Tarzan bei den Affen. Edgar Rice Burroughs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753161532
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Tier gesehen hatten. So hatte er denn auch seine Büchsen und Revolver in der Hütte gelassen, und als er nun den großen Affen durch das Unterholz direkt auf sich zukommen sah, und zwar in einer Richtung, die ihm praktisch ein Entkommen unmöglich machte, fühlte er doch einen Schauder den Rücken entlang rieseln.

      Da er nur mit einer Axt bewaffnet war, wußte er, daß seine Aussichten in einem Kampfe mit dem wilden Tiere sehr gering waren, – und Alice! O Gott, sagte er sich, was wird aus Alice werden?

      Es war kaum daran zu denken, die Hütte zu erreichen. Er wandte sich aber dorthin und rannte darauf los, indem er seinem Weibe laut zurief, hineinzueilen und die Türe zu schließen, falls der Affe ihm den Weg abschnitt.

      Lady Greystoke saß in einiger Entfernung vor der Hütte, und als sie sein Schreien hörte, schaute sie auf und sah, wie der Affe mit einer für ein so schweres und ungelenkes Tier fast unglaublichen Schnelligkeit vorwärts sprang, um Clayton zu überholen.

      Mit einem lauten Schrei stürzte sie nach der Hütte, und während sie hineineilte, warf sie nach rückwärts einen Blick, der ihre Seele mit Schrecken erfüllte, denn das Tier hatte ihrem Gatten den Rückweg abgeschnitten, und er stand nun vor dem Braunen, die Axt mit beiden Händen fassend, bereit, sie gegen das wütende Tier zu schwingen, sobald es seinen Endangriff machte.

      Schließ die Tür und verriegle sie, Alice! rief Clayton. Ich kann den Kerl mit meiner Axt erledigen.

      Er wußte aber, daß er von einem schrecklichen Tod bedroht war, und auch sie wußte es.

      Der Affe war ein schweres Tier, das wohl drei Zentner wiegen mochte. Seine düsteren, nahe beieinanderstehenden Augen leuchteten vor Haß unter den buschigen Brauen, und seine großen Fangzähne wurden sichtbar während eines furchtbaren Knurrens, das er ausstieß, indes er einen Augenblick vor seinem Opfer stillhielt.

      Clayton sah den Eingang seiner Hütte nicht zwanzig Schritte entfernt, und ein furchtbarer Schrecken erfaßte ihn, als er sein Weib darin auftauchen sah, bewaffnet mit einem Gewehr.

      Sie hatte immer Angst vor einer Feuerwaffe gehabt und hatte nie eine berühren wollen, aber jetzt stürzte sie auf den Affen los mit dem Mute einer Löwin, die ihr Junges verteidigt.

      Zurück, Alice! rief Clayton, um Himmelswillen, geh' zurück! Sie wollte aber nicht darauf hören, und da gerade im selben Augenblick der Affe zum Angriff überging, konnte Clayton weiter nichts mehr sagen.

      Mit gewaltiger Kraft schwang Clayton seine Axt, aber das mächtige Tier erfaßte sie mit seinen schrecklichen Händen, riß sie ihm aus der Hand und schleuderte sie weit zur Seite.

      Knurrend kam es näher an sein schutzloses Opfer heran, aber ehe es ihn noch umfassen konnte, hatte Frau Clayton einen Schuß abgefeuert. Die Kugel drang dem Affen zwischen den Schultern in den Rücken.

      Wütend warf das Ungetüm Clayton zu Boden und rückte nun gegen seinen neuen Feind los. Vor ihm stand die angsterfüllte Frau. Sie versuchte dem Tier nochmals eine Kugel in den Leib zu jagen, aber sie verstand den Mechanismus der Waffe nicht, und der Schuß versagte.

      Schreiend vor Schmerz stürzte der Affe auf die Frau los, und vor Schrecken fiel sie ohnmächtig nieder.

      Im selben Augenblick sprang Clayton wieder auf und eilte auf den Affen zu, ohne zu bedenken, daß er mit bloßen Händen nichts gegen ihn ausrichten könne. Aber er wollte das Letzte versuchen, um sein geliebtes Weib zu retten.

      Kaum hatte er die Hand an das mächtige Tier gelegt, als es leblos vor ihm auf den Rasen rollte. Der Affe war tot! Die Kugel hatte ihn tödlich getroffen.

      Als Clayton sah, daß die Gefahr beseitigt war, wandte er sich sofort seiner Frau zu. Zum Glück war sie nicht verletzt, aber sie war noch immer bewußtlos.

      Vorsichtig hob er sie auf und trug sie in ihre Hütte, wo er sie sanft aufs Bett legte.

