TARZANS RACHE. Edgar Rice Burroughs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752919714
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Die Hyäne umschlich keifend und keckernd den Platz, um bei günstiger Gelegenheit anzugreifen.

      Tarzan aus dem Dschungel kannte Dango besser als Dango sich selbst kannte. Das hungrige Untier sammelte all seinen Mut für einen plötzlichen Vorstoß. Vielleicht war die Hyäne schon einmal Menschen begegnet und wusste, dass diese Wesen ziemlich ungefährlich waren. Deshalb löste Tarzan seinen Speer aus der Schlinge und legte ihn griffbereit neben sich, während er weiter aß. Dabei hielt er Dango immer gut im Auge. Er fühlte nicht etwa Furcht. Denn er war im Dschungel aufgewachsen und nahm die täglichen Bedrohungen hin als zum Existenzkampf gehörig. So wie ein Europäer die wenngleich viel geringeren Gefahren des Alltags in der Fabrik, auf dem Bauernhof und auf der Straße kaum mehr beachtet. Als Kind des Dschungels war er bereit, innerhalb vernünftiger Grenzen seine Beute zu verteidigen. Unter günstigen Voraussetzungen sogar an Numa, den Löwen. Wenn er sich aber einem Stärkeren gegenübersah, ergriff er auch die Flucht, ohne sich dessen im Geringsten zu schämen. Es gab im Busch kein Lebewesen, das ihm an Tapferkeit, aber auch an Klugheit gleichgekommen wäre. Deshalb nämlich war er noch am Leben...

      Vielleicht hätte Dango schon längst den Angriff gewagt, wenn der Affenmensch nicht hin und wieder warnend geknurrt hätte. Dieses Knurren schien von einem ärgerlichen Löwen zu stammen und kam doch aus der Brust eines zweibeinigen Wesens. Darüber kam Dango zunächst nicht hinweg. Sie war verwirrt und traute sich nicht heran.

      Nach beendeter Mahlzeit wollte Tarzan gerade den letzten Beinknochen nach Dango werfen, als ihn ein plötzlicher Einfall innehalten ließ. Anstatt die Überreste des Hirsches für Dango liegenzulassen, hob er den Körper des toten Tieres auf und nahm ihn mit. Er schlug den Weg nach der Löwenschlucht ein.

      Dango folgte ihm in einigen Schritten Entfernung. Die Hyäne kam dabei so in den Wind, dass der Geruch des toten Wildes ihr in die Nase stieg. Da war es mit aller Vorsicht aus. Unversehens griff sie an.

      Tarzan spürte die drohende Gefahr und ließ Bara fallen. Zugleich riss seine rechte Hand den Speer weit zurück. Wie ein Blitz zischte die Waffe durch die Luft. Die schwere Spitze bohrte sich zwischen Dangos Schultern und fuhr ihr durch den Leib.

      Nachdem er den Speer aus dem Kadaver gerissen hatte, schulterte Tarzan beide Tiere und schleppte sie den Berg hinauf. Drunten in der Schlucht lag Numa, der Löwe, im Schatten des einsamen Baumes. Als er den Ruf des Affenmenschen hörte, erhob er sich mühsam auf die Füße. So schwach er auch inzwischen geworden war, er brüllte wild und starrte seinen Feind aus glühenden Augen an.

      Tarzan ließ die beiden Kadaver über den Rand des Felsens rutschen. »Hier hast du Futter, Numa!«, rief er dazu. »Ich muss dich bei Kräften halten. Vielleicht brauche ich dich noch.« Er beobachtete eine Weile den Löwen, der sich heißhungrig über die beiden Tiere hermachte und große Stücke davon verschlang.

      Am folgenden Tage geriet Tarzan abermals in die Nähe der kämpfenden Truppen. Eine starke Gruppe der Batuta-Bande war von der Kolonial-Polizei an der Flanke eines Berges gestellt worden. Die Räuber, zumeist schwarze Krieger, die von einigen Weißen und Arabern befehligt wurden, hatten regelrechte Stellungen bezogen. Die Kolonialtruppe war offenbar zu schwach, diese rasch ausgebauten Gräben im Sturm zu nehmen.

      Von hoch oben überschaute Tarzan dieses Schlachtfeld. Mit seinen Augen, deren Schärfe es mit jedem Raubvogel aufnehmen konnte, erkannte er manche Einzelheit, die jedem normalsichtigen Manne entgangen wären. Er sah verborgene Maschinengewehrnester und bemerkte sogar die Horchposten im Niemandsland am Fuße des Berges.

      Ein Feuergefecht war im Gange. Gewehrsalven dröhnten. Dazwischen ratterten Maschinengewehre. Ganz in seiner Nähe, etwas unterhalb seines Platzes, hörte Tarzan in kurzen Abständen die Abschüsse eines bestimmten Gewehres, dessen Klang er bald aus den anderen herauskannte. So weit seitwärts liefen die Stellungen der Räuber nicht an der Bergflanke entlang. Hier musste sich vielmehr ein einzelner Scharfschütze eingenistet haben, der hoch über die eigene Stellung hinweg in die gegnerische Linie feuerte.

