Das Geheimnis der Keshani. Lina-Marie Lang. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lina-Marie Lang
Издательство: Bookwire
Серия: Die Ashara-Chroniken
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738075168
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sorgt dafür, dass das Feuer nicht zu hell wird und vor allem nicht zu groß." All diese Andeutungen machten Nadira immer mehr und mehr Angst. Wie wird es den anderen da erst gehen?, fragte sie sich. Ich bin eine Dynari. Ich bin mächtig und kann auf mich aufpassen. Sie konnten den anderen ansehen, dass sie dieselbe Nervosität verspürten, die auch Nadira empfand.

      Wie es wohl Aurel ging? Sie war keine Ashari, sie hatte keine Waffen. Wenn es hier wirklich etwas Gefährliches gab, war sie dieser Gefahr hilflos ausgeliefert. Sie musste sich komplett darauf verlassen, dass die anderen sie schützten. Nadira konnte sich nicht annähernd vorstellen, wie Aurel sich fühlte.

      ***

      „Aufwachen."

      Nadira drehte sich zur Seite, und versuchte weiterzuschlafen. Sie war noch so müde. War sie nicht gerade eben erst schlafen gegangen? Wer störte sie da mitten in der Nacht?

      „Aufstehen." Jemand rüttelte sie an der Schulter. „Diese Nacht müssen alle Wache halten."

      Wache halten? Wieso sollte sie Wachen halten? Nadira war eine Dynari, wer würde es wagen, ein Haus der Dynari anzugreifen?

      Wieder rüttelte jemand an ihr. „Aufwachen."

      Erst jetzt wurde Nadira bewusst, dass sie sich nicht in der Sicherheit eines Hauses der Dynari befand, sie war in Miragar, im verfluchten Land.

      Mühsam öffnete sie die Augen. Sie sah eine Gestalt, die sich über sie gebeugt hatte und sie wieder rüttelte.

      „Ja. Ich bin wach. Ich bin wach", sagte Nadira. „Glaub ich."

      „Nicht so schön, mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden, oder?" Nadira erkannte jetzt Tinjus Stimme.

      „Nein, nicht wirklich", bestätigte sie.

      „Die Sonne wird in ein paar Stunden aufgehen", sagte Tinju, dann gähnte er. „Ich brauch noch etwas Schlaf."

      Ich auch, dachte Nadira. Aber sie zwang sich aufzustehen und aus dem Zelt zu kriechen.

      „Gute Nacht", sagte Tinju. Leck mich, dachte Nadira, sagte aber: „Gute Nacht." Sie streckte sich, um die Schwere des Schlafs aus ihren Gliedern zu vertreiben und sah sich dann um, mit wem sie Wachen halten sollte. Am Feuer, um das herum die Zelte in einem Kreis angeordnet waren, saß Brancus.

      Ausgerechnet, dachte Nadira. Jeder Andere wäre ihr lieber gewesen. Aber es machte keinen Sinn, sich darüber zu beklagen. Nadira setzte sich Brancus gegenüber an das Feuer und nickte ihm nur zu. Keiner der beiden sagte etwas.

      Die Zeit verstrich und Nadira fühlte, dass ihr immer wieder die Augen zufielen. „Was macht man eigentlich genau, wenn man Wache halten soll?", fragte sie.

      Brancus sah auf, schaute Nadira eine Weile stumm an, dann zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß es auch nicht. Ich vermute mal, man versucht wach zu bleiben."

      Nadira grinste. Wenigstens musste nicht nur sie mit der Müdigkeit kämpfen. Das Gespräch war damit allerdings schon wieder beendet. Wie war Callanor nur auf die Idee gekommen, dass sie ausgerechnet mit Brancus zusammen Wachen halten sollte? Wieso gerade er, und wieso zwei Dynari zusammen? Wäre es nicht sinnvoller, die Kräfte der beiden … aufzuteilen? Wahrscheinlich hatte er sich gar nichts dabei gedacht, oder er dachte, dass die beiden Dynari sich am ehesten etwas zu erzählen hatten. Aber das war nicht der Fall. Weitere Zeit verstrich, ohne dass sie ein Wort sagten.

      Schließlich beschloss Nadira, dass sie aufstehen musste, wenn sie nicht einschlafen wollte. Sie erhobt sich und bemerkte das sich die Schwere des Schlafes schon wieder in ihren Gliedern breitmachen wollte.

      Sie ging ein wenig Auf und Ab und hoffte dadurch wieder wach zu werden. Es half, wenn auch nur ein bisschen.

      „Sollten wir nicht regelmäßig aus der Grube herauskriechen und nach dem Rechten sehen?", fragte Nadira.

