„Aber ... äh ... ich meine ... dort regiert doch Luzifer!“
„Ich verstehe nicht, was Sie meinen.“
„Luzifer ist doch der mächtigste Dämon! Keiner kann sich mit ihm anlegen!“
„Ach ja? Woher wollen Sie das wissen?“
„Äh ... ich habe in Büchern und dem Internet ...“
Der Kommissar unterbrach Karim mit einer abwertenden Handbewegung.
„Vergessen Sie alles, was Sie aus Büchern und dem Internet wissen. Diese Informationen dienen nur dazu, die Menschen zu beeinflussen und gefügig zu machen. Menschen dürfen nicht denken, sondern nur arbeiten!“
„Aber ...“
„Ich möchte nicht mit Ihnen streiten, aber ich kann Ihnen die Worte sagen, die der Herr des Westens verlauten ließ: Die Menschen sollen zu dumm zum Begreifen, aber klug genug zum Arbeiten sein.“
„Das klingt nach typisch westlicher Arroganz. Aber sich gleich mit Luzifer anlegen?“
„Luzifer ist ein gefallener Engel. In seinem Innersten ist er ein kleiner Junge, der Spaß an Streichen hat. Er kümmert sich nicht um sein Reich, sondern treibt sich in der Welt der Menschen herum.“
„Und diese Abwesenheit nutzt Leviathan aus?“, erkundigte sich Karim.
„Ja, der Osten brennt, wie Sie aus Ihrer Heimat Syrien am besten wissen. Es liegt im Interesse der Leviathane – das sind die Vasallen von König Leviathan -, dass sich diese Brände ausbreiten. Die Kriege im Osten werden nicht enden, solange sich Luzifer nicht mehr um sein Reich kümmert.“
„Der Herr des Westens will mehr als nur den Osten?“
„Ja. Er möchte alle Reiche! Leviathan ist sehr ehrgeizig. Als Nächstes wird er den Norden instabil machen. Der Norden ist noch zu stark für einen direkten Angriff, daher wählt er einen subtileren Weg.“
„Welchen?“
„Er sorgt für eine Flüchtlingswelle in den Norden, und er wird auch dafür sorgen, dass sich die Nordvölker gegen die Flüchtlinge erheben und sich freiwillig dem Herrn des Westens anschließen werden.“
„Die Kriege im Osten und die derzeitige Flüchtlingswelle ist eine geplante Aktion?“
„Ja, durch den Herrn des Westens.“
„Aber das ist doch gefährlich!“
„Das Streben nach Macht ist immer gefährlich, junger Mann.“
„Warum reagiert Luzifer nicht auf diesen Angriff?“
„Das kann ich nicht sagen. Keiner weiß, wo sich Luzifer derzeit aufhält oder wie seine Pläne sind.“
„Was sagen die anderen Könige dazu?“
„Belial ist der König des Nordens und der Erde. Er wird demnächst Prinzessin Targunitoth heiraten und scheint ziemlich verliebt zu sein. Alles andere, als endlich die Prinzessin in sein Bett zu bekommen, scheint ihn nicht zu interessieren.“
„Ja, und? Liebe ist doch wundervoll“, meinte Selma.
„Liebe macht nachlässig und verwundbar. Belial überlässt die Regierungsgeschäfte seinen Fürsten.“
„Und das ist nicht gut?“
„Die Fürstin aus den mittleren Nordlanden, dem Gebiet, das in der Welt der Menschen als Deutschland benannt ist, hat sich mit dem Herrn des Westens verbündet und unterstützt dessen Pläne, die Länder des Nordens mit Flüchtlingen zu überfluten. Andere Fürsten halten nichts davon, daher ist der Norden uneinig. Dies nützen die Leviathane aus.“
„Die Welt der Menschen ist aus dem Gleichgewicht, weil der Herr des Ostens den kleinen Jungen spielt und der Herr des Nordens verliebt ist?“, rief Selma verwundert.
„Klug kombiniert, junge Frau“, stellte der Kommissar fest.
