Butch zeigte sich zu unser aller Überraschung begeistert, als ihm sein kleiner Freund eines Tages von uns erzählte.
„Ist doch cool! Wenn ich mal nicht da bin, passen die auf dich auf.“
Dies freute uns sehr, denn er glaubte tatsächlich an unsere Existenz und dies wiederum festigte unseren Platz in Michaels Realität ganz erheblich.
Inzwischen hörte unser kleiner Wirt nachts recht häufig die Stimme seiner Mutter, dann wieder verstummte sie für Wochen. Während dieser Pausen jedoch verharrte sie in der selbstgeschaffenen Isolation oder in Lethargie. Die fröhlich tanzende und lachende Frau ging ganz allmählich verloren.
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Butch wich seinem besten Freund nicht von der Seite. Selbst an der High-School war er stets sein starker Arm. Er beschützte ihn auch hier vor den Anfeindungen der anderen Schüler, die sich über das für sie mehr als eigenartige Leben von Mutter und Sohn lustig machten, weswegen er ordentlich austeilte. Irgendwann zogen sich auch die größten Lästermäuler zurück und ließen Michael in Ruhe.
Im Gegenzug half ihm der schmächtige Junge bei den Hausaufgaben, übte mit ihm für Klassenarbeiten und tüftelte Strategien zum erfolgreichen Schummeln aus. Butch war nicht dumm, einfach nur faul und etwas verzögert in seiner Auffassungsgabe. Doch gemeinsam schafften es die Freunde die Hürden, die ihnen das Leben stellte, zu meistern.
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Ihr Bedürfnis Lebewesen zu untersuchen, sie auszuweiden und anschließend im Garten zu verscharren endete zu unserem Bedauern ganz plötzlich im Verlangen, der fremdartigen Gattung `Mädchen´ nachzustellen. Im Alter von 15 Jahren wurde dies wohl auch von Jungen so erwartet. Zumindest für Butch erwies es sich aufregend, mehr, als das Jagen nach Kleintieren. Regelmäßig stahl er deswegen seinem Vater die Männermagazine, die dieser achtlos in der Toilette herumliegen gelassen hatte, um sie gemeinsam mit Michael zu bestaunen, natürlich gut darauf bedacht, dass Butch die Heftchen aus dem Baumhaus wieder mit sich nahm und ordentlich auf dem Weg nach Hause unter dem Hemd versteckte. Es war nicht auszudenken, was Sarah mit ihnen anstellte, hätte sie die beiden damit ertappt.
Eines Tages betrachteten wir Butch durch Michaels Augen, als er eines seiner Männermagazine studierte. Zu unserer Verblüffung stellten wir dabei fest, dass auch er ein durchaus geeigneter Wirt für uns gewesen wäre. Wir wurden aber schnell von Michaels Gefühlsregungen abgelenkt, als er den Blick von seinem Freund nahm und das stark verblasste Poster mit Superman an der Holzwand ansah und wir spürten, wie in ihm die Frage aufkeimte, wohin sein Traum verschwunden war, seinem großen Helden nachzueifern.
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Bei einem mehrtägigen Schulausflug erlebten wir zum ersten Mal, wie auch Michael die Mädchen ernsthaft beobachtete. Die beiden Freunde merkten jedoch schnell, dass diese mehr am dunkelhaarigen, für menschliche Verhältnisse gut aussehenden Kerl interessiert waren, denn am zierlichen blonden Jungen. Während wir Michaels Gefühl teilten, dass er noch immer das kaum wahrgenommene Kind von einst war, schien zu unser aller Verblüffung die hübsche Rosalie doch ein wenig von ihm angezogen zu sein: „Du bist voll süß, Michael!“, flüsterte sie ihm ins Ohr und gab ihm sogar einen scheuen Kuss auf die Wange. Sonst machte keine der Mädchen Anstalten, ihm näher kommen zu wollen.
Es machte ihm nicht sonderlich viel aus, denn Michael war es viel wichtiger, dass sein Freund seinen Spaß hatte, solange er ihn nicht vergaß.
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Während seine Mutter sanft lächelte und ihm zärtlich über das Haar strich, tobten wir alle Sieben entfesselt in Michaels Brust, nachdem er zum Stolz aller die High-School mit hervorragenden Zensuren bewältigt hatte.
„Du hast mich sehr stolz gemacht, Michael. Dein Vater wäre es ebenso, wenn er noch unter uns weilte“, schmeichelte ihm Sarah.
Natürlich freute sich unser Wirt darüber, musste jedoch wegen unserer wild durcheinander gekreischten Kommentare plötzlich laut lachen, was seine Mutter wiederum mit Unverständnis quittierte.
