Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Werner-Wolf Turski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783847698968
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waren auch diese Großhäuser große, mehretagige Adobebauten, die auf einer Moundbasis standen, die in ihren Ausmaßen aber entsprechend kleiner als die früheren Plattformmounds waren. Obwohl während der späten Klassischen Periode keine Plattformmounds mehr gebaut, höchstens noch erweitert wurden, wurden für Wohn- oder Spezialzwecke vorgesehene Adobegebäude auf die Plattformen von bereits früher errichteten Mounds gebaut, um die herum dann gleichfalls weitere Adobebauten errichtet wurden. In den Gebieten zwischen und außerhalb der Compoundflächen wurde jedoch das Grubenhaus weiter genutzt.

      Im Hohokam-Gebiet gab es vier grundsätzliche Niederlassungstypen: Dörfer, Weiler, Einzelhofwirtschaft und Feldhütten mit folgender Kennzeichnung:

       Village / Dorf

      der größte und komplexeste Siedlungstyp

      100 bis 1000 Menschen pro Dorf

      ganzjähriger Wohnort über viele Dekaden

      enthält öffentliche Bauten – Ballspielplätze und Plattformmounds

       Hamlet / Weiler

      weniger als 100 Menschen

      ganzjährig bewohnt

      keine Ballspielplätze – vielleicht einen abgeflachten Abfallmound

       Farmstead / Einzelhofwirtschaft

      errichtet vor allem für agrikulturelle und damit verbundene Subsistenzaktivitäten

      saisonal bewohnt

      funktionelle Erweiterung der Weiler

       Field Houses / Feldhütten

      Einzelbauwerk

      eingerichtet nur für das Behüten der Felder

      Die Grubenhaus-Dörfer waren offene Streusiedlungen mit unterschiedlicher Besiedlungsdichte, bei denen sich die jeweils wenigen Grubenhäuser um freie Flächen, die als Hofräume bezeichnet wurden, gruppierten. Seit der Kolonialzeit (750/775 bis 900/950/975 u.Z.) und ab einer bestimmten Siedlungsgröße begannen die Hohokam, eine ein wenig mehr formelle Anordnung der Grubenhäuser zu praktizieren, vermutlich um als deren Bewohner nahe einem zentralen Hof einen höheren Status zu demonstrieren. Sie bündelten jetzt ihre Grubenhäuser nicht schlechthin nur um multiple Höfe, sondern die Hofgruppen selbst lagen wiederum um einen zentralen Gemeinschaftshof mit einem dazugehörigen Kremationsbereich. Dies wirkte aber noch nicht - schon wegen Mangel an Substanz - auf das Layout von Hüttenanordnungen in entlegenen Bereichen.

      Ab einer bestimmten Größe und Lage der Siedlung bzw. der Bevölkerungsgruppierung wurde in der/einer Niederlassung eine bauliche Anlage für spirituelle und/oder zeremonielle Zwecke - von den Archäologen als „Ballspielplatz“ bezeichnet - errichtet. Eine weitere wichtige Fläche innerhalb der Niederlassung war der Bestattungsbereich, wo die Verstorbenen eingeäschert und ihre verbrannten Überreste, zum Teil in Urnen und mit Beigaben, beigesetzt wurden. Zu erwähnen sind auch die für die Archäologen sehr wichtigen Abfallhaufen, die wahrscheinlich die Idee zu einer bewussten Erdaufhäufung, dem Bau eines Mounds, initiierten, die sich ab 700 bis 750 u.Z. bis zum Beginn der Klassischen Periode um 1100/1150 u.Z. wahrscheinlich zu einem Beobachtungsstandort für einen Abschnitt des Kanalsystems/des Hauptkanals entwickelten und mit einer entsprechenden nicht eingetieften Strauchwerkhütte als Wohn- und Schutzraum für den/die Kanal-„WächterIn“ oder -„AdministratorIn“ ausgestattet war. Unabhängig davon, ob diese Tätigkeit für die Gemeinschaft permanent oder nur zeitweise war, dürfte der Zeitfonds für diese Person ausreichend gewesen sein, um auch astronomische Beobachtungen durchzuführen und deren Ergebnisse nicht nur verbal, sondern auch markierungstechnisch weitergegeben zu haben. Damit kann im Laufe der Zeit die spirituell-zeremonielle Seite dieser Tätigkeit gegenüber der ursprünglich profanen zugenommen haben.

