Verfluchte Freiheit. Anna Sydney. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anna Sydney
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738057157
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      Anna Sydney

      Verfluchte Freiheit

      "Fliehkraft", die Geschichte des Valentin E.

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Valentin

       Auf der Marienburg

       Sieben Jahre später

       Professor Krumschnabel

       Der Entschluss

       Hazel

       Aufbruch

       Mittelamerika

       Flor de Castilla

       San Juan del Sur

       Segeln im Pazifik

       Atlantikküste

       Rochen

       Besuch in Deutschland

       Zurück in Nicaragua

       Kooperative

       Siuna

       Granada

       Kanada

       North Carolina

       Immobilienbüro

       Urlaub auf Ocracoke

       New York

       Besuch

       Die Rückkehr

       Impressum neobooks

      Valentin

       Der Mensch ist nur da wirklich Mensch,

       wo er sich die Geschichte seines Lebens nicht diktieren lässt,

       sondern selber schreibt.

       Viktor Frankl

      Eine stürmische Brise pfiff um die herrschaftliche Villa. Die Bäume schwankten, und herbstlich gefärbte Blätter trieben durch den Garten. Der alte Nussbaum hatte bereits seine Früchte abgeworfen. Sie lagen zerstreut auf der Wiese, und die Vögel hackten so lange auf den Schalen herum, bis die Nuss krachte und sie die Frucht herauspicken konnten.

      Valentin stand im Wohnzimmer und blickte auf das herbstliche Treiben. Gerade wollte er das Fenster schließen, als die Tür hinter ihm mit einem Knall zufiel. Er hasste dieses Geräusch – ebenso, wie er Insekten verabscheute, Fliegen und Mücken, die einem um die Nase schwirrten und nicht an einer Stelle blieben, wo man sie mit der Klatsche erwischen konnte. Die Menschheit wäre glücklicher ohne dieses Geschmeiß, dachte er, während er das Fenster schloss. Hätte er sich dafür entschieden, Architektur zu studieren, hätte er wohl gedämpfte Türen entworfen, die nicht so laut zuknallten. Mit gemischten Gefühlen hatte er sich jedoch für Jura eingeschrieben.

      Vor zwei Jahren hatte Valentin andere Träume gehabt. Da waren Schauspieler wie Brad Pitt, Bruce Willis, Johnny Depp, George Clooney oder Michael Douglas seine Idole gewesen. Sie waren gut gebaut, hatten eine ansprechende Erscheinung, wirkten auf Frauen wie ein Magnet und vor allem: Sie küssten immer die schönsten Schauspielerinnen der Welt. Doch sein größtes Idol war Dustin Hoffman. Er hatte die hübschesten und prominentesten Frauen neben sich, obwohl er gewiss nicht der Attraktivste unter seinen Kollegen war. Doch er war ein begnadeter Schauspieler. Also wollte Valentin Schauspieler werden. Dann würde ihm die Welt (vor allem die hübschen Frauen) zu Füßen liegen … Schon als Kind hatte er eine Vorliebe für die Schauspielerei gehabt. In der Schule hatte er den Romeo in William Shakespeares „Romeo und Julia“ gespielt, bei der Schulaufführung. Bereits damals war seine Aufmerksamkeit von der farbenfreudigen Szene auf der Bühne gefesselt. Im Grunde seines Herzens liebte er das Theater mit seinen undurchdringlichen Geheimnissen.

      Sein Vater jedoch hatte andere Pläne für Valentins Zukunft. Er war Rechtsanwalt, wie sein Großvater und Urgroßvater. Also war es seiner Meinung nach kaum notwendig, sich nach Valentins Berufswünschen zu erkundigen. Zugegeben: Der Vater war Partner in einer großen, gutgehenden Kanzlei. Die Familie lebte gut davon, hatte ein weiträumiges Anwesen am Stadtrand von Würzburg mit wunderbarem Blick auf die Marienburg. Valentins Gedanken gingen zurück zu jenem Gespräch, das über seine Zukunft entschieden hatte.

      Er lief unruhig im Wohnzimmer umher, stellte immer wieder beklommen das Radio auf einen anderen Sender ein. Der Augenblick, den beide seit Jahren gefürchtet hatten, war gekommen. Während sein Vater sich einen Whisky einschenkte, zählte er ihm wieder einmal die Vorteile eines Jurastudiums auf, redete auf Valentin ein.

      „Ja, gut“, entgegnete Valentin schließlich achselzuckend und seufzte.

      Erleichtert klopfte Paul dem Sohn auf die Schulter. Valentin stolperte einen Schritt nach vorn. Er fühlte Unbehagen. Wäre jetzt nicht der Zeitpunkt gewesen, seinen Traum zu verwirklichen? Sollte er noch einmal mit dem Vater über die Schauspielerei sprechen? Doch ihm fehlten die Worte; sie wollten nicht aus seiner Kehle, hafteten tief unten im Rachen. Er griff an seine Kehle, spürte den Adamsapfel, als könne er die im Hals steckenden Worte hinaufschieben. Unbeholfen stand er im Zimmer. Es war schwer, gegen seinen Vater Argumente zu finden. Er konnte sich einfach nicht so gut ausdrücken wie er. Und selbst wenn es ihm gelänge, schien die Entscheidung für Paul mit diesem Schulterschlag besiegelt. Valentin empfand Leere. Und fühlte sich bedrängt. Wieso war es so selbstverständlich, dass er in die Fußstapfen der Familie trat?

      Ein paar Tage später schrieb Valentin sich im Wintersemester für Jura ein. Den Gedanken an die Schauspielerei verschob er auf später. Wie hatte Paul gesagt: „Schauspielerei, das ist eine brotlose Kunst! Als Jurist, da hast du viel mehr