Mittlerweile waren Madden und er beide wohlhabende, erfolgreiche Clubbesitzer. Owney in Harlem, Mason im French Quarter von New Orleans. Überhaupt waren die beiden Männer sich ähnlich. Sie beide teilten die gewaltvolle Vergangenheit der Gangs in New York, sie beide waren für ihre Verbrechen und auch die von anderen ins Gefängnis gekommen und sie beide hatten diese Zeit überstanden und sich ein neues Leben aufgebaut. Und ihnen beiden war bewusst, wie wackelig die Beine waren, auf denen diese Existenz stand. Als ehemaliges Mitglied einer New Yorker Gang oder der Mafia war es nicht selbstverständlich auszusteigen und neu anzufangen. Über die Jahre sammelten sich Geheimnisse und Straftaten an, man erwarb sich einen Ruf und kam zu Macht und Geld. Die Mafia wollte oftmals vermeiden, dass man sich gegen sie wandte und deshalb töteten sie die Aussteiger, ehe sie zur Gefahr wurden. Einige andere allerdings, ließen sich bezahlen und kümmerten sich nicht weiter um ihre ehemaligen Mitglieder. Allerdings erforderte so ein Ausstieg viel Geld und den eisernen Entschluss, unterzutauchen und sich ruhig zu verhalten. Joe Masseria wäre niemals nur mit Geld zufrieden gewesen. Die familia blieb die familia. Mason hatte nur Glück, dass Joe The man who dodge bullets, wie er nach 1922 aufgrund einer ausgearteten Schießerei, die er wie durch ein Wunder überlebt hatte, genannt wurde, in ihm tatsächlich ein Familienmitglied sah, einen Freund, den es zu beschützen oder endgültig auszuschalten galt. Nur weil Peter Morello ihn immer geschätzt hatte, lebte er noch. Und um für Ruhe zu sorgen, nachdem er ausgestiegen war, war er gegangen und hatte sich unauffällig verhalten. Aus diesem Grund war er nach New Orleans gegangen. Im Gegenteil zu Owney, der noch immer Kontakt mit einigen Iren der früheren Gophers hatte, hatte Mason keinen Kontakt mehr mit seinen alten Mafiamitgliedern. Sie alle waren aus Hell’s Kitchen und es grenzte für Mason an ein Wunder, dass er aus dem Viertel herausgekommen war. Deshalb hielt er sich fern, um sein Glück nicht überzustrapazieren.
Die Gophers existierten seit fünf Jahren nicht mehr. Madden pflegte noch den Kontakt zu einigen Aussteigern, einige hatten sich auch dem West Side Irish Mob angeschlossen und diese Verbindungen machte Owney sich zu Nutzen. Allerdings fühlte Madden sich den Iren als stolzer Brite mehr verbunden als Mason sich den Italienern oder Iren. Und Mason hatte längst erkannt, dass die Cosa Nostra anfing Amerika zu beherrschen. Die Italiener hatten nicht mehr nur in New York das Sagen, sondern agierten längst auch in Chicago und anderen Städten. Deshalb war er nach New York zurück gekehrt. Er benötigte die Hilfe seines Freundes, wenn er weiterhin gegen die Mafia Bestand haben wollte, ohne sich ihr wieder selbst anschließen zu müssen. Und Mason war nicht bereit, aufzugeben. Er hatte seine Heimat verlassen, hatte sein altes Leben hinter sich gelassen und sich etwas Neues aufgebaut. Er würde niemals aufgeben, dieses Leben zu verteidigen. Nun wollte die Mafia jedoch den Alkoholschmuggel ausschließlich in ihre kriminellen Hände nehmen und Mason wollte sich nicht auf die Italiener verlassen. Natürlich würde auch die Cosa Nostra ihn mit Schnaps beliefern, aber er zog es vor, zu seinen Bedingungen zu handeln und nicht zu auferlegten, die sich immer eng an Drohungen und Gewalt knüpften. Er wollte nichts mehr mit diesem Leben zu tun haben und er wusste ganz sicher, dass Joe eben dies von ihm verlangen würde. In New Orleans hatte sich eine eigene Familie aufgebaut, hatte Freunde, die ebenfalls aus Gangs oder der Mafia ausgestiegen waren und nun für ihn arbeiteten. Wenn er ehrlich war, ähnelte ihr eigenes System dem der Cosa Nostra, nur stellte Mason jedem Mann den Ein- und Ausstieg frei. Niemand musste sich verpflichtet fühlen, für ihn einzustehen.
Mason durchsuchte den Raum mit den Augen. Er wartete auf Owney, während der, da war Mason beinahe sicher, ein paar Beine brechen ließ, um an Informationen zu gelangen. Allerdings beschaffte Madden diese Informationen für ihn. Die Erfahrung hatte Mason nicht nur gelehrt, wie man überlebte, sondern ebenfalls, wie man schwieg und keine Fragen stellte, wenn man die Antworten nicht hören wollte. Also hatte er sich darauf eingelassen und seinem Freund vertraut. Etwas, das Mason hasste und ihm schwerer fiel als alles andere, allerdings hatten Owney und er im Gefängnis eine Basis für dieses Vertrauen geschaffen, indem sie sich zusammen geschlossen hatten, um auch da drinnen zu überleben. Wenn Mason einem Menschen dies bezüglich vertraute, dann Owney Madden.
Nun jedoch musste er warten und untätig bleiben. Etwas, das Mason ebenfalls hasste. Immerhin hatte er drei seiner Männer, darunter die Young-Brüder, zwei Schläger, denen er jedoch vertrauen konnte, losgeschickt, um ebenfalls Erkundigungen einzuholen. Irgendjemand hatte seinen Schmuggler getötet und Mason konnte und wollte diese Sache nicht übergehen. Wenn es jedoch die Cosa Nostra gewesen war, die für Jenkins Tod verantwortlich war, dann, und das wusste er sicher, steckte er in echten Schwierigkeiten. Mason musste wissen, ob man seinen Mann absichtlich getötet hatte und er musste wissen, wer den Auftrag dazu gegeben hatte. Wenn ihn sein Glück verließ, dann war es die italienische Mafia gewesen und dann würden sie sicherlich wollen, dass er seinen Schnaps über sie bezog. Allerdings war das die eine Sache, die Mason zu verhindern gedachte. Er würde sich nicht von den Italienern abhängig machen, nicht von der Mafia,