Alonso Salmeron aus Toledo war ebenfalls von hoher Intelligenz. Auch er wurde Konzilsberater und gern mit heiklen Aufträgen betraut. Simon Rodriguez war ein adeliger Portugiese mit einem Hang zur Melancholie. Er hätte aus der Gesellschaft Jesu am liebsten einen Mönchsorden gemacht. Wegen seiner Neigung zur Weltabkehr bereitete er Ignatius zahlreiche Schwierigkeiten und brachte den jungen Orden in eine schwere Krise. Nicolas Bobadilla aus Valencia war recht eigenwillig und fügte sich nur schwer in eine Ordnung. Er wirkte als eifriger Seelsorger, verscherzte sich aber häufig Sympathien, weil er es nicht lassen konnte, die Wahrheit ungeschminkt zu sagen.
Als die ersten Gefährten 1537 nach Venedig gekommen waren und einsehen mussten, dass sie nicht so schnell ein Schiff für ihre Überfahrt ins Heilige Land bekommen würden, nützten sie die Zeit des Wartens, ihre Dienste den großen Spitälern der Stadt anzubieten. Simon Rodriguez berichtet darüber: "Wir machten die Betten, reinigten die Gänge, leerten und scheuerten Gefässe, putzten das ganze Krankenhaus, trugen die Toten ehrfürchtig zu den Gräbern, die wir für sie machten, waren Tag und Nacht um die Kranken besorgt und verspürten dabei soviel Genugtuung und Freude, dass wir ganz erstaunt waren über das Leben in einem solchen Haus und die Aufmerksamkeit vieler hervorragender Personen der Stadt erregten, die kamen, um unsere Tätigkeit wie ein Wunder anzustaunen."
Anfangs gingen alle in Lumpen umher, wohnten in verfallenen Häusern, bettelten und schenkten das Erbettelte wieder weiter. Später rückten sie von dieser Lebensweise ab und gingen zu einer zweckmässigen und organisierten Fürsorge über. Da sie auch die Erfahrung machen mussten, dass sie von wichtigeren Aufgaben abgehalten werden, wenn sie selbst kochen und Hausarbeiten verrichten beschlossen sie, Brüder in den Orden aufzunehmen.
Wie unscharf die Konzeption des neuen Ordens zunächst war, geht aus den Notizen hervor, die Diego Lainez hinterlassen hat: "Als wir auf der Straße von Siena her nach Rom unterwegs waren, geschah es, dass unser Vater viele geistliche Tröstungen erhielt. Er sagte mir, es komme ihm vor, als habe ihm Gott gesagt: “Ich werde euch in Rom gnädig sein.“ Da unser Vater nicht wusste, was diese Worte bedeuten sollten bemerkte er: “Vielleicht werden wir in Rom gekreuzigt werden."
Der Ordensgründer wollte nicht, dass sich die Mitglieder der Gesellschaft Jesu zum Zeichen der Lebensänderung neue Namen geben, wie das in anderen Orden üblich war. Er wollte nicht einmal die Bezeichnung "Pater" oder "Bruder", sondern einfach nur den Namen. Er selbst ließ sich Inigo nennen.
Als Begründung für den Verzicht auf monastische Lebensformen führte Ignatius an: "Diese sind erfahrungsgemäss kein geringes Hindernis, da wir kraft unseres Berufes uns damit abgeben sollen, neben anderen notwendigen Verrichtungen den ganzen Tag und einen Teil der Nacht den leiblich und seelisch Kranken Hilfe und Trost zu bringen."
Die ursprüngliche Idee des Ignatius und seiner Gefährten war die Rückeroberung des Heiligen Landes. Sie hatten allerdings immer eine Alternative im Auge: "Wenn man ihnen keine Erlaubnis zu einem dauernden Aufenthalt gäbe, wollten sie nach Rom zurück und sich dem Stellvertreter Christi zur Verfügung stellen." Schließlich entschieden sie sich, dass es dem Papst überlassen bleiben solle, wie er die Mitglieder über den Erdkreis verteilen will. In dem Gründungsdokument, das Papst Paul III. im Jahr 1540 bestätigte, wird die Zielsetzung der Gesellschaft Jesu so umschrieben:
"Wer immer in unserer Gesellschaft, der wir den Namcn Jesu zu geben wünschen, unter dem Banner des Kreuzes für Gott kämpfen und unserem einzigen Herrn sowie seinem Statthalter auf Erden dienen will, sei sich in der Tiefe des Herzens bewusst, dass er Glied einer Gemeinschaft wird, die gegründet ist zur Förderung der Seelen im christlichen Leben und in der sittlichen Lehre, zur Ausbreitung des Glaubens durch das Amt des Wortes, durch Geistliche Übungen und Werke der Liebe."
