Das Orakel von Hahm. Eliandra Murr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eliandra Murr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847669968
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Armbrust waren seine einzigen Waffen. Dafür war er über und über mit Ketten aus Knochen, Zähnen und Holzamuletten behängt, was Koperian auf die Idee brachte, etwas zu schnitzen und dann zu verkaufen. Der Zwerg hatte dunkelbraune Augen und eine inzwischen sehr rote Nase. Auch der Zwerg fing nun an den Elfen scharf zu mustern.

      „Ah, der Elf von Lahlon. Ihr könnt euch wohl im Dickicht besser bewegen, als auf offener Straße, hä?", gab er halb belustigt und halb entrüstet zurück.

      „Mein Name ist Koperian, aber woher wisst…“ Er wurde von dem Zwerg unterbrochen.

      „Typisch Elf, entschuldigt bitte", er begann besserwisserisch zu lächeln.

      „Ihr und die Elfe von Triminort seid die einzigen bekannten eurer Art in dieser Gegend. Warum wundert es euch dann, dass euch jeder kennt", fragte der Zwerg, ohne auf eine Antwort zu warten. „Mein Name ist Borion Drum Wurwur und ich bin ein Zwerg aus Halbain", stellte er sich vor. Halbain sagte Koperian nicht das Geringste, doch er vermutete, dass der Zwerg seine Heimatbinge mit Halbain meinte.

      „Sehr erfreut"; entgegnete der Elf. „Das nächste Mal hätte ich Lust auf eine weniger schmerzvolle Begrüßung, Herr Koperian", erwiderte der Zwerg, verabschiedete sich mehr belustigt über die Situation und ging seines Weges. Der Druide blieb noch einen kurzen Moment verwirrt stehen und machte sich auf den Weg nach Hause. Fieberhaft sammelte Koperian nun jede Art von Holz. Dann begannen er und Indo drei Tage lang Figuren, Becher, Püppchen, Tiere, Pflanzen, Broschen, Kettenanhänger und Kämme zu schnitzen. Am vierten und fünften Tag verkaufte der Elf ihre Wertsachen, die alleine deshalb, weil sie von einem Elfen gearbeitet worden waren, den Besitzer wechselten. Als er am fünften Tag müde nach Hause kam, saß ein Bote der roten Falken bei Diléhriel und erwartete den Elfen. Der Bote informierte die Freunde über den Fahrtpreis für Koperian, Indo und das Pferd und wies den Elfen an, noch an diesem Abend das Schiff „Harvel“ aufzusuchen, um Gepäck und Pferd dort verladen zu können. Bei Sonnenaufgang am nächsten Tag sollte das Schiffchen dann in See stechen. Koperian hatte viel mit seinen Holzschnitzereien eingenommen, doch es reichte nicht ganz um die Fahrt bezahlen zu können. Diléhriel verschwand in einer der vielen Ecken ihrer Behausung und kam mit dem noch fehlenden Geld zu Koperian. „Hier, damit eure Mission nicht gefährdet ist", sagte sich lächelnd und drückte dem verlegenen Druiden das Geld in die Hand. Das Halbelfenmädchen war an diesem Tag zum ersten Mal mehrere Stunden wach gewesen und sah schon wesentlich besser aus. Sie sprach aber kein einziges Wort und schien auch nichts von dem zu verstehen, was die Elfen miteinander sprachen. Den einzigen intensiveren Kontakt hatte sie zu dem kleinen Gamburen. Indo war in der ersten Stunde der Halbelfe gegenüber etwas schüchtern und misstrauisch gewesen. Doch im Laufe des Tages hatte das Mädchen sein Zutrauen gewonnen. Schließlich hatte Indo den Rest der Zeit, in der sie wach gewesen war, bei dem Mädchen verbracht und sich irgendwie mit ihr verständigt. An dem Abend schien sie zu merken, dass eine Aufbruchstimmung herrschte und war beunruhigt. Alle Versuche Diléhriel, sie zu beruhigen schlugen fehl. Als dann Koperian die Stute Lihn und ihr Gepäck zusammen mit Diléhriel zu der Harvel gebracht hatten und wieder nach Hause gekommen waren, fanden sie den kleinen Gamburen in einer Truhe eingeschlossen vorgefunden und das Mädchen war verschwunden. Es wurde ein durch diesen Vorfall getrübter Abend und alle Gedanken waren bei dem wilden Kind, das sich nun wieder selbst durchs Leben schlagen würde. Alle gingen früh zu Bett, um am Morgen rechtzeitig und frisch zu erwachen. Am nächsten Tag verabschiedeten sich Indo und Koperian von der Elfe, dankten ihr für die Gastfreundschaft und das Geld, welches ihnen gegeben hatte. Der kleine Gambur schlüpfte in die Kapuze des Druiden, als sie gemeinsam loszogen.

