Blau Wasser. Gerstäcker Friedrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerstäcker Friedrich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753170268
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Hand drücken und ihren herzlichen Gruß erwidern. Aber ehe sie nur eigentlich recht zur Besinnung kommen können, ist auch die kurze Zeit schon wieder vergangen, der Befehl zum Einschiffen erfolgt, und hinter ihnen liegt wieder auf lange, lange Monde - vielleicht auf Jahre, der schöne Traum von Früchten, Land und Bäumen und den freundlichen lieben Gesichtern guter, harmloser Menschen. Ihre Heimath ist von da auf's Neue das Meer, ihr Geschäft: den schmutzigen, übelriechenden Thran auszukochen und den Elementen ihre Existenz, ihr Leben abzuringen.

      Doch daran dachten sie jetzt nicht. Kaum berührte der scharfe Kiel des leichten, die Wogen rasch durchschneidenden Walfischbootes den rauhen Korallensand, als sie auch, wie mit einem Schlag, ihre Ruder hineinwarfen und nach allen Seiten hin über Bord sprangen, um das Boot höher hinauf an Land zu ziehen. Fröhlich und geschäftig umringte sie dabei das neugierige, lachende, jubelnde Volk der Eingeborenen, die recht gut wußten, daß sie von solchen anlandenden Booten /14/ nichts zu fürchten hatten, wie diese Mannschaft ja auch eben so sicher in ihrer Mitte war.

      Der Harpunier nun, der jetzt ebenfalls langsam das Boot verließ, überschaute erst forschend und langsam die fremden ihn umgebenden Menschen, um irgend Einen darunter herauszufinden, der vielleicht eine Autorität unter den Uebrigen sein könnte, und dann mit diesem seinen beabsichtigten Handel abzuschließen. Da fiel sein Blick auf die Gestalt des weißen Mannes, der eben noch ganz in seiner europäischen, nur aus leichten Stoffen gefertigten Tracht unter dem kühlen Schatten der den Strand umschließenden Bäume sichtbar ward und langsam zum Boot herunterkam.

      Auf diesen schritt er, nicht wenig erfreut jetzt einen sichern Dolmetscher zu haben, zu, streckte ihm die Hand entgegen, die Tom nahm, und sagte auf Englisch: „Ein Landsmann etwa? - Sollte mich verdammt freuen, den hier zwischen dem Kauderwelsch der Burschen zu finden."

      „Ein halber wenigstens - ein Schotte!" lachte Tom. „Wie geht's Euch? - Freue mich, Euch hier auf Tubuai begrüßen zu können." -

      Der Seemann drückte die ihm gebotene und noch nicht wieder losgelassene Hand aus Leibeskräften und sprach freundlich:

      „Vortrefflich; und nun können wir auch unsere Geschäfte gleich und rasch mit einander abmachen, denn der Capitain brennt vor Ungeduld, wieder in See zu gehen. Wir wollen, wie Ihr Euch wohl denken könnt, ein bischen von Allem, und bringen Euch hier dasselbe - könnt Euch dann aussuchen, was Euch am besten behagt. Holz habt Ihr doch wohl keins gehauen?"

      „Wie viel braucht Ihr?"

      „Ach, wir brauchten schon viel, denn das letzte ist fast verbrannt, aber der Alte will nicht bleiben, bis welches geschlagen werden kann."

      „Es stehen sechs Klaftern gleich dort hinter der Kasuarine aufgeschichtet," sagte Tom. „Wie heißt Euer Schiff?"

      „Sechs Klaftern - das ist famos, da werden wir bald /15/ handelseinig darüber werden. - Die Lucy Evans heißt das Fahrzeug."

      „Scheint nicht besonders schnell zu sein," meinte Tom, der sich noch aus früherer Zeit her genug für die Seefahrt interessirte, um an den Schiffen Theil zu nehmen, mit denen er in Berührung kam. „Es dauerte gestern lange, bis Ihr heraufkamt."

      „Ein Schnellläufer ist's nicht," lachte der Harpunier; „aber 's ist auch kein Wunder, denn wir sind schon bald drei Jahre aus, und das Kupfer hängt uns in Lappen und Fetzen vom Rumpf herunter. Uebrigens fängt sie ziemlich glücklich. - Apropos," unterbrach er sich aber, „Ihr seid selber Seemann gewesen und wißt, daß ich die Verantwortung für meine Leute habe. Es ist hier doch keine Gefahr, daß sie davonlaufen könnten?"

      „Wenn sie Bescheid am Strand wüßten, wär's schon möglich," sagte Tom mit eben so leiser Stimme, wie die Frage an ihn gestellt war, „aber so nicht, denn eine Lagune schneidet hier hinten ein, die sie nicht kreuzen würden; und wenn vermißt, wären sie leicht wieder aufzufangen. Habt keine Angst."

      „Desto besser - aus den Augen werd' ich sie so nicht lassen. Es ist doch eine verwünschte Geschichte mit dem Auskneifen der Halunken. Seit wir ausgefahren, sind uns schon dreizehn Mann davongelaufen."