Über die Werke der Liebe heisst es: Die Ordensmitglieder sollen sich bemühen, nicht weniger, sondern mehr mit den guten Werken als mit den Worten diejenigen zu erbauen, mit denen man umgeht. In den leiblichen Werken der Barmherzigkeit sollen sie sich auch einsetzen, soweit die Kräfte ausreichen. Zum Beispiel kann man den Kranken helfen, besonders in den Spitälern, indem man sie besucht und einige zu ihrem Dienst schickt; und unter Streitenden Frieden stiften; auch für die Armen und Gefangenen in den Kerkern tun, was einem selbst möglich ist, und dafür sorgen, dass andere es tun.
Mancher Papst betrachtete die Gesellschaft Jesu trotz ihrer engen Bindung an ihn mit stetem Misstrauen. Papst Paul IV. nannte die Amtsführung des Ignatius eine Tyrannei und sagte, die Jesuiten seien Rebellen, weil sie das Beten des Offiziums im Chor nicht akzeptiert hätten, und er drohte ihnen: "Ich verlange, dass ihr das Chorgebet verrichtet, sonst endet ihr als Häretiker." Da die Gefahr bestand, der neue Orden werde nicht anerkannt, erklärte Ignatius sich bereit, die Zahl der Mitglieder auf sechzig zu beschränken. Aber diese Beschränkung wurde bereits nach drei Jahren, 1543, wieder aufgehoben.
Die Gesellschaft Jesu hat das Leitmotiv gewählt: "Alles zur größeren Ehre Gottes. Die Truppen, die sie in alle Welt entsendet, sollen nie für die Ehre eines Menschen streiten. Denn wo es nicht um die Ehre Gottes, sondern um die Ehre von Menschen geht, schreibt man den Soldaten ‘Gott mit uns' aufs Koppelschloss und treibt sie dann für Ordnung, Recht und Freiheit in die Schlacht. Da hetzt man Menschen gegen Menschen.
Ist es denkbar, dass sich der Jesuitenorden einmal entschließt, einen demokratischen Führungsstil einzuführen? – Demokratische Strukturen haben einen Nachteil: Jeder hält sich für kompetent, Vorschläge zu unterbreiten, von denen er erwartet, dass andere sie ausführen. Der autoritäre Führungsstil hat einen Vorteil: Jeder stellt sich darauf ein, dass er eine Sache selbst in die Hand nehmen muss. Und Vorgesetzte werden sich meist hüten, ihre Untergebenen durch Ratschläge oder Anweisungen daran zu hindern.
Ignatius-Sprüche
Dies sei die erste Regel allen Tuns: Vertraue so auf Gott, als hinge der Erfolg der Dinge ganz von dir und nicht von Gott ab; verwende jedoch auf dein Werk so sehr alle Mühe, als wenn du nichts könntest, Gott aber alles tut.
Gottvertrauen und Selbstvertrauen schließen sich nicht aus. Aber wer von Gott erwartet, was er selbst tun muss, sollte diese Haltung nicht Gottvertrauen nennen, sondern Faulheit. Und wer ganz auf sich vertraut, ist töricht, weil er seine Grenzen noch nicht kennt.
Wo liebe ist, da geschehen große Dinge; wo nichts Großes geschieht, da war keine Liebe.
Viele Taten, die von den Geschichtsschreibern als groß und bewundernswert dargestellt werden, entstanden aus fragwürdigen Motiven: aus einem Geltungsbedürfnis, einem Machtstreben oder eingebildeten Sendungsbewusstsein heraus. Oft wurden sogar Völker für ein "großes Werk" geopfert. Aber die Menschen sind nicht für die Werke da, sondern die Werke für die Menschen.
Wer will, dem ist nichts schwer.
Er muss allerdings eine Voraussetzung erfüllen: er muss seinen Willen durch Training gestärkt und fähig gemacht haben, sich gegen Widerstände durchzusetzen.
Was man mit zu großer Eile gewinnt, pflegt nicht erhalten zu werden.
Wer sich hektisch verhält, beweist damit, dass er sich selbst misstraut, ob er das, was er nicht sofort erreicht, erreichen kann, wenn Ausdauer von ihm gefordert wird, die er nicht besitzt. Er rechnet sich nur eine Chance aus, wenn er andere überrumpeln kann.
Man soll niemals ein gutes Werk verschieben, weil es unbedcutend ist, mit dem Gedanken, zu gelegener Zeit höhere Werke zu tun.
Die kleineren Werke, die wirklich getan werden, sind wichtiger als die größten, die man immer nur plant. Ausserdem setzen sich die großen aus vielen kleinen Werken zusammen.
Man muss bedenken, dass der