Dämonentreue. Dagny Kraas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dagny Kraas
Издательство: Bookwire
Серия: Dämonentreue
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752921366
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weniger, knapper Worte, um sie zu dirigieren.

      Béo hatte das Auslaufen von der Reling aus beobachtet und war dann in den Bug der Falkenflug gegangen, um aufs Meer hinauszusehen. Irgendwann schien sie es jedoch müde zu sein und setzte sich an die Seite.

      Cridan vergewisserte sich, dass der Kurs stimmte und das Schiff ruhig vor dem Wind lief, dann ging er zu ihr hinüber. In einem Schritt Entfernung blieb er bei ihr stehen und stützte die Hände auf die Reling, den Blick auf die See gerichtet.

      Sie sah ihn abwartend an, sagte jedoch nichts, und irgendwann drehte er den Kopf, erwiderte ihren Blick und lächelte.

      »Die Götter allein mögen wissen, womit ich einen solchen Freund und König verdient habe«, sagte er. »Ich kann es kaum glauben, dass dies hier«, er tippte mit der Stiefelspitze auf die Planken unter seinen Füßen, »wirklich und wahrhaftig mein Schiff ist! Ich weiß gar nicht, wie ich ihm jemals dafür danken soll!«

      »Die Falkenflug ist sein Dank an dich«, erinnerte Béo ihn sanft, »nicht umgekehrt.«

      »Aber wofür?« fragte Cridan ehrlich verwundert.

      Sie lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich neben sie zu setzen.

      »Du hast so viel für uns und für Gantuigh getan«, sagte sie nach einer Weile. »Du hast Tiko ebenso wie mir und Ajula das Leben gerettet, du hast Mar‘Tian zum König der Dämonen gemacht und seinen Anspruch verteidigt, du hast dich auf die Suche nach den Verrätern begeben, ohne auch nur einmal Rücksicht darauf zu nehmen, in welche Gefahr du dich damit gebracht hast. Du hättest die Treue zu Mar‘Tian und Tiko und zu all dem, was sie erstrebten, beinahe mit deinem Leben bezahlt. Du hast ein Leben unter deinesgleichen aufgegeben, um an unserer Seite weiter für den Frieden zwischen T‘han T‘hau und Menschen zu kämpfen. Glaube mir, ich weiß, was es heißt, unter Fremden zu leben. Ohne deinen Mut, deine Klugheit und deine Opferbereitschaft wären wir heute noch lange nicht so weit, wie wir es sind. Wer weiß, ob wir es überhaupt geschafft hätten, Frieden zu schließen.«

      Cridan blieb einen Augenblick lang stumm.

      »Aber ich bin nicht unter Fremden«, sagte er dann. »Ich bin unter Freunden. Wisst ihr das denn nicht?«

      »Manchmal ahne ich es«, nickte sie. »Und doch sind wir nicht dein Volk. Versuche nicht, mir etwas vorzumachen. In dieser Hinsicht kannst du mich ebenso wenig belügen wie ich dich.«

      Er lächelte schweigend.

      »Dennoch«, sagte er. »Ich komme mir vor wie unverdient beschenkt.«

      »Aber das bist du nicht«, beharrte sie. »Du hast es verdient. Erzähle mir lieber, wie sie sich segeln lässt.«

      Cridan dachte kurz nach.

      »Sie ist nicht einfach«, gab er zu. »Sie fordert Aufmerksamkeit, aber sie belohnt einen auch dafür.«

      »Solltest du dann nicht dort oben sein?« fragte Béo irritiert und deutete auf das Kommandodeck.

      »Das ist nicht nötig«, entgegnete er kopfschüttelnd. »Die Mannschaft, die Mar‘Tian ausgewählt hat, ist sehr gut. Die Männer brauchen nicht viele Kommandos. Außerdem kenne ich die Falkenflug beinahe so gut wie mich selbst. Sie ist vielleicht ein wenig in die Jahre gekommen, das mag sein. Aber auch ich bin nicht mehr der junge Heißsporn, der sie damals zum Kontinent gesegelt hat.«

      Er lachte und überlegte, wie er es ihr erklären sollte.

      »Wir haben uns viele Jahre nicht mehr gesehen, aber sie ist noch genau wie früher. Sie spricht mit mir, flüstert und raunt. Wenn sie mich braucht, wird sie es mir sagen.«

      Béo schwieg eine Weile.

      Dann sah sie ihn von der Seite an.

      »Würdest du mir einen Gefallen tun?« fragte sie zögernd.

      Er hob die Schultern.