„Aber was sagt der Herr des Südens dazu?“, fragte Karim. „Warum stoppt Satan die hinterlistigen Angriffe des Westens nicht?“
„Satan ist der König aller Könige! Mir sind seine Gedankengänge nicht bekannt. Vielleicht amüsiert er sich darüber, vielleicht macht er Urlaub oder treibt sich im Bett einer Menschenfrau herum.“
„Aber ...“
„Entschuldigen Sie meine Wortwahl, junge Frau. Aber Satan ist ein sehr lustgesteuertes Wesen.“
„Dann möchte ich mal zusammenfassen“, begann Karim. „Belial, der Herr des Nordens, ist verliebt. Luzifer, der Herr des Ostens, spielt als kleiner Junge Streiche. Und Satan, der Herr des Südens, hurt sich durch Frauenbetten. Und diese Situation versucht der Herr des Westens auszunutzen, um die Weltherrschaft zu erringen. Habe ich das in etwa richtig zusammengefasst?“
„Ja, das trifft ziemlich den Kern.“
„Dann würde mich noch interessieren, wie Baal, der König des Abyssos auf dieses Chaos reagiert.“
„Durch ständige Sitzungen, Beratungen und Friedensvorschläge.“
„Die jedoch keinen interessieren, oder?“
„Sieht so aus, ja. Der Herr des Westens hat kein Interesse an Frieden, sondern nur an Krieg und Macht. Die anderen Könige sind zu hochmütig und egozentrisch, um auf die Vorschläge von König Baal einzugehen.“
„Und welche Rolle soll in diesem Chaos nun Ares spielen? Es hat doch sicher eine Bedeutung, dass er den Hades genau zu diesem Zeitpunkt verlassen hat, oder?“, wollte Karim wissen.
„Hier können wir auch nur Vermutungen anstellen. Ares ist der Gott des Kriegsgemetzels. Er liebt Streit, Blutbäder und Mordgetümmel. Für welche Seite könnte er wohl von Nutzen sein?“
„Für den Herrn des Westens!“
„Das ist auch die Vermutung des Hohen Rates. König Leviathan braucht eine Speerspitze, einen Anlass, einen Grund für seinen Krieg. Er wird Ares dafür einsetzen, einen Krieg in den Reichen des Ostens und Nordens zu beginnen. Sollte es schiefgehen, hat er einen Sündenbock. Er würde alles auf den Gott Ares schieben und sich selbst aus der Schusslinie nehmen.“
„Das wäre ein geschickter Schachzug!“
„Leviathan ist nicht nur machtgierig, sondern auch sehr clever. Ihr dürft den Herrn des Westens nie unterschätzen! Und mit der Fürstin von Griechenland hat Leviathan eine mächtige Verbündete gefunden.“
„Hat der Hohe Rat eine Vorstellung, wie es Leviathan schaffen könnte, Ares für seine Zwecke zu gewinnen?“
„Er wird sich seiner Lust nach Krieg und Zerstörung bedienen. Ares war sehr lange im Hades eingesperrt. Er wird danach dürsten, wieder in eine Schlacht ziehen zu dürfen. Sollte das nicht klappen, wird Leviathan sich der Liebe von Ares zu Aphrodite und seinen Kindern bedienen. Die beiden Götter haben fünf gemeinsame Kinder. Wo sich diese aufhalten, ist unbekannt. Vielleicht hat Leviathan die Kinder in seiner Gewalt und damit ein Druckmittel gegen Ares?“
„Aber wie können wir diesen Irrsinn stoppen?“
„Wir müssen verhindern, dass Ares sein Kriegsschwert bekommt. Außerdem würde es nichts schaden, sich mit Aphrodite zu unterhalten. Sie könnte Ares kontrollieren und besänftigen.“
„Hat Aphrodite auch eine Handynummer? Wir könnten die Göttin doch anrufen“, meinte Karim ironisch.
„Ich gehe davon aus, aber ich kenne ihre Nummer nicht.“
„Das sollte ein Spaß sein“, meinte Karim.
„Das dachte ich bereits, aber Aphrodite wird sicher ein Handy besitzen, wenn sie auf der Erde wandelt.“
„Die Göttin treibt sich auch bei den Menschen herum?“
„Natürlich. Aphrodite ist eine sehr lustvolle