"… und er soll ein Romantiger sein!". Georg Pachernegg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Georg Pachernegg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783847612247
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verschiedenen Portale weichen oft sehr von einander ab, von gratis bis hin zu wirklich unverschämt teuer.

      Bei einem Teil der Börsen können Sie zur Erfassung Ihrer Angaben nur Kreuzchen machen, was natürlich den Vorteil hat, dass man sich so automatisch relativ genau auf ganz bestimmte Fakten festlegen muss. Dies dient einerseits der ergebnisorientierten Definition und Analyse dessen, was man eigentlich selbst sucht und verbessert andererseits parallel später die Vergleichsgenauigkeit derjenigen Profile, die Sie in die engere Wahl ziehen. Manche dieser Börsen bieten sogar den allerdings nur auf den ersten Blick verlockenden Service an, der suchenden Dame immer wieder einmal diverse „nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ speziell für sie ausgewählte Profile vorzuschlagen von angeblich besonders gut zu ihr passenden Herren.

      Ich sagte „nur auf den ersten Blick verlockend“, denn spätestens nachdem man ein paar solcher Vorschläge bekommen, geprüft und für absolut unpassend, ja, lächerlich befunden hat, muss jedem Teilnehmer absolut klar sein, dass einzig und allein eine Übereinstimmung im Grad des Schulabschlusses oder der Behinderung, in der Haar-, Zahn- oder Augenfarbe, in der Haltung zur Atomkraft oder zur Inklusion, in der Körpergröße, der Kinderzahl oder in der Kenntnis von schwierigsten mathematischen Formeln und der großen Begeisterung für Fremdsprachen und/oder Fremdgehen nicht ausreicht, um jemanden zu einem anderen Menschen besonders gut passen oder sich zu ihm hingezogen fühlen zu lassen.

      Auch das gleiche Filmgenre zu lieben, die gleiche Musik zu hören, die gleichen Bücher zu lesen oder denselben Maler, Cartoonisten, Dichter oder Schriftsteller zu verehren, reicht noch längst nicht aus für den glücklichen Bestand einer Beziehung, auch wenn manche Frauen dies nicht wahrhaben wollen und in ihren Profilen eine nachgerade peinliche Verehrung ihrer ganz persönlichen ‚Götter‘ pflegen, immer mit dem Risiko, eine Zuschrift zu bekommen wie etwa: „Hallo, ich finde den Grafen von Unheilig auch ganz toll, was ist denn deine Lieblingsstellung?“

      Eine Börse mit solchen Ankreuzfeldern lässt oft auch hinsichtlich der Vielfalt der gebotenen Auswahlmöglichkeiten sehr zu wünschen übrig. Beispielsweise mögen Sie ja, wie ich weiß, die Farbe Grüngelb besonders gern. Diese Tatsache können Sie der Welt ganz einfach in einem Freitextfeld mitteilen, wohingegen man vielleicht bei den Feldern zum Ankreuzen nur die Wahl hat zwischen Grün oder Gelb. Aus diesem Grunde neige ich eher dazu, eine Partnerbörse zu empfehlen, in welcher man seine Angaben zusätzlich zumindest teilweise auch ausformulieren kann, das macht alles viel persönlicher.

      Die letztgenannten Portale haben noch einen zusätzlichen, ganz entscheidenden Vorteil, sie ermöglichen Ihnen nämlich, heimliche, verschlüsselte Botschaften an den Leser in Ihrem Profil unterzubringen wie zum Beispiel den Hinweis auf eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit Ihnen außerhalb des Forums. Dies ist besonders dann für Sie interessant, wenn Sie bei der betreffenden Plattform zwar ein durchaus kontaktwürdiges männliches Profil entdeckt haben, hier aber trotzdem kein zahlendes Mitglied werden wollen und Ihnen eigentlich somit die Nutzung der normalen, von den Betreibern natürlich nur gegen Bezahlung angebotenen, Kommunikationswege verwehrt ist. Hierzu komme ich aber später noch an anderer Stelle ausführlicher.

      Manchen der Frauen ist zwar offenbar die Problematik der eingesparten Mitgliedsbeiträge schon irgendwie bewusst, nicht aber die Lösung derselben, da soll sich doch bitteschön der Mann den Kopf drüber zerbrechen. Und wer das dann schafft, hat damit auch gleichzeitig schon ihren persönlichen Eignungstest mit Erfolg absolviert. „Marie“ aus Gelsenkirchen Buer beispielsweise schreibt: „ich bin ganz normale fr, bin 167gr d,blonde haare lebe mit meine kleine enkelin zusammen geh meine arbeit nach so wenn ihr mehr wissen wollt schreibt einfach …würde gerne schon lesen wollen was man mir schreibt aber ich sehen nicht ein dafür zubezahlen da kann ich auch woanders rein gehen und muss nichts bezahlen .“ Männer, haltet eure Geldbörsen fest!

