Reigen. Arthur Schnitzler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arthur Schnitzler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783847664468
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Ja, Sie, Fräul'n Marie, da im Gras können S' nicht liegen bleiben.

      Stubenmädchen Geh, Franz, hilf mir.

      Soldat Na, komm zugi.

      Stubenmädchen O Gott, Franz.

      Soldat Naja, was ist denn mit dem Franz?

      Stubenmädchen Du bist ein schlechter Mensch, Franz.

      Soldat Ja, ja. Geh, wart ein bissel.

      Stubenmädchen Was lasst mich denn aus?

      Soldat Na, die Virginier werd' ich mir doch anzünden dürfen.

      Stubenmädchen Es ist so dunkel.

      Soldat Morgen früh ist schon wieder licht.

      Stubenmädchen Sag wenigstens, hast mich gern?

      Soldat Na, das musst doch g'spürt haben, Fräul'n Marie, ha!

      Stubenmädchen Wohin gehn wir denn?

      Soldat Na, zurück.

      Stubenmädchen Geh, bitt' dich, nicht so schnell!

      Soldat Na, was ist denn? Ich geh' nicht gern in der Finstern.

      Stubenmädchen Sag, Franz, hast mich gern?

      Soldat Aber grad hab' ich's g'sagt, dass ich dich gern hab'!

      Stubenmädchen Geh, willst mir nicht ein Pussel geben?

      Soldat gnädig Da ... Hörst – jetzt kann man schon wieder die Musik hören.

      Stubenmädchen Du möcht'st am End' gar wieder tanzen gehn?

      Soldat Na freilich, was denn?

      Stubenmädchen Ja, Franz, schau, ich muss zu Haus gehn. Sie werden eh schon schimpfen, mei' Frau ist so eine ... die möcht' am liebsten, man ging' gar nicht fort.

      Soldat Naja, geh halt zu Haus.

      Stubenmädchen Ich hab' halt 'dacht, Herr Franz, Sie werden mich z' Haus führen.

      Soldat Z' Haus führen? Ah!

      Stubenmädchen Gehn S', es ist so traurig, allein z' Haus gehn.

      Soldat Wo wohnen S' denn?

      Stubenmädchen Es ist gar nicht so weit – in der Porzellangasse.

      Soldat So? Ja, da haben wir ja einen Weg ... aber jetzt ist's mir zu früh ... jetzt wird noch 'draht, heut hab' ich über Zeit ... Vor zwölf brauch' ich nicht in der Kasern' zu sein. I' geh' noch tanzen.

      Stubenmädchen Freilich, ich weiß schon, jetzt kommt die Blonde mit dem schiefen Gesicht dran!

      Soldat Ha! – Der ihr G'sicht ist gar nicht so schief.

      Stubenmädchen O Gott, sein die Männer schlecht. Was, Sie machen's sicher mit einer jeden so.

      Soldat Das wär' z'viel! –

      Stubenmädchen Franz, bitt' schön, heut nimmer, – heut bleiben S' mit mir, schaun S' –

      Soldat Ja, ja, ist schon gut. Aber tanzen werd' ich doch noch dürfen.

      Stubenmädchen Ich tanz' heut mit kein' mehr!

      Soldat Da ist er ja schon ...

      Stubenmädchen Wer denn?

      Soldat Der Swoboda! Wie schnell wir wieder da sein. Noch immer spielen s' das ... tadarada tadarada Singt mit ... Also wannst auf mich warten willst, so führ' ich dich z' Haus ... wenn nicht ... Servus –

      Stubenmädchen Ja, ich werd' warten.

       Sie treten in den Tanzsaal ein.

      Soldat Wissen S', Fräul'n Marie, ein Glas Bier lassen's Ihnen geben. Zu einer Blonden sich wendend, die eben mit einem Burschen vorbeitanzt, sehr hochdeutsch Mein Fräulein, darf ich bitten? –

      Das Stubenmädchen und der junge Herr

       Heißer Sommernachmittag. – Die Eltern sind schon auf dem Lande. – Die Köchin hat Ausgang. – Das Stubenmädchen schreibt in

       der Küche einen Brief an den Soldaten, der ihr Geliebter ist. Es klingelt aus dem Zimmer des jungen Herrn. Sie steht auf und

       geht ins Zimmer des jungen Herrn.

       Der junge Herr liegt auf dem Diwan, raucht und liest einen französischen Roman.

      Das Stubenmädchen Bitt' schön, junger Herr?

      Der junge Herr Ah ja, Marie, ah ja, ich hab' geläutet, ja ... was hab' ich nur ... ja richtig, die Rouletten lassen S' herunter, Marie ... Es ist kühler, wenn die Rouletten unten sind ... ja ...

       Das Stubenmädchen geht zum Fenster und lässt die Rouletten herunter.

      Der junge Herr liest weiter Was machen S' denn, Marie? Ah ja. Jetzt sieht man aber gar nichts zum Lesen.

      Das Stubenmädchen Der junge Herr ist halt immer so fleißig.

      Der junge Herr überhört das vornehm So, ist gut.

       Marie geht.

      Der junge Herr versucht weiter zu lesen; lässt bald das Buch fallen, klingelt wieder.

      Das Stubenmädchen erscheint.

      Der junge Herr Sie, Marie ... ja, was ich habe sagen wollen ... ja ... ist vielleicht ein Cognac zu Haus?

      Das Stubenmädchen Ja, der wird eingesperrt sein.

      Der junge Herr Na, wer hat denn die Schlüssel?

      Das Stubenmädchen Die Schlüssel hat die Lini.

      Der junge Herr Wer ist die Lini?

      Das Stubenmädchen Die Köchin, Herr Alfred.

      Der junge Herr Na, so sagen S' es halt der Lini.

      Das Stubenmädchen Ja, die Lini hat heut Ausgang.

      Der junge Herr So ...

      Das Stubenmädchen Soll ich dem jungen Herrn vielleicht aus dem Kaffeehaus ...

      Der junge Herr Ah nein ... es ist so heiß genug. Ich brauch' keinen Cognac. Wissen S', Marie, bringen Sie mir ein Glas Wasser. Pst, Marie – aber laufen lassen, dass es recht kalt ist. –

       Das Stubenmädchen ab.

      Der junge Herr sieht ihr nach, bei der Tür wendet sich das Stubenmädchen nach ihm um; der junge Herr schaut in die Luft. – Das Stubenmädchen dreht den Hahn der Wasserleitung auf, lässt das Wasser laufen. Währenddem geht sie in ihr kleines Kabinett, wäscht sich die Hände, richtet vor dem Spiegel ihre Schneckerln. Dann bringt sie dem jungen Herrn das Glas Wasser. Sie tritt zum Diwan.

      Der junge Herr richtet sich zur Hälfte auf, das Stubenmädchen gibt ihm das Glas in die Hand, ihre Finger berühren