      „Stimmt. Da war so etwas." Brancus seufzte. Ihm war deutlich anzusehen, dass er keine Lust hatte Wache zu halten. Oder lag es an der Gesellschaft? Was auch immer es war, Nadira war ganz seiner Meinung.

      „Dann bringen wir es doch hinter uns." Nadira wartete nicht ab, was Brancus davon hielt, sondern ging auf den Rand der Senke zu. Sie hatte sich für das Ende entschieden, welches tiefer in das Land hinein führe. Nadira war neugierig, was vor ihnen lag.

      Sie stieg den Pfad hinauf und blieb am Rand der Senke stehen. Vor ihr breitete sich eine schwarze Fläche aus, die bis an den Horizont reichte. In der Dunkelheit sah das Land aus wie ein pechschwarzer Spiegel, vollkommen glatt und gleichmäßig, ohne die geringsten Konturen.

      In der Ferne glaubte Nadira, etwas zu erkennen. Lichter. Sie war sich aber nicht sicher, da nach wie vor alles unwirklich und verschwommen wirkte. Dieses Land war wirklich fremd und beängstigend.

      Plötzlich fiel Nadira ein, dass sie eigentlich nur an den Rand kriechen sollten. Sie sollten nicht dort stehen, damit sie nicht gesehen wurden. Aber wie sollte jemand - oder etwas? - sie überhaupt sehen? Trotzdem ging sie in die Hocke. Aber sie weigerte sich, sich hinzulegen. Der Boden in diesem Land war … wie tot. Möglicherweise war er tot.

      Als Nadira wieder zurückgehen wollte, sah sie eine Bewegung. Tatsächlich hatte sie die Bewegung nicht wirklich gesehen, sondern eher erahnt. In dieser dunklen, ebenen Fläche, war es nicht möglich etwas wirklich zu sehen. So sehr sie sich auch anstrengte, sie fand sie nicht wieder. Sie hatte sich das alles nur eingebildet.

      Nadira ging wieder zurück zum Lagerfeuer. Brancus saß bereits wieder da. „Wo warst du so lange?", fragte er. „Ich war schon kurz davor, nach dir zu sehen."

      „Ich war doch gar nicht lange weg", sagte Nadira.

      „Jedenfalls viel länger als ich." Vermutlich hatte er nur einen kurzen Blick in die Runde geworfen und war sofort wieder zurück gegangen.

      Nadira zucke mit den Schultern. „Vermutlich hab ich einfach genauer geschaut." Es machte ihr Spaß, Brancus vorzuhalten, dass er weniger gründlich war als sie selbst.

      „Du hast etwas gesehen, oder?"

      „Nein", sagte Nadira und schüttelte den Kopf, dann nickte sie und sagte: „Ja." Wieso wollte sie es Brancus erzählen? Es war nichts gewesen.

      „Callanor sagte, wir sollen ihn wecken, wenn wir etwas sehen. Egal was."

      „Ich glaube, da war nichts."

      „In Miragar kann das glauben tödlich sein", sagte Brancus. Er stand auf und ging zu Callanors Zelt.

      „Du willst ihn doch nicht wirklich wecken." Doch Brancus reagierte gar nicht. Er öffnete das Zelt und kroch hinein. Nur einen Augenblick später kam er mit Callanor hinaus. Nadira wurde sich bewusst, wie viel länger sie gebraucht hatte, um wach zu werden. Selbst als sie wach gewesen war, hatte sie länger gebraucht, um aus dem Zelt zu klettern, als Callanor, um wach zu werden und das Zelt zu verlassen.

      „Ihr habt etwas gesehen?"

      „Es war nichts", sagte Nadira. „Er hat dich umsonst geweckt."

      „Ich will dieses Nichts sehen", sagte Callanor. „Wo war es?" Nadira seufzte und zeigte es ihm. Callanor hatte weniger Hemmungen damit, sich auf den toten Boden Miragars zu legen und er hatte auch keine Hemmungen, Nadira zu sich herunter zu ziehen.

      Schweigend starrte er in die Dunkelheit. „Schnell, macht das Feuer aus", sagte er. „Schnell."

      Nadira sprang auf die Füße und eilte in das Lager hinunter. In Callanors Stimme hatte eine Dringlichkeit mitgeschwungen, die keine Widerrede erlaubte. Um das Feuer besonders schnell zu löschen, benutzt sie ihr Ashara. Das Feuer war erloschen, bevor sie es überhaupt erreichte.

      „Was ist los?", rief Brancus. „Was soll das?"

      „Pssst", machte Nadira. „Callanor sagte, ich soll das Feuer löschen." Nadira wagte es nicht zu Callanor zurück zu gehen, also setzte sie sich und starrte in die Dunkelheit.

      Es dauerte lange, bis sie schließlich eine Bewegung im Schatten erkennen