      »Das kommt auf den Gefallen an«, erwiderte er belustigt, »aber vermutlich ja.«

      »Ich habe die Schiffsreisen sonst immer genutzt, um an meinen Kampfkünsten zu arbeiten«, sagte Béo. »Bis vor einem Jahr hat Mar‘Tian immer mal wieder eine Stunde für mich einschieben können, aber seit er nicht nur Heerführer, sondern auch wieder Herrscher von Gantuigh ist, bleibt dafür so gut wie nie Zeit. Sneyd und Tarpin lassen mich zwar immer wieder mal bei ihnen mitmachen, wenn sie üben, aber auch das ist selten. Und ich denke, etwas Nachhilfe kann nicht schaden. Wer weiß schon, ob wir es auf Korat brauchen werden? Ich will nicht unvorbereitet sein. Würdest du… Würdest du dir die Zeit nehmen, mir etwas beizubringen?«

      Cridan starrte sie verblüfft an.

      »Du willst von einem Dämon lernen, wie man kämpft?«

      »Nein«, sie schüttelte den Kopf. »Wie man grundsätzlich kämpft, das weiß ich schon. Ich will von dir lernen, besser zu kämpfen. Ich weiß, wie gut du bist. Ich habe dich oft genug beobachten können.«

      Er legte den Kopf schief und musterte sie. Der Ernst in ihrer Stimme und in ihrem Gesicht verwunderte ihn.

      »Du meinst das tatsächlich so«, stellte er schließlich fest. »Du willst wirklich von mir lernen.«

      Béo verzichtete auf eine Antwort, und nach einer Weile lachte er.

      »Sicher! Meinetwegen gerne. Los, hol dein Schwert!«

      Cridan wartete am Hauptmast, die Daumen hinter den Gürtel gehakt, bis Béo wieder an Deck kam. Er hatte sein Schwert durch eine kürzere und schmalere Klinge ersetzt, die an seinem Schenkel lehnte.

      Etliche der Soldaten, T‘han T‘hau und Seemänner, Hilfsjungen und andere Bedienstete, die den Tross begleiteten, hatten sich in der Zwischenzeit eingefunden, um ihnen zuzusehen. Selbst die vier Zofen standen in einiger Entfernung an der Reling und beobachteten interessiert das Geschehen.

      Cridan sah die Unsicherheit in Béos Augen, als sie vor ihm stand. Dennoch zögerte sie nicht und hob ihre Waffe quer vor die Brust, um ihm zu signalisieren, dass sie ihm den ersten Angriff gewährte.

      Er lachte und griff mit der Rechten nach dem Schwert: »Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst?«

      Béo geriet innerhalb kürzester Zeit in arge Bedrängnis. Er war nicht nur besser, sondern auch schneller als sie, und obwohl er nur einen Bruchteil seines Könnens und seiner Kraft einsetzte, hatte sie Mühe, ihm auch nur annähernd standzuhalten. Er trieb sie fast spielerisch vor sich her, blockierte ihre Hiebe oder wich ihnen einfach aus, und seinen Angriffen entging sie häufig erst im allerletzten Moment.

      Trotzdem war sie nicht schlecht, und Cridan war sich sicher, dass sie noch um einiges besser werden würde, wenn sie endlich aufhörte, so zu kämpfen, wie man es ihr beigebracht hatte. Béo hatte gute Ansätze, aber sie war einfach nicht schnell genug, weil sie sich zu sehr bemühte, nach den Vorgaben anderer zu arbeiten. Es war viel zu leicht für ihn, ihre Hiebe vorherzusehen und entsprechend darauf zu reagieren. Kein einziger ihrer Gegenangriffe fand sein Ziel.

      Er sah, wie sie die Zähne aufeinander biss und sich zum Durchhalten zwang. Sie beobachtete ihn aufmerksam, und tatsächlich gelang es ihr im Verlauf des Kampfes, sich besser auf ihn einzustellen. Sie begegnete seinen Angriffen mit mehr Mut, und einmal gelang es ihr sogar, seine Deckung in einem gut gewählten Moment zu unterlaufen und einen Treffer auf seinem linken Oberarm zu landen, der die Schuppen knirschen ließ.

      Wenigstens glaubt sie nicht, auf mich Rücksicht nehmen zu müssen, dachte er amüsiert.

      Er attackierte sie auf alle möglichen Arten, zwang sie mal zurück, mal zur Seite, dann wiederum wich er aus und gab ihr Raum, nach vorne zu kommen. Er wechselte das Schwert von der Rechten in die Linke, kämpfte mal aus sehr kurzer Distanz, mit knappen, eng begrenzten Hieben und Stichen, dann wieder mit weiten Sprüngen und großen, ausladenden Bewegungen.

      Béo gab ihr Bestes, ihm die Stirn zu bieten, dennoch war es ein Leichtes für ihn, ihr schließlich das Schwert zu entringen. Polternd krachte die Klinge zu Boden, während er die Spitze seiner eigenen Waffe auf