Eigentlich interessieren ihn weniger die Frau als die Forschungsergebnisse zur Heilung von Diabetes. Die Forschung sei aber mit dem Verlassen von Frau Vaillant aus dem Institut eingestellt worden. Ergebnisse seien seinem Gesprächspartner nicht bekannt.
Irritiert hat er das Gespräch beendet. Noch von seinem Arbeitsplatz aus hat er begonnen, im Internet nach Franziska Vaillant zu recherchieren. Aber es gab nichts Verwertbares zu finden außer dieser einen Internetseite. Auch die Suche nach Wohnort oder Telefonnummer blieb erfolglos.
Mit dem Finger streicht er über die Zeilen. Sein einziges Stück Hoffnung besteht aus ein paar Pixeln auf dem Bildschirm. Zwar nur ein Text, aber real. Er bildet sich nicht ein, was dort steht. Es hat eine ebenso reale Person verfasst und dort abgelegt. Doch die Suche nach ihr und ihren Ergebnissen steckt in einer Sackgasse.
Roland Zimmermann greift nach seiner Computermaus und scrollt den Bildschirm hoch und runter, verzweifelt auf der Suche nach zusätzlichen Hinweisen. Die weiteren Internetseiten des Institutes beschäftigen sich mit vielen Erkrankungen und Heilungsansätzen, aber nicht ansatzweise mit Diabetes.
Die weiteren Klicks führen ihn über die Kontaktseite zur Inhaberin des Institutes, Beryl Summers. Mit ein paar Worten ist ihre Vita beschrieben und ein Foto hinterlegt. Ernst und zumindest mit dem Anschein von Seriosität schaut ihn eine Frau von Mitte 30 an, mit intensiven, wahrscheinlich bildlich nachbearbeiteten blauen Augen und kurzem blonden Haar.
Er starrt sie an, als würde sie ihm gegenüberstehen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass nur dies die Lösung sein kann: Ihr in der Realität gegenüber zu stehen, Auge in Auge, um die Wahrheit zu erfahren, was es mit der Forschung und der Frau Vaillant auf sich hat. Als Inhaberin des Institutes wird sie ihm Antworten geben müssen.
Ein Anruf kommt für ihn nicht mehr in Frage. Er recherchiert über einen Routenplaner die Adresse und die Strecke. Bis zu dem Ortsteil südlich von Heidelberg wären es 50 Kilometer. Dank der Autobahn A 5 wäre das in 40 Minuten zu schaffen.
Morgen ist Freitag. Er wird sich frei nehmen, irgendwie. Länger zu warten, kommt nicht in Frage. Er muss erfahren, wo er dran ist.
Seine Insulinpumpe meldet sich. Er greift nach dem Gerät in seiner Hosentasche. Auf dem Display ist erkennbar, dass sein Blutzuckerwert massiv ansteigt und soeben die Marke von 250 überschritten hat. Automatisch wurde längst die Insulinzufuhr erhöht, aber aufgrund der verzögerten Wirkung kann dem schnellen Anstieg nicht ausreichend entgegengewirkt werden.
Gegessen hat er nichts. Es muss der Stress und ein wenig Panik sein, die seinen Wert nach oben treiben. Auch deshalb sieht er keine andere Wahl, als sich am nächsten Tag auf den Weg nach Darmstadt zu dem Institut zu machen.
Noch ein Blick auf den Bildschirm, dann schaltet er das Gerät ab. Er begibt sich durch das dunkle Treppenhaus leise eine Etage hinab in das Schlafzimmer. Dort ist seine Frau bereits eingeschlafen. Von seinen Recherchen und Plänen hat sie nichts mitbekommen.
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