      „Dreizehn Mann, das ist viel, da werdet Ihr knapp an Mannschaft sein.“

      „Verdammt knapp, obgleich wir ein paar neue von den Sandwichs-Inseln dazu genommen haben. Wie wär's hier? Sollten sich nicht ein paar von den Insulanern bewegen lassen, einmal einen Kreuzzug auf Walfische zu versuchen?"

      Tom schüttelte lachend den Kopf und sagte:

      „Du lieber Gott, das sollte den leichtherzigen und an diesen sonnigen Himmel gewöhnten Burschen wunderlich vorkommen, wenn sie plötzlich zwischen die nordischen Eisberge hinaufgeführt und dort gezwungen würden, Tag und Nacht Thran auszukochen. Sie sind beinahe zu bequem, sich hier im Warmen ihre eigene Brodfrucht zu backen." /16/

      „Oh, das wollten wir ihnen schon angewöhnen!" erwiderte der Seemann.

      „Ja, das glaub' ich," nickte Tom ernst. „Ich möchte ihnen jedoch nicht dazu rathen; - aber," setzte er freundlich hinzu, „macht Euch darüber keine Sorge, Ihr hättet auch schlechte Matrosen an ihnen. Wenn Ihr von hier Tahiti anlauft, glaub' ich ziemlich sicher, daß Ihr dort wenigstens Eure Mannschaft vervollständigen könntet. Die Franzosen sollen, wie ich früher einmal gehört habe, ziemlich regelmäßig eine Partie von aufgefangenen armen Teufeln in ihrer Calebouse sitzen haben."

      „Ich glaube, der Alte hat nicht übel Lust dazu," sagte der Harpunier. „Jetzt aber, vor allen Dingen, zeigt mir erst einmal Euer Holz, und dann seid so gut und laßt von Brodfrüchten, Orangen und Gemüsen, von denen Ihr, wie ich da sehe, einen Vorrath habt, alles zum Verkauf Angebotene dicht zum Boot hinunter schaffen. Ich werde nachher auslegen, was ich an Tauschwaaren mitgebracht. In solcher Art kommen wir am schnellsten zu einem Resultat."

      Sich dann an seinen Bootsteuerer wendend, dem er heimlich die Warnung zuflüsterte, während er in das Holz ging, auf die Leute ordentlich Acht zu geben, schritt er mit Tom, der seinen Indianern ebenfalls die gewünschte Anordnung in ihrer Sprache zurief, nach dem gar nicht weit entfernten Holzplatz. Obgleich hier das geschlagene Holz dem Harpunier sehr behagte, konnte er doch keinen festen Handel mit dem Eigenthümer abschließen, da er hierzu nicht einmal genug Waaren oder Geld mitgebracht, auch keinen festbestimmten Auftrag vom Capitain erhalten hatte.

      „Wißt Ihr was, Freund," wandte er sich da an den Schotten, „fahrt in meinem Boot mit an Bord. Ein paar von Euren Indianern können uns ja in einem ihrer Canoes begleiten, um Euch, falls Ihr nicht handelseinig würdet, wieder mit zurück zu nehmen. Ich zweifle aber nicht im Mindesten daran, daß der Alte das Holz nimmt und noch außerdem übermäßig froh ist, es nur zu bekommen. Unter uns gesagt, muß er es entweder hier nehmen, oder in nächster Zeit noch eine andere Insel anlaufen, wo es ihm dann kaum so /17/ leicht gemacht werden würde, es fertig gespalten und nah am Strand zu finden. Wem gehört es - Euch?"

      „Nur zum Theil - etwas gehört den Eingeborenen."

      „Gut, für die schließt Ihr ja doch den Handel ab, und nun kommt mit mir zum Strand zurück, daß ich meine Leute wieder unter den Augen habe."

      „Wollt Ihr nicht erst einmal in meine Hütte treten und Euch dort etwas erfrischen?" fragte ihn Tom. „Sie ist kaum zweihundert Schritt von hier entfernt. Dort liegt schon die Fenz, die sie und meinen Garten umschließt."

      „Dank' Euch, dank' Euch," erwiderte der Seemann, „guckte gern einmal hinein, aber es geht nicht. Der Boden brennt mir hier, wo ich meine Bootsmannschaft nicht übersehen kann, unter den Füßen. Ueberhaupt müßt Ihr mir versprechen, das Holz, wenn wir es übernehmen, bis zum offenen Strand zu schaffen, wo es die Eingeborenen meinetwegen abwerfen können. Hier in den Wald darf ich meine Leute nicht lassen, die Verführung wäre zu groß, und sie brennten mir, Gott straf' mich! durch."

      „Ihr scheint schlechtes Vertrauen zu ihnen zu haben," lachte Tom. „Ist denn Euer Capitain solch ein Seeteufel, oder das Leben an Bord so schlecht?"

      „Ih nun, der Alte hat wohl ein bischen von dem, was Ihr Seeteufel, nennt, im Leibe, Ihr werdet das wohl schon kennen. Die Kost an Bord ist übrigens vortrefflich, und überarbeitet werden die Leute ebenfalls nicht. Um fünf Uhr ist alle Abend Feierzeit - ausgenommen natürlich, wir