Norbert Kuntz
Daniel & Andiswa
Eine schwarz-weiße Liebesgeschichte
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Inhaltsverzeichnis
Eine kurze Einleitung
Die Geschichte von Daniel und Andiswa beruht auf Ereignissen und Erfahrungen, die ich während verschiedener Aufenthalte in Kapstadt zwischen 2010 und 2018, insbesondere als Fachkraft in der Entwicklungszusammenarbeit von 2013 bis 2016 bei verschiedenen Organisationen in Wohngebieten der farbigen und schwarzen Bevölkerung gesammelt habe.
Die einzelnen Kapitel sind zumeist kurze abgeschlossene Episoden, die der Hamburger Journalist Daniel zu Artikeln in einem großen deutschen Magazin formt. Dabei steht ihm die einheimische Fotografin Andiswa aus dem Township Khayeltisha zur Seite. Sie erzählen von den schwierigen Lebensbedingungen der Menschen in den Townships, von Rassismus, Gewalt und kulturellen Unterschieden, die in der Regenbogennation Südafrika zu erheblichen Konflikten führen. Diesen Konflikten ist auch die Beziehung von Daniel und Andiswa ausgesetzt.
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Ich bin da
Da steh ich nun also in der Ankunftshalle des Internationalen Flughafens von Kapstadt, vor mir ein Jahr journalistisches Arbeiten in Südafrika und um mich herum lauter Männer, die mir ein Taxi oder eine Limousine in die Stadt anbieten. Ich wehre sie alle fleißig ab, schließlich habe ich bereits aus Deutschland einen Leihwagen bestellt – bei einer lokalen Verleihfirma versteht sich – man will ja nicht die ausländischen touristischen Großkonzerne unterstützen.
Ich warte also – 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten. Wie hatte ich mir in Deutschland doch vorgenommen, nicht den üblichen Vorurteilen über Afrika zu verfallen! Über African Time bin ich schließlich aufgeklärt: Den Europäern hat der liebe Gott die Uhr geschenkt, den Afrikanern die Zeit! Also bleibe ich ganz cool. Mein Flugzeug war schließlich überpünktlich gelandet, die Zollabfertigung war völlig unkompliziert und die Koffer – meine Redaktion hatte mir einen zweiten Koffer Zusatzgepäck gegönnt – hatten auch nicht allzu lange auf sich warten lassen.
Aber mittlerweile stehe ich mutterseelenallein in der riesigen Wartehalle, selbst den künstlichen Wasserfall zur sprudelnden Begrüßung der Gäste aus dem fernen Europa hat man schon abgestellt. Ich habe natürlich die Telefonnummer der Verleihfirma, will mich aber weiter in afrikanischer Geduld üben. Nach fast einer Stunde hat diese dann doch ein Ende und ich habe Bradley am anderen Ende der Leitung, der sogleich fragt, wo ich denn sei, er warte schon eine ganze Weile vergebens auf mich am Hotel.
„Ich bin am Flughafen und warte auf Sie!“
Nun bin ich wohl doch ein wenig zu laut geworden, aber er bleibt ganz ruhig und erklärt mir, dass von Flughafenabholung nichts in seinen Unterlagen stehe.
„Da haben Sie wohl vergessen bei der Online-Buchung das Häkchen an der entsprechenden Stelle zu machen – das kommt schon mal öfter vor – kein Problem.“
Ich solle am besten jetzt ein Taxi nehmen, denn nun wäre Rushhour von der Stadt Richtung Flughafen, weil in die Richtung ja auch die Wohnviertel lägen. Da würde er mindestens eine Stunde benötigen, klärt mich Bradley weiter auf. Mit dem Taxi hingegen sei ich in etwa 15 Minuten am Hotel. Also gehe ich nach draußen auf den Vorplatz und erfreue einen Taxifahrer mit meinem Winken, dass er mir bitte mit dem Gepäck helfen möge. Sein Name ist Vincent, er ist dunkelhäutig – hier