      Die Dörfer der Klassischen Zeit wurden kompakte Niederlassungen, in denen der Niederlassungsraum funktionell als ein von Wohnbereichen umgebener zentraler, öffentlicher Bezirk ausgebildet war. Jeder Dorfkern war ein flacher und offener Plazaraum, vermutlich für Gemeinschaftsveranstaltungen. In den größeren/größten Niederlassungen stand ein Plattformmound am Rand der Plaza. Die Verteilung der Plattformmoundstandorte mit den sie umgebenden kleineren Dörfern und Weilern hat zur Bildung von Gemeinschaftsgrenzen geführt, wobei jeder Plattformstandort dazu diente, für seine Gesamtgemeinschaft der zentrale Sitz der spirituellen und/oder profanen Autorität zu sein wie es vor der klassischen Zeit der Ballspielplatz war. Die meisten der vielen, diskreten Wohnbereiche von Dörfern der klassischen Zeit enthielten nicht mehr als ein Dutzend zeitgleicher Bauten, verbunden mit Arbeitsbereichen, einer Bestattungsstätte und Abfallhaufen. Die meisten Dörfer hatten wahrscheinlich mindestens hundert Einwohner, aber es gab auch größere Standorte mit bis zu tausend Bewohnern.

      Die Abstände der Ballspielplatzgemeinden in den Flussbereichen untereinander und desgleichen auch der späteren Moundgemeinden von 5 bis 6 km voneinander ist bedingt durch die Größe der Siedlungen mit diesen Bauten und den sie umgebenden Dörfern. Die zu einem solchen Zentrum mit Ballspielplatz oder Mound gehörende Siedlungs- und Nutzungsfläche lag bei ca. 40 km². Dies gilt für jede der 23 Moundgemeinden am Salt River und stimmt annähernd auch für die Moundgemeinden des Gila River. Lediglich für Großmoundstandorte an Kanalkreuzungen wie Las Colinas sind die Landflächen größer, da hier auch nichtbewässerte Flächen mit in die unmittelbare dörfliche Nutzung einbezogen wurden.

      Mit dem Wirksamwerden von zeremoniellen Bauten (Ballspielplatz, Plattformmound) sind die Hohokam-Gemeinschaften sogenannte Vielstätten-Gemeinden mit Stätten unterschiedlicher Größe, Wichtung und Aufgaben um den zum Zentrum avancierten Zeremonialbau. Standorte mit öffentlicher Architektur sind eine Darstellung von integrativen Knotenpunkten. Jedes Zentrum ist autark und abgegrenzt vom vielstättigen Nachbarzentrum. Diese Abgrenzungen bedingen aber auch eine enge Kooperation zwischen den Zentren im Interesse der gesamten Region. Öffentliche Bauten wie Ballspielplätze und Mounds sind Symbole der Gemeinschaftsidentität, des Zusammenhalts und der Differenzierung von anderen solchen Gemeinschaften in den umliegenden Bereichen.

      In flussfernen Niederlassungen wurden auch Häuser aus Steinen mit Adobemörtel und auch vereinzelt Steintrockenmauern errichtet. Steine waren hier offensichtlich das besser verfügbare Baumaterial. Die Errichtung solcher Bauten wird auch einem Einfluss der Anasazi und der Mogollon zugeschrieben. Beim Stützwandbau für die Mounds wurden neben abgerundeten Flusssteinen auch unregelmäßig plattige, steinähnliche ausgetrocknete und ausgehärtete Caliche-Brocken verwendet.

      Nur aus vergänglichem Material wurden Schattendächer/Ramadas gebaut, die oft als Arbeitsbereiche dienten und nur über ihre Pfostenlöcher noch Kunde von ihrer Existenz gaben.

      Backöfen/Hornos: Die Hohokam bearbeiteten viele ihrer Nahrungsstoffe in Familien- oder Gemeinschaftsbacköfen oder Hornos (spanisch für Ofen). Die Hohokam-Hornos waren konisch geformte, halb unterirdisch angelegte Grubenbauten, wo die Nahrung gebacken oder gegart wurde. Das Feuer wurde auf dem Boden der Grube entfacht und ging später aus bzw. wurde erstickt. Über das Feuer wurde eine Lage von Steinen gelegt. Die Nahrung, die gegart werden sollte, wurde auf die heißen Steine zwischen Lagen von Gras und Erde gelegt und darauf wurde wieder ein Feuer gemacht. Auf diese Weise wirkten die Hornos wie ein Ofen, der die Speisen von oben und unten erhitzte. Diese Hornos sind eine siedlungsgebundene architektonische Form der allgemein bekannten Röstgruben und Erdöfen.

      In den von den Archäologen ausgegrabenen Hornos fand man im allgemeinen Reste von Agavenherzen und Cholla-Knospen, die belegen, dass die Hohokam diese Nahrungsmittel buken. Tierknochen waren sehr selten oder fehlten fast völlig. Wahrscheinlich wurde Fleisch über dem offenen Feuer geröstet oder in kleinen Portionen in Töpfen gekocht. Über eine Nutzung der Hornos als Brennorte für Keramik sind keine Belege gefunden worden. Einige Hornos waren sehr groß, maßen bis zu 3 m im Durchmesser und waren 2,5 m tief. In diesen Öfen konnte eine große Menge von Nahrung gegart werden, die evtl. für zeremonielle Festmahle, die mit rituellen Ereignissen verbunden waren, diente und für spezielle Ereignisse einen Platz im Dorf bekam.