Wie alle Kinder freuten wir uns wahnsinnig auf Weihnachten. obert und ich verbrachten eine ganz besondere Weihnachtszeit, weil unsere lieben Eltern sich so richtig Mühe mit der Weihnachtszeremonie machten. Meine Mutter war zuständig für das Schmücken des Weihnachtsbaumes. Mein Vater ging vor 16:00 Uhr vor der Bescherung mit uns in den Wald, im damals noch üppigen Schnee spazieren.
Wenn ich so daran denke, waren es die besten Eltern der Welt, die mir Gott auf meinen Weg durchs Leben geben konnte und ich liebte sie sehr. Den Wohnzimmerbereich und die Küche trennten sie durch eine dunkle Decke. Kurz vor vier durften wir herein und zusammen feierten wir bei Weihnachtsmusik unseren Heilig Abend. Danach schauten wir auf unserem alten schwarz/weiß Fernseher fern. Wie heute brachten sie Jesus Filme. Als in einem Film ein Teil kam, an dem Jesus gekreuzigt wurde und vor Schmerzen schrie, rannte ging ich wortlos in die Küche, hielt mir meine Ohren zu und weinte vor Schock erbärmlich. Wahrscheinlich versetzte ich mich zu tief in die Leidensgeschichte Jesu. Meine Mutter hatte das nie mitbekommen. Damals gab es nur 3 Programme und unglücklicherweise brachten sie dann abends einmal auch den klassischen Horrorfilm Dr. Jekyll & Mr. Hide, der mich als Kind ganz schön erschaudern ließ.
Als ich 10 Jahre alt war und schon einige Freunde gefunden hatte, bekam mein Vater ein Anstellung am Pfalztheater in Kaiserslautern. Ich war wirklich sehr traurig, den geliebten und in mein Herz geschlossenen Ort verlassen zu müssen, um wieder nach Kaiserslautern zu ziehen. So herzensgerne wäre ich dort aufgewachsen. Vielleicht wäre dann mein ganzes Leben auf einer ruhigeren Schiene abgelaufen, worüber man sich jedoch auch nicht so sicher sein konnte. Noch nicht einmal mit der Verabschiedung mit Silke hatte es zeitlich vor der Abreise mehr gereicht. Von Kaiserslautern aus schrieb ich ihr dann ab und zu einmal und sie antwortete mir auch. Das heißt, ihre Mutter schrieb für sie, da sie noch nicht schreiben konnte. Irgendwann verlief sich der Schreibkontakt im Sand, da sie nach Kreuztal umzogen.
Der Strom:
Als Kind schon bastelte ich immer sehr viel an alten Radios herum, ganz wie der Vater und interessierte mich sehr für das elektrische Innenleben. Unsere Keller im Haus waren als Zimmer umgebaut. In meinem Zimmer stand ein alter Ölofen und es war noch kein Teppichboden gelegt, so dass nur die nackte Estrichfläche zu sehen war. Sehr eigenartige Angewohnheiten hatte ich, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, denn nachdem ich gebadet hatte und meinen Schlafanzug anzog, ging ich hinunter in mein Zimmer, wo meine Mutter und meine Oma mit Mühe versuchten, den Ölofen, der anscheinend nicht richtig zog, in Gang zu bringen. Auf meinem Tisch an der Wand stand das uralte Radio offen mit der Rückwand zu mir stehend, so dass ich die verstaubten, alten Röhren sehen konnte. Ziemlich neben dem Radio, links stand eine alte, schwere metallene Tischlampe ohne Farbanstrich. Noch etwas feucht am Körper fummelte ich im Radio herum, dessen Netzstecker sich noch in der Steckdose befand. Mit der metallenen Tischlampe und einer stromführenden Leitung im Radio kam ich unglücklicherweise gleichzeitig in Kontakt. Leuchtend wie eine Glühbirne muss ich ausgesehen haben, denn der Strom floß nun, hervorragend geerdet mit Freude, durch die Feuchte meines kleinen Körpers von einer Hand geradlinig zur anderen und bildete den schönsten Stromkreis, den man sich nur vorstellen kann. Nie hätte ich gedacht, dass man Strom innerhalb seines Kopfes so hören konnte.
