Adler und Leopard Teil 3. Peter Urban. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Urban
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847618331
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      Peter Urban

      Adler und Leopard Teil 3

      Im Glanz der Siege

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1 Das Oberkommando

       Kapitel 2 Sieg oder stirb!

       Kapitel 3 Der Krieg im Dunkeln

       Kapitel 4 Verräter

       Kapitel 5 Die Befreiung von Oporto

       Kapitel 6 ...und den Feind in seinem eigenen Blut ertränken

       Kapitel 7 Schwert und Schild

       Kapitel 8 Leere Kriegskassen und andere Sorgen

       Kapitel 9 Das Geheimnis der Tempelritter

       Kapitel 10 Blutiges Talavera

       Kapitel 11 Verzweifelter Sieg

       Kapitel 12 ...und eine weitere Schlacht wäre unser Ende

       Epilog Wellington

       Impressum neobooks

      Kapitel 1 Das Oberkommando

      In den Wochen die dem Skandal um den Herzog von York und seine Affäre mit der berüchtigten Kurtisane Mary Ann Clarke folgten, vergrub Arthur sich in Dublin. Fernab von London und dem ganzen Aufruhr, den diese widerwärtige Korruptionsgeschichte verursachte, versuchte er sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Es war nicht einfach. Arthur wusste, was mit ihm los war. Es war auch keine neue Erfahrung: Er hatte einmal - nach Charlottes schrecklichem Tod - versucht seinem Leben ein Ende zu setzen. Nach dem Blutbad von Assaye hatte er eine Weile dumme Gedanken gehabt und seit dem Flandernfeldzug wurde er launisch und seltsam, wenn seine Albträume und die Toten ihn zu sehr plagten. Doch dieses Mal hatte er die Grenze überschritten und Arthur war sich darüber im Klaren, dass er seine fortwährende Existenz lediglich John Dunns Aufmerksamkeit verdankte. Es konnte so nicht weitergehen. Robert Castlereagh hatte ihm angedeutet, daß er bald mit einem neuen, militärischen Kommando rechnen könnte, und daß seine Verbannung nur von kurzer Dauer sein sollte, doch Arthur wollte dem Freund nicht glauben. Zu sehr lasteten noch die demütigenden Momente auf ihm, als er vor dem Kriegsgericht seine Ehre und sein Leben hatte verteidigen müssen. Außerdem befürchtete er, daß er als jüngster Generalleutnant der britischen Streitkräfte keinesfalls auf einen so wichtigen Posten berufen werden würde, denn das Expeditionskorps auf der iberischen Halbinsel war zwischenzeitlich auf fünfunddreißig tausend Mann angeschwollen. Zwar wusste Arthur durch den Herzog von Richmond, dass nicht nur die Tories seine Wiederentsendung auf den Kontinent dem König gegenüber propagierten, sondern ebenfalls seine beiden alten Verbündeten bei den Whigs, Lord Ponsonby und Lord Uxbridge. Doch er war in einer Stimmung, in der er nicht einmal mehr seinen engsten Freunden Glauben schenkte.

      Bei seinem verzweifelten Rückzug auf La Coruña im äußersten Norden Spaniens, nach dem Fall der Hauptstadt Madrid, war Sir John Moore tödlich verwundet worden. Die britische Regierung hatte provisorisch zuerst John Hope und dann Sir John Craddock zum Oberkommandierenden des Expeditionskorps ernannt, aber allen war klar, dass Craddock weder über den notwendigen Sachverstand noch über ausreichend Erfahrung verfügte, um sich erfolgreich mit Marschall Soult zu messen. Und so erhielt Arthur, eines Tages, Mitte Februar 1809 einen zweiten Brief von Robert Castlereagh, in dem dieser ihn informierte, dass er in den nächsten Tagen offiziell auf den Posten des Oberkommandierenden des britischen Expeditionskorps in Portugal berufen würde und spätestens am 1.April in See stechen musste, um seine neue Aufgabe zu übernehmen.

