Frauenbutter. Hubert Boderke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hubert Boderke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738007886
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im Nachbarort Jakobsdorf eine Vereinbarung. Fast alle Butter erhielt der Krämer zum Weiterverkauf, ebenso die Eier. Inzwischen hatte Lina mehr als 30 Hühner. Auch die geschlachteten Hühner und Enten nahm der Krämer ab. Alles was sie brachte wurde in ein Buch auf die Habenseite geschrieben, und wenn Lina etwas für den Haushalt benötigte, wurde dies vom Krämer auf der Sollseite vermerkt. Am Ende eines jeden Monats wurde das Konto saldiert und vom Krämer mit Bargeld ausgeglichen. Es kam selten vor, dass Lina etwas bezahlen musst.

      Soweit die Buttermilch nicht getrunken wurde stellte Lina daraus einen wohlschmeckenden Quark her, der zur Selbst-versorgung gebraucht wurde.

      Gustav war sehr musikalisch. Er besaß schon als Kind drei Instrumente, die er von seinem Opa geschenkt bekommen hatte: eine Geige, eine Trompete und ein Bandonium – ein sechseckiges Zieharmonika-Instrument mit Knöpfen. Im Winter, wenn auf dem Hof nicht viel zu tun war, spielte er abends meist Geige. In Jakobsdorf schloss er sich der dortigen Musikkapelle an und spielte in der Winterzeit samstags zum Tanz. Gustav blühte mit seiner kleinen Familie und nicht zuletzt wegen seiner zusätzlichen Arbeit richtig auf. Er war ständig zu Späßen aufgelegt. So brachte er seine Lina immer zum Lachen.

      Die Eisengießerei wurde immer größer, ein Neubau folgte dem anderen. Im Dezember 1904 wurde Gustav ins Büro bestellt. Dort ernannte man ihn zum Formermeister, natürlich mit deutlich mehr Geld. In der Eisengießerei hatte es die ersten Streiks gegeben, aber Gustav hielt sich davon immer fern. Gustav wollte von der Politik nichts wissen. Aber eines hatten die Streiks im ganzen deutschen Reich bewirkt: die tägliche Arbeitszeit wurde auf nur 10 Stunden und Samstag auf 6 Stunden begrenzt.

      Die Freude war riesig, als er die Beförderung abends Lina in allen Einzelheiten erzählte, insbesondere deshalb, weil Lina ihr zweites Kind erwartete.

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