      Geduldig wartete Tarzan noch einige Schüsse ab, bis er ganz sicher wusste, wo dieser Scharfschütze lag. Vorsichtig arbeitete er sich mit den geschmeidigen Bewegungen eines Panthers abwärts durch das Felsgewirr. Scheinbar achtete er nicht sonderlich auf seinen Weg. Dennoch knackte nie ein trockener Zweig unter seinem Tritt, noch löste sich etwa ein loser Stein. Es war, als ob der Affenmensch an seinen Fußsohlen Augen habe.

      Nachdem er ein kleines Gebüsch durchquert hatte, befand sich Tarzan knapp oberhalb eines Felsenbandes, das mit Steintrümmern und Buschwerk vorzügliche Verstecke bot. Hier entdeckte er, etwa drei Meter unter sich, das Nest eines schwarzen Scharfschützen, der sich hinter Felsen und Büschen vorzüglich verborgen hatte. Der Mann musste ein ausgezeichneter Schütze sein, denn er lag ein ganzes Stück hinter den eigenen Linien und musste über die Köpfe der weiter unten eingegrabenen Banditen hinwegfeuern. Sein erstklassiges Gewehr war mit einem Zielfernrohr ausgestattet. Außerdem hatte der Mann ein Fernglas bei sich, mit dem er gerade eifrig das Gelände nach neuen Zielen absuchte. Tarzans scharfe Augen erkannten drüben in den Linien der Kolonial-Polizei auf den ersten Blick viele ausgezeichnete Ziele, die sich von hier oben leicht treffen ließen, wenn man seiner Kugel sicher war.

      Der schwarze Krieger hatte offenbar genug gesehen. Er legte den Feldstecher beiseite und griff zur Waffe. In diesem Augenblick löste sich über ihm ein brauner Körper vom Felsen und schoss mit der Schnelligkeit eines Blitzes auf ihn herab. Der Schwarze hat gewiss nicht erkannt, was ihm da plötzlich auf den Rücken plumpste. Er konnte keinen Laut mehr von sich geben. Denn sehnige Finger schlossen sich sofort um seinen Hals. Der Überwältigte suchte vergebens, sich freizukämpfen. Wenige Sekunden später war es vorbei mit ihm. Der Scharfschütze war tot.

      Tarzan rollte ihn beiseite und nahm seinen Platz ein. Zuerst überschaute er nur das Gelände zu seinen Füßen. Schließlich nahm er das Gewehr und machte sich mit dem Mechanismus des Zielfernrohres vertraut. Es ließ sich für sein Auge passend einstellen. Das Gewehr an die Schulter ziehend, suchte er ein lohnendes Ziel. Etwas seitwärts lag ein wohlverborgenes Maschinengewehrnest, das von der Seite her den vorgehenden Polizeitruppen schweren Schaden zufügen konnte.

      Der Affenmensch war ein ausgezeichneter Schütze. Mit seinen Freunden aus dem Leben in der Zivilisation war er auch auf Großwildjagd gewesen, wenngleich er niemals Tiere tötete, außer in Selbstverteidigung oder um seinen Hunger zu stillen. Aber er hatte sich, eigentlich ohne bestimmte Absicht, zu einem Meisterschützen entwickelt, wenn man nach der Scheibe oder nach Tontauben schoss.

      Jetzt gab es allerdings für ihn ein anderes Großwild zu jagen. Dort unten lieferten die Mitglieder jener Bande, die sein Weib getötet und seine Farm vernichtet hatten, den Polizeitruppen einen ungleichen Kampf. Die wenigen Männer in den grünbraunen Uniformen standen gegen die Übermacht der Banditen auf schwerem Posten. Tarzan lächelte leise, als sich sein Zeigefinger um den Abzug krümmte. Der Schuss krachte. Einer der Schwarzen hinter dem verborgenen Maschinengewehr brach über seiner Waffe zusammen. Innerhalb von drei Minuten hatte Tarzan den Rest der Bedienungsmannschaft abgeschossen. Danach erwischte er einen braunhäutigen Mann, anscheinend einen der arabischen Anführer, der unvorsichtig aus seiner Deckung trat. Drei Männer, die sich um den Gefallenen bemühten, ereilte das gleiche Geschick.

      Abermals bediente er sich des Zielfernrohres, als er sein Gewehr auf ein entfernteres Maschinengewehr richtete. Die Waffe schoss wirklich punktgenau. Die beiden Männer dahinter waren mit zwei raschen Schüssen außer Gefecht gesetzt.

      Der Banditen bemächtigte sich eine große Unruhe. Anführer und Melder rannten hin und her. Mehrere von ihnen fielen Tarzans unfehlbaren Kugeln zum Opfer. Jetzt ging es den Banditen auf, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Man suchte zunächst den unerkannten Scharfschützen vor den Stellungen im Niemandsland. Als aber ein über den Rand eines flachen Grabens blickender Unterführer tödlich in den Hinterkopf getroffen wurde, war den Überraschten klar, dass der Todesschütze hinter ihnen liegen musste. Mit mehreren Ferngläsern wurde das überhöhte Felsgelände abgesucht. Es dauerte nicht lange und Tarzan sah, wie ein Maschinengewehr herumgeworfen und gegen sein Versteck in Stellung gebracht wurde. Ehe es zu schießen begann, lag die Mannschaft bereits tot neben der Waffe. Inzwischen waren aber zwei weitere Maschinenwaffen in Anschlag gebracht worden. Tarzans Stellung war nicht länger zu halten.