Der Wüstensklave. J. D. Möckli. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J. D. Möckli
Издательство: Bookwire
Серия: Der Wüstensklave
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752915969
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du meinst.« Sich auf die Lippen beißend, sieht er zur Seite, hebt jedoch sofort wieder den Blick, als er Ren Husten hört. »Das hört sich nicht gut an. Hast du dein Asthmaspray bei dir?«

      Außer Atem winkt Ren ab. »Ach was, ich habe nur einen trockenen Hals. Aber ja, ich habe es bei mir in der Hosentasche.« Mit einem schiefen Grinsen holt er das Medikament hervor und verabreicht sich eine Dosis. »Erzähl es nicht Kai. Er macht sich doch sonst nur unnötige Sorgen.«

      Nur widerwillig nickt Jamon. Er will noch etwas sagen, jedoch kommt gerade Kai fröstelnd in die Küche.

      »Guten Morgen. Also eins ist klar: Wir müssen nun wirklich anfangen, den Laden zu heizen. Dort drin ist es eiskalt.« Den verwirrten Blick Jamons erwidernd, grinst Kai schief. »Ja, ich bin schon wach und ansprechbar. Bei der Kälte da drüben, ist das auch kein Wunder.« Seinem Liebsten einen Kuss auf die Lippen hauchend, geht er an ihm vorbei zum Herd, wo er die Hände über den heißen Herdplatten aneinander reibt, um sie wieder warm zu bekommen.

      Kopfschüttelnd beobachtet Jamon seinen Sharik. »Warum hast du nicht schon vorher angefangen, den Laden zusätzlich zu heizen? Es war doch vollkommen klar, dass es nun mit jedem Tag kälter wird. Jetzt dauert es doch nur noch länger, bis es da drin wieder anständig warm ist.«

      Ertappt zuckt Kai zusammen. »Ähm, ja … ähm …«, stottert er los, was Ren laut auflachen lässt.

      »Jetzt hast du ihn erwischt. Er verschläft es nämlich jedes Jahr, den Ofen im Laden rechtzeitig anzuheizen. Der Winter kommt ja auch immer so überraschend.«

      »Haha, sehr witzig.« Kai dreht sich grummelnd um und nimmt auch gleich den Teekrug vom Herd. »Will sonst noch jemand Tee? Wenn ich schon dabei bin …«

      Sofort hält Jamon ihm seine Tasse hin. »Da kann ich ja schlecht Nein sagen.« Er zwinkert seinem Sharik verschmitzt zu.

      »Ja, wie könntest du nur«, erwidert Kai grinsend und gießt seinem Liebsten den heißen Schwarztee ein.

      Unterdessen hat Ren nun auch das Suppenhuhn in den Topf getan und legt jetzt noch einmal Holz nach. »Habt ihr beiden es im Schlafzimmer eigentlich noch warm genug oder braucht ihr eine zusätzliche Decke?« Fragend blickt er zu den beiden, die sich kurz ansehen.

      »Es ist noch warm genug, sonst nehmen wir einfach die Decke aus Jamons Zimmer«, antwortet Kai nach einem Moment mit leicht geröteten Wangen, ist ihm doch gerade durch den Kopf gegangen, wie heiß es ihm in der letzten Nacht wurde.

      »Ich verstehe schon …« Ren richtet sich lachend auf und setzt sich an den Tisch. »So schnell wird euch beiden wohl nicht kalt werden.« Er kann es einfach nicht lassen, seinen Enkel noch ein wenig zu necken.

      Auch Jamon kann sich nur mit Mühe ein breites Grinsen verkneifen, als er sieht, wie Kai noch mehr Farbe bekommt, sodass er immer mehr einer reifen Tomate gleicht. »Du bist doch nur neidisch, dass wir es so herrlich warm haben«, erbarmt er sich schließlich und kommt so seinem Sharik zu Hilfe, der nun erstaunt zu seinem Großvater blickt, der sich wohl an seinem Tee verschluckt haben muss.

      Hustend hält sich Ren die Hand vor den Mund. »Touché, mein Junge. Mit so einer Antwort habe ich jetzt wirklich nicht gerechnet«, keucht er schließlich und trinkt einen weiteren Schluck.

      »Ich glaube, ich gehe heute doch nicht zu Naoko, um die neuen Leinentücher zu holen. So wie du dich gerade anhörst, solltest du dich schonen, Großvater.« Kai mustert den alten Mann besorgt, der die Tasse wieder auf den Tisch stellt und den Kopf schüttelt.

      »Geh nur zur Fuku. Immerhin hast du es mit ihr so abgemacht, dass du die Ballen heute holst. Außerdem geht es mir gut, ich habe mich nur verschluckt, das ist alles.«

      Nach einem Blick zu Jamon nickt Kai widerstrebend. »Na gut. Aber ich gehe erst heute Nachmittag und auch nur, wenn es ruhig ist und du nicht wieder so hustest. Denk dran, das Letzte, was du gebrauchen kannst, ist eine Erkältung.« Er sieht Ren streng an, der mit einem schiefen Grinsen die Hand hebt.

