Zwei Schließer schickten sich an, den ohnmächtigen Knaben in seine Zelle zu tragen, als plötzlich ein ältlicher, ärmlich, aber anständig gekleideter Mann atemlos hereintrat.
«Halt – halt!» rief er; «um des Himmels willen noch einen Augenblick Geduld.»
Obgleich die Polizeibeamten die willkürlichste Gewalt über die Freiheit, den guten Ruf und Namen, ja fast das Leben der königlichen Untertanen, besonders der ärmeren Klassen, zu üben pflegen, und obgleich in den Polizeigerichten genug Dinge vorgehen, um den Engeln blutige Tränen auszupressen, so erfährt das Publikum doch nichts davon, ausgenommen durch das Medium der Tagespresse. Mr. Fang war daher nicht wenig entrüstet, einen ungebetenen Gast eintreten und so ordnungswidrig auftreten zu sehen.
«Was ist das? Wer ist das? Werft den Menschen hinaus!» rief er.
«Ich will und muß reden, Sir; ich lasse mich nicht hinauswerfen; hab's alles angesehen. Ich bin der Besitzer des Buchladens. Ich verlange, vereidigt zu werden. Mr. Fang, Sie müssen mich anhören – Sie können es nicht wagen, mein Zeugnis zurückzuweisen, Sir.»
Er war im Recht und sah zu entschlossen aus, als daß der Richter es hätte wagen dürfen, ihn abzuweisen. Fang ließ ihm daher den Eid abnehmen und fragte darauf, was er zu sagen habe.
«Ich sah drei Knaben – zwei andere und diesen hier – um den Herrn da herumschleichen, der vor meinem Laden stand und las. Der Diebstahl wurde von einem anderen Knaben begangen, und dieser war ganz erstaunt darüber – sah aus, als wenn ihn der Schlag gerührt hätte.»
«Warum kamen Sie nicht schon früher her?»
«Ich hatte niemand, nach meinem Laden zu sehen, und bin hergelaufen, sobald ich jemand auftreiben konnte.»
«Also der Ankläger las?»
«Ja, Sir – in dem Buche, das er in diesem Augenblicke in der Hand hat.»
«Ah – ist es bezahlt?»
«Nein!» erwiderte der Buchhändler lächelnd.
«Mein Himmel, das hab' ich ganz vergessen!» rief der zerstreute alte Herr ganz unbefangen aus.
«Vortrefflich! – Und Sie werfen sich zum Ankläger eines unglücklichen, armen Knaben auf!» bemerkte Fang mit komisch aussehender Anstrengung, eine menschenfreundliche Miene anzunehmen. «Es scheint mir, Sir, daß Sie unter sehr verdächtigen und unehrenhaften Umständen zu dem Buche gelangt sind, und Sie können sich sehr glücklich schätzen, wenn der Eigentümer nicht als Ankläger gegen Sie auftreten will. Nehmen Sie sich dies zur Lehre, mein Freund, oder Sie verfallen noch einmal dem Gesetze. Der Knabe ist freizulassen. Räumen Sie das Gerichtszimmer!»
Der alte Herr wurde unter Ausbrüchen der Entrüstung, die er nicht länger mehr zurückzuhalten vermochte, hinausgeführt. Er stand im Hofraume, und sein Zorn verschwand. Oliver lag auf dem Steinpflaster; man hatte ihm die Schläfe mit Wasser gewaschen; er war weiß wie eine Leiche und zitterte krampfhaft am ganzen Leibe. «Armes Kind, armes Kind!» sagte Mr. Brownlow, sich über ihn hinunterbeugend. «Leute, ich bitte, schaff' mir doch jemand sogleich einen Mietwagen.»
Gleich darauf fuhr ein leerer Wagen vorüber, Oliver wurde sorgfältig hineingehoben und auf einen Sitz gelegt, während der alte Herr auf dem anderen Platz nahm.
«Darf ich Sie begleiten?» fragte der Buchhändler.
«Ja, ja, mein werter Herr!» erwiderte Brownlow. «Ich habe Sie vergessen; verzeihen Sie. Und da hab' ich auch das unglückliche Buch noch. Steigen Sie geschwind ein, es ist keine Zeit zu verlieren.»
Der Buchhändler setzte sich zu Brownlow, und sie fuhren ab.
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