Sino Forest
Vor wenigen Jahren wollte der Autor nochmals einen Versuch mit der Warren Buffet Regel wagen und sie mit eigenem Wissen kombinieren. Durch aufmerksames Lesen der Wirtschaftswoche wurde die Aufmerksamkeit auf das in Kanada gelistete und in China agierende Unternehmen „Sino Forest“ gelenkt.
Die Ausgangssituation
Kaum noch Wald
„Holz ist knapp in China. Nur etwa 13 Prozent der Landfläche ist von Wald bedeckt, der weltweite Durchschnitt liegt bei 35 Prozent. Die chinesische Landbevölkerung deckt 40 Prozent ihres Energiebedarfs mit Holz. Das aber wird auch für die wachsende Produktion von Papier und Holzwerkstoffen benötigt.
Die Waldarmut macht China abhängig von Holzimporten. ..Das kanadische Forstunternehmen Sino-Forest hat diesen Trend früh erkannt. 1994 sicherte sich das Unternehmen für 50 Jahre umfangreiche Forstrechte im Süden Chinas. Sino-Forest bewirtschaftet dort auf einer Fläche von 318 000 Hektar Forstplantagen. Die Kanadier bauen schnell wachsende Holzarten an wie Eukalyptus, Pappel und Kiefer. Sino-Forest arbeitet in China von Beginn an profitabel. Nach neun Monaten 2005 stiegen die Erlöse um 61 Prozent auf 323 Millionen US-Dollar, die operativen Mittelzuflüsse erreichten 138 Millionen Dollar, der Reingewinn verbesserte sich um zwei Drittel auf 54 Millionen Dollar. ….Die Forstaktie ist zuletzt gut gelaufen, bietet aber weiter Potenzial. Anleger sollten eine Cash-Reserve zurückhalten, um bei Schwäche nachfassen zu können. (Wirtschaftswoche, 3.3.2006)
Für mich als gelernten Förster und interessiertem Anleger klang diese Geschichte plausibel und ich kaufte….
Kurze Zeit später jedoch fiel die Aktie und die Wirtschaftspresse lieferte die Begründung.
Peking „Eine Reihe von Skandalen hat das Vertrauen internationaler Anleger in chinesische Unternehmen untergraben. Es geht um die Buchhaltungspraktiken der Firmen. In den vergangenen Tagen haben sowohl die Aktien als auch die Anleihen der betroffenen Firmen dramatisch an Wert verloren.
... Eine Analysefirma hatte dem Forstkonzern allerdings vorgeworfen, den eigenen Waldbesitz in der Bilanz gnadenlos übertrieben zu haben. Seitdem sind die Aktien im freien Fall, haben rund 80 Prozent ihres Wertes eingebüßt“. (Handelsblatt 22.06.11)
„Sino-Forest beantragt Gläubigerschutz nach Muddy-Waters-Report
Der chinesische Holzkonzern Sino- Forest Corp. hat am späten Freitag Gläubigerschutz beantragt. Das Unternehmen plant nun eine Restrukturierung und prüft einen Verkauf.
Die Firma war im vergangenen Jahr ins Zwielicht geraten, nachdem der Leerverkäufer und Analyst Carson Block von Muddy Waters LLC ihr Betrug vorgeworfen hatte.
Block hatte in einer am 2. Juni veröffentlichten Studie erstmals öffentlich behauptet, die Waldbestände der Firma seien geringer als ausgewiesen.
"Es war fast ein kompletter Betrug von vorne bis hinten”, sagte Block in einem Interview im vergangenen Sommer, "von Anfang an haben sie ihre Waldbestände und ihre Holzverkäufe zu hoch angeben”. (Welt-online 03.03.12)
Abb.1: So kann die Anlage in einen vermeintlich sicheren Wert enden.
Die Protagonisten des Buches
Viele eigene Erfahrungen und Beobachtungen des Börsengeschehens, verbunden mit der aktuellen allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit, führten zu der Idee, plausibel klingende Erklärungen rund um die Geldanlage so zu hinterfragen, dass der Besitzer eines kleinen bis mittleren Vermögens vor existentiellen Fehlentscheidungen geschützt wird. Für den Autor ist eine existentielle Fehlentscheidung in Geldangelegenheiten dann gegeben, wenn die Altersvorsorge oder der Ausbildungsplan für die Kinder gefährdet ist oder sogar aufgegeben werden muss. Fehlspekulationen, wie die oben aufgeführten sind ärgerlich, aber auch lehrreich, sofern sich die Verluste im niedrigen Prozentbereich des Vermögens bewegen. Wenn Sie allerdings Ihren Kindern erklären müssen, dass Sie das Medizinstudium deshalb nicht unterstützen können, weil sie Ihr Geld windigen chinesischen Tricksern überlassen haben oder sie, lieber Leser, im Alter, nach vielen Jahren harter Arbeit, auf keine finanziellen Reserven zurückgreifen können, weil die schöne Seifenblase des Fonds-Prospektes doch geplatzt ist – dann stehen sie ernsten Problemen gegenüber.