      »Wie du willst. Aber du machst dir wirklich vollkommen umsonst Sorgen. Und jetzt sollten wir wirklich langsam mal frühstücken. Die Tage sind schon kurz genug, da solltest du nicht mehr Tageslicht als nötig verschwenden.«

      Verwirrt runzelt Jamon die Stirn. »Wie meinst du das, Großvater? Der Laden kann doch durch Öllampen beleuchtet werden.«

      »Ja, schon, doch die Leute halten sich bei ihren Einkäufen bei uns ans Tageslicht. Sobald es draußen dunkel wird, können wir den Laden schließen, da eh keiner mehr kommt. Genauso am Morgen: Vor Sonnenaufgang kommt keiner in den Laden, der es nicht unbedingt muss«, erklärt Ren mit einem Fingerzeig zum Fenster.

      »Genau. Und darum gehe ich jetzt öffnen.« Kai steht mit einem Brötchen in der Hand auf und leert hastig seine Tasse, ehe er kauend aus der Küche eilt.

      »Ähm, was war jetzt das?« Fragend sieht Jamon zu Ren, der breit grinst.

      »Kai wird jetzt den Ofen im Laden anfeuern und dabei sein Brötchen essen, damit er dann gleich öffnen kann. Er hat ein bisschen zu lange hier bei uns rumgetrödelt. Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Je kürzer die Tage werden, desto kürzer wird er mit uns am Tisch sitzen.«

      »Verstehe«, murmelt Jamon mit einem leichten Stich im Herzen. Ihm gefällt nicht, was ihm Ren gerade erzählt hat.

      Nach dem Frühstück hilft Jamon Ren beim Aufräumen der Küche und schnappt sich dann Wassereimer und Schrubber. »Ich werde heute den Flur oben und unten putzen. Du hast Kai schließlich gehört.« Mit diesen Worten eilt Jamon aus der Küche und geht direkt nach oben.

      Vollkommen überrascht sieht Ren ihm nach und seufzt leise auf. »Ich bin doch noch kein alter Tattergreis. Aber trotzdem, danke«, murmelt er, obwohl er gar nicht mehr gehört werden kann, und schiebt noch ein paar Scheite in den Ofen.

      In der ersten Etage wischt Jamon fleißig den Boden. Obwohl er die Arbeit nur sehr selten macht, geht sie ihm leicht von der Hand und irgendwie wirkt sie auf ihn auch entspannend. Als er an der offenen Wohnzimmertür vorbeikommt, fällt sein Blick auf das Fenster und den Schnee, der sich langsam auf der Fensterbank ansammelt. »Na toll, dann weiß ich ja, was ich nachher im Hinterhof noch zu machen habe.« Vor sich hin grummelnd wischt er weiter den Boden, bis er die Treppe erreicht hat und sich beim Runtergehen auch gleich um die Stufen kümmert.

      Als er unten angekommen ist, holt er frisches Wasser aus der Küche, ehe er hier unten nicht nur den Flur, sondern auch den Boden im Lager schrubbt.

      Endlich hat er es geschafft und die alten Dielen blitzen nur so vor Sauberkeit. Erleichtert bringt er den Eimer und den Schrubber zurück in die Küche, wo ihm alles von Ren abgenommen wird. »Na los, geh schon raus. Die beiden Racker warten sicher ungeduldig auf dich.«

      Lächelnd erwidert Jamon den Blick seines Großvaters. »Bestimmt. Die wollen raus in den Schnee und ihn so richtig schön festtrampeln, dass ich ihn kaum noch wegfegen kann. Sag mal, wie macht ihr das eigentlich, wenn es glatt wird? Nehmt ihr Asche oder Salz?«

      Lachend deutet Ren auf den Ascheeimer. »Wir nehmen die gute alte Asche dafür. Ich weiß, dass die reicheren Familien Salz nutzen, und der Winzer nimmt sogar die getrockneten Reste von den Trauben.«

      Nachdenklich sieht Jamon zum Ascheeimer. »Meine vorherigen Besitzer haben uns immer Salz streuen lassen. Natürlich nur auf den Wegen, die sie benutzt haben, wir Sklaven und die Diener mussten rumrutschen oder eben mit Asche die wichtigsten Pfade streuen, wenn wir bei Schnee und Glatteis rausgehen mussten. Aber wird der Flur dann nicht extrem schnell schmutzig?«

      »Ja, darum müssen wir im Winter noch genauer darauf achten, dass wir, wenn möglich, überhaupt nicht mit den Schuhen ins Haus kommen. Egal wie eilig wir es haben.«

      Jamon hat aufmerksam zugehört. »Alles klar. Dann werde ich meine Hausschuhe noch näher an die Hintertür stellen. Ich bin dann draußen und kümmere mich um die sicher schon halb verhungerten Pferde.« Ren zuzwinkernd verlässt er die Küche.

      Draußen wird er wirklich schon mit einem ungeduldigen Schnauben begrüßt, als er durch das Schneetreiben erst zum