Vor Monaten bereits hatte sich unser Michael am Boston College in Chestnut Hill, Massachusetts immatrikuliert, um dort Theologie und Philosophie zu studieren, wovon sein Vater bestimmt nicht begeistert gewesen wäre, davon gehen wir zumindest aus. Dieser hätte sich sicherlich gewünscht, dass der Sohn in seine Fußstapfen als gutverdienender Anwalt treten wollte. Sarah dagegen freute sich sehr darüber.
Dies war es nun einmal, wofür er sich bereits seit Kindheitstagen entschieden hatte und genau diesen Lebensweg sollte er auch beschreiten, im Sinne des tief in ihm verankerten Glauben an Gott und an das Gute im Menschen, vor allem aber im Glauben an uns!
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Am Vorabend seiner Abreise standen Michaels Koffer und Reisesäcke fertig gepackt neben der Haustür, damit er sehr früh am nächsten Tag die Reise zum College würde antreten können.
Getrübt wurde seine Vorfreude jedoch, als er aus dem Zimmer seiner Mutter die altbekannten Geräusche hören musste. Anspannung lag in der Luft und wir tobten in seiner Brust, drängten ihn schnell die Stufen nach oben zu nehmen und hielten Michael mit aller Macht davon ab, sich im Bett zu verkriechen, wie er es gewohnt war. Seinem Wunsch, in der heutigen Nacht wieder klein sein zu dürfen und sich in unseren trostreichen Worten sicher zu wähnen, schenkten wir keine Beachtung.
Zunächst blieb er wie versteinert an der Treppe stehen und umklammerte das Geländer mit beiden schweißnassen Händen. Er lauschte den Worten, die seine Mutter erstickt von sich gab, bemerkte aber schnell, dass diese nicht untermalt wurden vom gewohnten Geräusch des gedämpften Zischens einer Peitsche. Vielmehr war ein Hecheln hinter der Tür zu vernehmen. Er kam nicht umhin, sich der Schlafzimmertür zu nähern, um hier, zunächst noch zögernd, die Handflächen und seine Stirn auf das kühle Holz zu legen. Als ihm gewahr wurde, dass diese Laute aus dem Raum dahinter nicht aus der Kehle eines unversehrten Menschen hervorkrochen, trat er erschrocken ein und erfasste mit einem einzigen Blick die Gefahrensituation, in der sich seine Mutter befand. Ihr hatte es wohl nicht mehr ausgereicht, sich zu peitschen, sich durch Schmerz und Pein das Böse aus dem Leib zu treiben, diesmal bedurfte es eines Lederriemens, den sie sich um den Hals gelegt und an den Bettpfosten geknüpft hatte, um durch diese Art der Geißelung die größtmögliche Verheißung auf Buße und Vergebung zu erfahren.
Ihr fehlte inzwischen die Kraft, sich selbst wieder aus der Todesfalle zu befreien, denn das Gesicht war bereits blau, die Adern traten wie Äste unter der Haut des Halses hervor und ihre Finger zogen zittrig am Riemen. Deshalb fing sie Michael von hinten auf, stützte sie und zerrte mit der freien Hand am Leder, um ihn vom Pfosten zu lösen.
Keuchend öffnete Sarah die Augen, als sie im Arm ihres Sohnes lag und sie versuchte entschuldigende Worte zwischen ihren blauen Lippen hervorzupressen.
„Was tust du nur?“, schrie Michael, „Was tust du uns beiden nur an?“ Kaum noch Herr seiner Gefühle, rannen ihm heiße Tränen über die Wangen, tropften hinab, benetzten das Gesicht seiner Mutter er schlug wütend mit der Faust gegen den Bettkasten, immer und immer wieder. Dabei presste er mit der anderen Hand ihren Kopf gegen seine Brust.
„Warum, Mutter, bitte erklär es mir.“ Flehentlich sah er ihr in die Augen. „Wie soll ich morgen wegfahren, wenn ich Angst um dich haben muss?“
Die Minuten vergingen, ehe Sarah genug Kraft gesammelt hatte und endlich antworten konnte.
„Musst du nicht haben, mein Junge, Keine Angst...“ Sie rang nach Luft und Michael hatte das Gefühl, als müsse er mit ihr um jeden Atemzug kämpfen.
„Ich habe heute für mein Vergehen gebüßt und Gott hat mir vergeben. Das hat er mir gesagt“.
„Er hat ...es dir ...gesagt?“ Michael stockte.
„Ja natürlich, er redet doch mit mir!“
„Aber