      Lassen Sie sich jetzt bitte nicht allzu sehr von Ihrer ja aus akutem Anlass sich selbst verordneten Sparsamkeit leiten. Wie im wirklichen Leben ist es auch hier meistens so, dass das, was nichts kostet, auch nichts taugt. Entscheiden Sie sich für kostenlose Börsen höchstens als Nebenbei - Suchmöglichkeiten. Niemand hat etwas zu verschenken, und schon gar nicht die Börsenbetreiber. Gerade sie sind nicht wirklich die uneigennützigen Menschenfreunde, so gern und so oft sie dies auch immer wieder durchblicken lassen wollen. Diese Leute holen sich ihre Profite eben nur nicht über die Mitgliedsbeiträge, sondern zum Beispiel über eine Flut von lästigen Werbebannern, die bunt, grell und unabschaltbar dauernd auf Ihrem Bildschirm aufblinken und die zwar von anderen Leuten bezahlt werden, aber deshalb nicht minder nervtötend sind. Oder sie benutzen Ihre streng geheimen persönlichen Angaben, um Ihnen gezielt und körbeweise Werbe-Mails mit ultragünstigen, limitierten und natürlich speziell für Sie konzipierten Sonderangeboten diverser obskurer Geschäftspartner in Ihren Spamordner zu senden, oder noch Schlimmeres.

      Wo um Himmels Willen wollen Sie denn die drei Waschmaschinen unterbringen, die man Ihnen dann bald als „einmalige Gelegenheit“ so nachdrücklich empfiehlt? Und wie oft möchten Sie noch „einen Mindestbetrag von 50 €“ für Dessous oder Schuhe ausgeben, nur um dabei 10 € zu sparen? Also bitte, Finger weg! Und außerdem, mal ehrlich, das, wofür Sie selbst Geld locker machen, betreiben Sie sowieso viel ernsthafter als etwas, was gratis am Rande mal eben so mitbenutzt wird. Und die Sorte Männer, die Sie suchen, sieht das bestimmt ganz genauso und handelt auch dementsprechend.

      Manche Single- und Partnerbörsen sollen ja, wenn man den zahlreichen Berichten aus dem Internet Glauben schenken darf, sogar fast ausschließlich zu Betrugs- und Abzockzwecken gegründet worden sein. Hierüber gesicherte Informationen zu bekommen ist aber naturgemäß höchst schwierig, daher überlasse ich eine Einschätzung diesbezüglicher Nachrichten und Aussagen lieber Ihnen als Leserin, die Schmerzgrenze des Erträglichen ist ja von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich.

      Sie haben jetzt zwei bis drei dieser Portale in die engere Auswahl gezogen, ganz nach Lust und Laune oder der Größe Ihres Budgets an ‚Spielgeld‘. Und Sie haben sich erst mal nur für eines von ihnen entschieden, bei dem Sie Ihr Kapital riskieren wollen. Bei den anderen kann man ja immer mal zwischendurch schnuppern, ob sich da vielleicht jemand Interessantes ‚herumtreibt‘, der es wert sein könnte, dass man noch ein paar blanke Talerchen mehr riskiert, um ihn anschreiben zu können.

      Mit Glück geht das aber auch gratis. Es werden ja in allen Portalen immer wieder einmal Spar-, Werbe- und Sonderaktionen veranstaltet, so etwa das berühmt - berüchtigte Frühlings-, Sommer-, Urlaubs-, Goldener - Herbst- oder Weihnachtsspecial, oder drei Tage, eine Woche oder einen Monat lang die kostenlose Premium - Mitgliedschaft für alle Frauen über Vierzig. Oder aber fünfundzwanzig Kontaktaufnahmen Ihrer Wahl gratis, wenn Sie sich bis spätestens übermorgen, 24 Uhr, bei der betreffenden Börse neu angemeldet haben, und viele andere Angebote mehr. Da lohnt sich schon eine genaue Marktbeobachtung.

      Sie sollten einfach regelmäßig bei den verschiedenen Plattformen nachsehen oder noch besser, Sie abonnieren sofort die wöchentlichen E-Mail - Newsletter einiger Portale, dann sind Sie über so etwas stets auf dem Laufenden und können nach Bedarf davon Gebrauch machen. Und passen Sie gut auf, manche Börsen sind anfangs für Frauen komplett dauerhaft gratis, aber wenn diese Frauen dann erst einmal das offenbar für Börsenbetreiber magische Alter von Fünfzig überschritten haben, müssen sie kräftig bluten, sprich bezahlen und dürfen zu allem Überfluss womöglich noch dazu von allen Männern kostenlos angeschrieben werden. Sie können so natürlich auch noch von Hinz und Kunz und jedem hergelaufenen … das sage ich jetzt nicht, aber ich meine Finanzberater, virtuell begrapscht und mit dummer oder gar unflätiger Post zugeschüttet werden.

      Das liegt, wie schon gesagt, daran, dass bei fast allen Börsen deutlich mehr Männer als Frauen registriert sind und manche Betreiber gegen dieses zuweilen recht krasse Missverhältnis gern ein wenig ansteuern möchten. Im großen Zusammenhang mag so etwas sogar plausibel erscheinen, aber für die einzelne Frau betrachtet ist es eine entwürdigende Praxis. Versuchen Sie aber besser, einfach nicht darüber nachzudenken. Zu Ihrer Beruhigung sei angemerkt, dass Männer eigentlich immer draufzahlen. Sie sind in allen Partnerbörsen, fast möchte ich behaupten: genau wie im übrigen Leben auch, insgesamt gesehen definitiv die benachteiligtere Sorte Mensch. Na ja, gut, vielleicht nicht alle.

      Tja,