhut richtig saß. Gerade verwegen genug, um sich ein wenig von den alten Traditionen abzuheben, aber doch nicht derart schief, dass die Erwachsenen Anstoß daran nehmen konnten.

      Dann steckte er sich ein paar Kupfermünzen ein und verließ endgültig das Heim seiner Familiengruppe.

      Auf der Straße herrschte wenig Betrieb. Die meisten der Dorfbewohner waren noch bei der Feldarbeit oder gingen der Jagd nach. Von der Dorfschmiede her war das Hämmern des Schlagwerks zu hören. Der Schmied hatte immer zu tun: Werkzeuge für die Feldarbeit, Messer, Nadeln und dergleichen für die Hausarbeit und Beschläge oder Nägel für die zahlreichen Tätigkeiten, die der Erhalt von Grünwasser oder seine Erweiterung erforderlich machten. Barek mied es, dort vorbeizugehen, denn der Schmied konnte immer eine helfende Pfote gebrauchen. Es wäre unhöflich gewesen ihm diese zu verweigern, wenn man keinen triftigen Grund dafür hatte. Die Betrachtung magischer Bilder zählte für die Erwachsenen sicher nicht dazu, obwohl sie selbst gerne in die Kuppel traten.

      Barek 17 Grünwasser ging langsam die Straße entlang in Richtung auf das Haus der Familiengruppe 32. Nicht zu schnell, damit niemand auf den Gedanken kam, wie begierig er darauf war, die hübsche Enala endlich auszuführen. Doch auch nicht zu langsam, da man ihn sonst für einen Müßiggänger halten mochte. Die Hanari waren ein fleißiges Volk und immer strebsam und die einfachen Bewohner von Grünwasser hielten viel von ihrer Hände Arbeit. Dass man auch mit dem Kopf arbeiten konnte, akzeptierten sie nur widerwillig. Vor allem, wenn man unsinnigen Gedanken nachhing, die keinen unmittelbaren Nutzen für die Gemeinschaft brachten. Lediglich die Wissenden wurden akzeptiert, da diese wichtige Kenntnisse vermittelten, auch wenn mancher Grünwasser-Bewohner die Kunst der Mathematik als wenig nahrhaft erachtete.

      Barek hob seine lange Schnauze in den Wind und schnüffelte. Es würde trocken bleiben. Das war nicht besonders gut für die Felder und man würde wohl die Bewässerungsgräben öffnen müssen, aber es war gut für eine sternklare Nacht. Er liebte solche Nächte und die heutige würde er womöglich an Enalas Seite genießen.

      Die Sonne begann, lange Schatten zu werfen. Die überall von den Dächern hängenden Seilpflanzen reagierten darauf. Sie begannen, sich zu strecken, denn nun bestand nicht mehr die Gefahr, dass die Hitze ihre Speicherknoten austrocknen würde. Unter einigen Häusern wurde es schon so dunkel, dass die Bewohner ihre Kerzenlampen anzündeten. Barek empfand dies als übertriebene Zurschaustellung von Wohlstand, denn ein Hanari sah recht gut in der Dunkelheit.

      Ein Stück voraus sah er endlich das Haus, in dem Enala wohnte. Seine Schnauze zuckte unmerklich, als er seine Angebetete unter dem weit ausladenden Dach stehen sah. Barek war erleichtert, denn es ersparte ihm die Begegnung mit ihrem Mutterweib. Er strich sich unauffällig über die Schnauze und war erleichtert, dass es keinen verräterischen Speichelfluss gab. Um Enalas Herz zu erobern, war es wichtig nicht zu deutlich zu zeigen, wie sehr man sie begehrte. Zumindest hatte sein Schwesterweib dies beteuert, aber Barek war sich nicht sicher, ob er sich auf sie verlassen konnte. Manchmal liebte sie es, ihn an der Schnauze herum zu führen.

      Enala war fraglos ein prachtvolles Jungweib. Auch ihre Schnauze schimmerte in seidigem Schwarz, doch Barek bemerkte einen leichten grauen Schimmer an der Nase. Offensichtlich hatte sich die Angebetete geschminkt. Ganz dezent und nicht in dem aufdringlichen Weiß, das ältere Weibchen gerne nutzten, um sich attraktiver zu machen. Nein, Enalas Grau hob sich kaum vom Schwarz ab – nur gerade so weit, dass man es bei näherem Hinsehen bemerkte.

      Barek knickte höflich in der Hüfte ein, um Enala zu begrüßen. Sein sorgfältig einstudierter Satz, mit dem er gleichermaßen seine Freude über das gemeinsame Ausgehen und eine gewisse Beherrschtheit hatte betonen wollen, blieb ihm in der Kehle stecken.

      „Du hast doch sicher nichts dagegen, dass Mark uns begleitet, nicht wahr?“, fragte sie eher beiläufig und ihre tiefblauen Augen schienen unergründlich zu glänzen.

      Ausgerechnet Mark 214 Grünwasser, der Aufschneider, der so gerne mit seinen angeblichen Vorzügen protzte! Barek hätte lieber in einen vergammelten Garg gebissen, doch er wusste, dass er gute Miene zum bösen Spiel machen musste. Es wäre nicht gut gewesen seine Eifersucht zu zeigen.

      „Aber natürlich nicht“, beteuerte er und verzog die Schnauze zu einem breiten Lächeln. Er achtete darauf, die Lefzen geschlossen zu halten und seine Zähne nicht zu zeigen, um so seine wahren Gefühle zu verbergen. „Mark wird sicher begierig sein, durch den Magier etwas Bildung hinzuzugewinnen.“

      Das war höflich und zugleich doppeldeutig genug. Barek machte ein unverfängliches Gesicht. Enala lächelte ebenfalls, wohingegen Mark eine Schnauze zog, als habe er in eine saure Frucht gebissen.

      „Es wird Zeit“, fügte Barek hinzu. „Der Bilderwerfer wird pünktlich zum Einsetzen der Dunkelheit beginnen. Wir sollten zur Kuppel gehen.“

      „Dann los!“ Enala hakte sich bei ihnen beiden unter. Das schien Mark zu versöhnen, während in Barek wieder die Eifersucht aufflammte. „Wir gehören aber bestimmt zu den Ersten. Die meisten kommen gerade erst von den Feldern und heute wollen doch sicher alle in die Kuppel, um die Bilder zu sehen.“

      „Bilder sind immer schön“, warf Mark ein.

      „Vor allem die von Fallet“, wusste Barek zu ergänzen. Es konnte nicht schaden, ein wenig Wissen preiszugeben. „Er gehört sicher zu den größten und berühmtesten Bilderwerfern. Selbst in der Hauptstadt Harinagar reißt man sich um ihn. Ich finde es höchst erfreulich, dass der Magier immer wieder zu uns nach Grünwasser kommt.“

      „Das ist seine Aufgabe“, erwiderte Mark. „Dafür bekommt er schließlich auch ein stattliches Sümmchen Kupfermünzen.“

      „Ich