      Es vergingen aber zwei Stunden, bis sie die Besinnung wieder erlangte. Verwundert schaute sie in der Hütte umher, und dann sagte sie seufzend:

      O John, es ist doch gut, daß wir wirklich zu Hause sind! Ich hatte einen fürchterlichen Traum. Es war mir, als ob wir nicht mehr in London, sondern an einem schrecklichen Ort wären, wo wir von wilden Tieren angefallen wurden.

      Beruhige dich, Alice, sagte er, indem er ihre Stirne streichelte, versuche wieder zu schlafen, und denke nicht mehr an den bösen Traum.

      Noch in derselben Nacht wurde in der Hütte am Urwald ein Sohn geboren, während ein Leopard vor der Türe schrie und aus der Ferne das Brüllen eines Löwen erklang – – –

      Lady Greystoke erholte sich aber nie wieder von der Nervenerschütterung, die sie bei dem Überfall durch den Affen erlitten hatte. Obschon sie nach der Geburt ihres Sohnes noch ein Jahr lang lebte, verließ sie die Hütte nicht mehr, und es kam ihr nie mehr ganz zum Bewußtsein, daß sie nicht in England war.

      Manchmal wollte sie Clayton über die merkwürdigen nächtlichen Geräusche befragen, über die rohe und kunstlose Einrichtung ihres Heimes, in dem sie ihre Bedienten und ihre Freunde vermißte, und obschon er keinen Versuch machte, sie zu täuschen, so konnte sie doch den Zusammenhang des Ganzen nicht erfassen.

      Im übrigen war sie ganz vernünftig. Sie war glücklich, einen kleinen Sohn zu haben, und sie freute sich, daß ihr Gatte ihr beständig so viel Aufmerksamkeit erwies.

      So war jenes Jahr trotzdem für sie ein glückliches, ja das glücklichste ihres jungen Lebens.

      Daß es nur von Angst und Sorgen erfüllt gewesen wäre, wenn sie noch ihre vollen geistigen Fähigkeiten besessen hätte, wußte Clayton sehr wohl. Obschon er entsetzlich darunter litt, sie in diesem Zustand zu sehen, so war es ihretwegen doch ein Trost für ihn, daß sie ihre Lage nicht mehr erkannte. Schon lange hatte er die Hoffnung auf Hilfe aufgegeben. Er wußte sehr wohl, daß sie ihm nur noch durch einen günstigen Zufall zuteil werden könnte.

      Inzwischen hatte er mit unermüdlichem Eifer an der Verschönerung seines Heims gearbeitet.

      Löwen- und Pantherfelle bedeckten den Boden. Schränke und Bücherregale standen an den Wänden. Merkwürdige Vasen, die er mit eigener Hand aus Lehm geformt hatte, waren mit prächtigen tropischen Blumen gefüllt, Vorhänge aus Gras und Bambus bedeckten die Fenster, und – was besonders schwierig gewesen – er hatte mit seinen einfachen Werkzeugen Holzleisten angefertigt, um die Ritzen in den Wänden und der Decke zu verschließen, und er hatte sogar einen glatten Fußboden in der Hütte gelegt.

      Er selbst wunderte sich darüber, daß er imstande war, solcher ungewohnter Arbeiten Herr zu werden.

      Aber er liebte die Beschäftigung, weil sie dazu beitrug, sein Heim wohnlicher zu machen. Dabei dachte er nicht bloß an seine Frau, sondern auch an ihren kleinen Sohn, über den er sich so sehr freute, obschon die Geburt dieses Weltbürgers seine Verantwortlichkeit und die Schrecken seiner Lage noch hundertfach vermehrt hatte.

      Im Laufe des Jahres ward Clayton mehrmals von großen Affen angefallen. Diese schienen jetzt fortgesetzt die Nähe der Hütte aufzusuchen. Da er sich aber nie wieder ohne Gewehr und Revolver hinauswagte, brauchte er sich vor den riesigen Tieren nicht mehr so zu fürchten.

      Da er beständig für Nahrung sorgen mußte, ging er häufig auf die Jagd und auf die Suche nach Früchten. Damit nun nicht ein Tier in seine Hütte einbrechen könnte, brachte er an der Türe einen Holzverschluß an und verstärkte auch den Schutz an den Fenstern.

      Anfangs konnte er viel Wild von seinem Fenster aus schießen, aber allmählich wurden die Tiere scheu und kamen nicht mehr so häufig in die Nähe seiner Hütte.

      In seinen Mußestunden las Clayton seiner Frau oft aus den Büchern vor, die er mitgebracht hatte. Es waren darunter auch Bücher für kleine Kinder, Bilderbücher, ABC-Bücher und Lesebücher, denn, da er damit gerechnet hatte, daß er erst nach einer Reihe von Jahren nach England zurückkehren könne, hatte er schon diesbezüglich vorgesorgt.

      Zuweilen schrieb Clayton an seinem Tagebuch, das er in französischer Sprache führte und in das er alle Einzelheiten seines seltsamen Lebens eintrug. Dieses Buch bewahrte