      Arthur wusste nicht ob er erleichtert oder verwirrt auf diese Ernennung reagieren sollte. Seit dem Tag, an dem er von jeder Verantwortung für die Konvention von Cintra freigesprochen worden war, wusste er gar nichts mehr. Sein Leben hatte so lange in der Schwebe gehangen, dass er bereits mit allem abgeschlossen hatte. Von seiner Familie hatte er in dieser schweren Zeit keine Unterstützung erfahren. Seine Frau hatte sich erst gar nicht um ihn gekümmert und nicht einmal mehr ihre üblichen Briefe geschickt, in denen sie um Geld bat. Kitty schien seine Existenz bereits vergessen zu haben. Alle machten ihm nur Vorwürfe. Selbst seine sogenannten politischen Freunde hatten keine Gelegenheit ausgelassen, seine Ehre in den Schmutz zu treten. Und Robert Castlereagh vermied bereits seit Monaten jeden persönlichen Kontakt und beschränkte sich auf Briefe. Nur der Herzog von Richmond und Sir William Ponsonby hatten ihn öffentlich verteidigt und ihm in den schwersten Tagen während des Kriegsgerichtsverfahrens ohne Wenn und Aber zur Seite gestanden. Und jetzt schien sich das Blatt plötzlich wieder zu wenden. Arthur las Castlereaghs Brief zum zweiten Mal. Doch der Brief entlockte ihm lediglich ein Kopfschütteln. Paget hatte damals in Queluze recht gehabt. Die Politik war ein schmutziges Geschäft.

      Er stand vom Schreibtisch auf und ging langsam zum Fenster seines Arbeitszimmers. Leise fielen Schneeflocken auf den Rasen im Park hinunter. Aber es war bereits zu warm in Dublin und die Flocken schmolzen sofort wieder. Sie waren genauso ephemer, wie seine Siege des Jahre 1808. Soults Vorhut hatte die Grenzen nach Portugal bei Monterey und Chaves überschritten. Dies war genau neun Monate nach Arthurs Sieg bei Vimeiro und dem unglücklichen Vertragsschluss von Cintra geschehen, der seinen Vorgänger General Junot zum Rückzug aus dem kleinen Land am Atlantik gezwungen hatte. “ Diese neun Monate Zeit “, dachte der General, “ hätten völlig dazu ausgereicht um für Portugal ein vernünftiges Verteidigungssystem zu schaffen.“ Doch der portugiesische Kronrat war so sehr in sich gespalten, dass eine Einigung zwischen den vier verfeindeten Fraktionen unmöglich schien. Und Einmischung von außen brachte mehr Schaden, als Nutzen. Die vielen Briefe, die seine Freunde ihm aus Portugal geschrieben hatten, erzählten detailliert von sämtlichen Querelen und Konflikte. Als Soult das Land überfiel, befand es sich in einem Zustand, den man nur noch als ein totales, militärisches Chaos bezeichnen konnte. Nachdenklich blätterte Arthur alle Briefe durch, die er in den letzten Wochen von der Iberischen Halbinsel erhalten hatte. Der Bischof von Oporto, sein Freund und Verbündeter aus alten Tagen, hatte ihm mehrfach angeboten, Großbritannien hinter sich zu lassen und den Oberbefehl über die portugiesische Armee zu übernehmen. Er bot Arthur Carte Blanche, den Rang eines Generalfeldmarschalls und freie Hand nach eigenem Gutdünken die portugiesische Armee zu reformieren und für einen Einsatz gegen Frankreich auszubilden. Der Bischof hatte Arthur eindringlich gebeten, Ordnung in das Chaos zu bringen und den patriotischen Wahn und den Hass seiner Landeskinder gegen Frankreich in vernünftige Bahnen zu lenken, die am Ende einen militärischen Erfolg versprachen. Doch der irische General hatte regelmäßig abgelehnt. Obwohl ihn die schändliche Behandlung durch die britische Krone und die Regierung verbitterte, spürte Arthur, dass er nicht zum Söldner taugte. Die Wellesleys hatten seit den Tagen von Wilhelm dem Eroberer den Souveränen des Inselkönigreiches gedient. Diese Tradition war zu tief in ihm verwurzelt, um aus Wut und