Sehen konnte ich mit steifen Augen noch und erblickte meine Oma und meine Mutter, sich beugend über den unfähigen Ölofen, der nicht so recht wollte, mit dem Rücken zu mir gewandt. Wie ein Gekreuzigter stand ich da, beide Arme nach links und rechts ausstreckend, so fühlte ich mich, fast mich selbst von außerhalb betrachtend. Meine Mutter erwähnte später, als ich sie nach meinem Zustand zum Zeitpunkt meines Strombesuches fragte, ich hätte leise gestöhnt. Der Strom hörte sich brachial, gewaltig und brutal, ohne sich lösende Gnade, wie ein riesiger Transformator an und ich spürte erstaunlicherweise nicht im geringsten eventuell aufkommende Schmerzen. Aber ich war von Kopf bis Fuß starr gelähmt wie eine Statue und konnte mich nicht mehr bewegen. Ich klebte noch ganz gut an den Kontakten und fiel durch den Verlust meines Gleichgewichtes zusammen mit Radio und Lampe auf den Boden. Noch immer floß der Strom, fast unaufhaltsam durch meinen Körper. Nur wenn jemand die Stromzuführung unterbrach, hätte ich eine Möglichkeit zum überleben gehabt.
Als ich auf dem Boden lag, der Strom ließ noch immer nicht locker und meine Mutter und Oma erst einmal erschraken, mussten sie erst einmal erkennen, was mir in diesem Moment geschah und was genau in solch einer Situation zu tun war. Bestimmt vergingen etliche Sekunden, bis sie dann sämtliche Netzstecker zogen. Überlebt !!! Ich stand unter starkem Schock. Wären meine Mutter und Oma nicht zufällig im Raum gewesen und hätte der blöde Ofen nicht gestreikt, könnte ich nun all diese Geschichten nicht mehr erzählen. Es war, als wenn ein unsichtbarer Engel im Raum gewesen wäre und das Timing passte. Es dauerte eine Weile, bis ich mich von diesem Grauen erholt hatte und ging seitdem mit Elektrik etwas vorsichtiger um.
5. Teenager Erfahrungen
1973 trat ich zusammen mit Rolf in die katholische junge Gemeinde ein. Im Pfarrheim, welches sich direkt neben der Kirche auf dem Hahnenbalz befand, hielten wir Gruppenstunden ab und alles war Religion bezogen. Unsere Gesprächsthemen beinhalteten unter anderem Konflikte zwischen jung und alt. Das Leben der Gemeinschaft und Gott und die Welt. Nebenher dienten Matthias, Rolf und ich als Messdiener bei Pfarrer Müller. Die Gruppenleiter arbeiteten Fahrrad-Touren und Zeltlager an geeigneten Orten im Pfälzer Wald aus. Unser Pfadfinder-Führer war „Paul Berger“. Oft hatte ich unbeschreibliches Heimweh, da ich sehr an meinen Eltern hing und das Gruppenleben nicht so gewohnt war. Die Strapazen der Zeltlager und Radtouren hielt ich nur schwer aus und oft musste mich mein Vater davon befreien, indem er mich abholte. Trotz allem hatten wir eine schöne Zeit alle zusammen, waren auf der Loreley, nahmen an einer Rheindampferfahrt teil und sahen den schönen Pfälzer Wald.
Im Pfarrheim befanden sich noch mehrere Gruppenräume, sowie ein Tischtennis-Raum, wo mir die 14-jährige Beatrice das Rauchen beibrachte.
Es gab auch Räume für die älteren Pfadfinder und für Mädchengruppen, mit denen wir jedoch nicht in engerem Kontakt standen. Die Großen, das waren zu der Zeit die langhaarigen, die rauchten und soffen ohne Ende, Deep Purple und Led Zeppelin hörten. Auch ein Pfarrsaal befand sich im oberen Stockwerk, wo öfter Alten-Abende abgehalten wurden. Anfangs stand dort im Pfarrsaal auf der Bühne ein uraltes Harmonium und ein Klavier. Oft spielte ich abwechselnd auf beiden Instrumenten herum. Mein Vater besorgte uns auch ein Klavier, welches lange Zeit in unserem Wohnzimmer stand. 1974 nahm ich meine ersten Klavierstunden im Konservatorium Kaiserslautern, wo auch mein Vater neben dem Job im Orchester noch Schüler unterrichtete. Nur zwei Jahre hatte ich Geduld Klassik zu lernen und es reizte mich dann eigentlich nicht mehr dies noch weiter vertiefen zu müssen. Ich war ungeduldig und war auf jegliches, musikalisch Neue fixiert und begann meine experimentelle Erfahrung.
Einer unser Gruppenleiter, Theo spielte akkustische Gitarre und wir sangen gemeinsam religiöse, aber auch Pfadfinder-Lieder zusammen im Gruppenraum. Matthias, mein Cousin erkannte sofort seine Liebe zur Gitarre und begann ziemlich schnell damit Gitarrenunterricht zu nehmen. Wolle, der etwas korpulentere unseres Gruppenteams fand in einem Raum ein uraltes Schlagzeug hinter einer Gardine, vervollständigte es etwas und nahm sich den Drums an. Siegfried, unser Mädchenschwarm, sagte dem Gesang zu. Der Zeitpunkt kam, an dem Matthias einige Stücke