Auch soll ein Weg aufgezeigt werden, wie ohne großem Zeitaufwand und umfangreichem Börsenwissen ein stetiger Vermögensaufbau möglich ist – sofern die ganz großen Katastrophen der Menschheit ausbleiben.
Das Ziel des Buches ist es, dass der weitaus überwiegende Teil der Geldanlage sehr sicher und quasi automatisch erfolgt. Für den kleineren Anteil des zur Verfügung stehenden Betrages sollen nicht mehr als 5 Minuten im Monat verwandt werden. Dennoch soll dieser geringere Teil der Investition, bei begrenztem Risiko, einen wesentlichen Beitrag zur Ihrem Vermögensaufbau leisten.
Bei der Betrachtung der Mythen der Geldanlage oder den „geheimen Formeln des Börsenerfolges“ werden 2 Szenarien angenommen, die für viele Menschen in diesem Land einigermaßen realistisch erscheinen:
Szenario 1
Hildegard, 1923 geboren, leider im Jahr 2012 verstorben, ließ sich in ihrem Sparverhalten von ihren vielfältigen, oftmals nur schwer auszuhaltenden Lebenserfahrungen leiten und legte regelmäßig einen „Spargroschen“ zur Seite. Jupp, einer, der mit 14 seine Lehre im Stahlwerk begann, 50 Jahre ohne Krankheitstag arbeitete , konnte nicht mal mit seiner EC-Karte Geld abheben sondern überließ vertrauensvoll diese Aufgabe seiner Frau. Mehr Luxus als ab und zu einen Urlaub im Sauerland und zweimal Italien, alle 7 Jahre einen neuen Mittelklassewagen (schließlich wollte man auch zeigen, dass man es zu etwas gebracht hat…) versagten sich Oma und Opa jeglichen Luxus und so fiel Enkel Siegfried ein Erbe von 50.000 Euro zu.
Siegfried, 41 Jahre alt, ist verheiratet, 2 Kinder, die gerade mit dem Studium anfangen. Für das Studium hat Siegfried mit seiner Frau jeweils 15.000 Euro angespart und 30.000 sind aus einer Lebensversicherung fällig. Das Erbe und die jetzt fällig werdende Lebensversicherung will Siegfried als Altersvorsorge zurücklegen. Das heißt Siegfried, der die Finanzen in der Familie verwaltet (so ändern sich die Zeiten), hat einen Anlagebedarf von 80.000 Euro.
Szenario 2
Marcel und Ann-Kathrin sind beide 30 Jahre alt, haben gerade geborene Zwillinge, sind berufstätig und haben Eltern, die deutlich signalisieren, dass sich nicht arbeiten um zu vererben. Marcel und Ann-Kathrin, wollen (müssen) selbständig sowohl für ihre Altersvorsorge sorgen, als sich auch Gedanken um die Ausbildung ihrer Kinder machen. Gleichzeitig möchten sie selbstverständlich auch das Leben genießen und sich nicht allzu sehr einschränken. Nach verschieden Kalkulationen und Diskussionen kamen die Ehepartner überein, dass für die Altersvorsorge jeden Monat 200 Euro zurückgelegt werden und für jedes Kind nochmals je 100 Euro.
Der monatlich anzulegende Betrag beläuft sich somit auf 400 Euro, mit dem Ziel der Verfügbarkeit des Geldes für die Kinder in ca. 25 Jahren und des „Altersgeldes“ in 35 Jahren (Marcel und Ann-Kathrin sind mit hohem Optimismus gesegnet).
Bevor wir jetzt Siegfried, Marcel und Ann-Kathrin auf ihrem Weg durch die Mythen der Geldanlage folgen, möchte ich Ihnen die Grundgedanken dieses Buches vorstellen:
- Jegliche Kursentwicklung ist zufällig und niemand kann seriös eine Zukunftsprognose abgeben.
- Sie können über den von Ihnen angestrebten Anlagezeitraum sehr viel Pech haben, verdammt viel Pech.
- Ihr Eltern und Großeltern haben i.d.R. ihr Leben lang hart gearbeitet, sich das Geld auf dem Sparbuch manchmal buchstäblich vom Munde abgespart und jetzt haben Sie, aus Sicht des Autors, auch die moralische Pflicht, dieses Erbe nicht leichtfertig zu verspielen. Die Zukunft Ihrer Kinder hängt möglicherweise davon ab, wie Sie mit dem Ihnen anvertrautem Geld umgehen. Wie Ihr Partner und Sie selbst