      „Wenn ihr dafür Tasmanorb und vielleicht Triman rettet, dann war das noch extrem wenig, was ich tun konnte", sagte Diléhriel lächelnd und winkte den zum Hafen schlendernden Freunden nach. Es war ein schöner Sonnenaufgang, der sie bei den Schiffen erwartete. Die Harvel lag friedlich am Kai und schwankte leicht hin und her. Auf zwei anderen Fischerbooten, die in der Nähe lagen, machten die Menschen Schiffsputz vor dem Auslaufen. Sie warfen alte stinkende Fischreste über Bord und ungewöhnlich wenige Möwen zankten um die Leiber im Wasser. Vor der Harvel, einem kleinen Einmaster aus Holz, standen der zwar mürrische und doch sehr um Mannschaft und Gäste besorgte Kapitän namens Trovat Oig und zwei weitere Gesellen. Sie waren in grau-rote Umhänge gehüllt, die über und über mit kleinen und fliegenden roten Falken bestickt waren. Der eine schien schon sehr alt zu sein, denn er hatte fast keine Haare mehr auf dem Kopf und die wenigen, die er noch besaß waren ergraut. Dem anderen Mann wirbelten für die Gegend ungewöhnlich helle Locken in dichten Büscheln um den Kopf. Er hatte einen kurzen Vollbart und schaute mit seinen blauen Augen zur aufgehenden Sonne.

      „Ah, hier sind unsere besonderen Gäste", begrüßte Oig Indo und Koperian.

      „Vielen Dank guter Kapitän, guten Morgen", erwiderte der Druide freundlich.

      „Das hier ist Falkran", der Seemann zeigte auf den alten Magier, "von der Gilde der roten Falken. Er ist ein Meister aus Triminort und leitet die Reise nach Hahm. Sein Lehrling, der Magier Silven, ist der blonde Mann aus Henvobar. Er lebt schon seit zehn Jahren in Triminort.“ Als Koperian erstaunt schien über das, was der Kapitän über seine Gäste alles wusste, meinte dieser:

      „Ich fahre für die Magier regelmäßig. Ich kann in einem Seitenhaus der Gilde nächtigen und kenne die meisten ihres Ordens aus Triminort.“

      „Guten Tag", sagte der ältere Magier freundlich, noch bevor der Elf zum Sprechen kam. „Ihr seid sicher der Druide von Lahlon“, fragte Falkran.

      „Ja, der bin ich", entgegnete der Elf, ,,Mein Name ist Koperian und ich freue mich, dass ich mich ihrem Wege anschließen darf.“

      „Ein Gast aus", er runzelte die Stirn, als müsse er kurz überlegen und sagte dann: „Tasmanorb ist uns immer willkommen.“

      „Ihr kennt Wörter der Elfensprache?", fragte Koperian verwundert.

      „Ein wenig, ich habe lange Zeit Diléhriel besucht und mich mit ihr angefreundet. Zurzeit erlauben es aber meine Pflichten so gut wie nie, die Gilde zu verlassen. Es sind schwere Zeiten gekommen und so werde ich zu unseren Brüdern nach Hahm gehen.“

      „Wisst ihr, was uns zugestoßen ist?", fragte Koperian, dessen Herz plötzlich bis zum Hals schlug. „Leider gibt es nur sehr viele Gerüchte, die Barden und Händler verbreiten und die zum Teil sehr fragwürdig sind", erwiderte der Magier nachdenklich.

      „Tatsache ist, das seit einem Jahr Schreckensgeschichten aus Henvobar kommen und seit dem der Sommer seinem Ende zugeht wurden es immer weniger Schiffe, die uns sicher aus dem Norden anliefen. Seit zehn Tagen ist jeglicher Kontakt zu Henvobar und seinen nördlichen Nachbarn unterbrochen. Auch über magische Wege können wir unsere Brüder dort nicht mehr erreichen. Es scheint als läge ein dichter dunkler und sehr giftiger Nebel über dem Norden, der sich immer mehr auszubreiten scheint und Menschen und Tiere in den Wahnsinn treibt."

      Koperian dachte an Hoob und die vor dem Wahnsinn der Nacht fliehenden Tiere des Dschungels. Indo zitterte leicht.

      „Viele dunkle magische Mächte sind entfesselt und führen zu einem mächtigen Chaos. Devorm, unser Meister der Sinne, ist bei seinem letzten Versuch Kontakt zu unseren Brüdern in Agrevan, der Hauptstadt von Henvobar aufzunehmen, zusammengebrochen. Seit dem kichert er nur noch vor sich hin und versucht sich und andere zu verletzten. Wir mussten ihn auf sein Lager festbinden“, erzählte Falkran weiter.

      „Warum wollt ihr nach Hahm, Koperian?", fragte er interessiert.

      „Mir wurde gesagt, in Hahm existiere ein Orakel, welches mir vielleicht helfen könnte", erwiderte der Druide. Der alte Magier schmunzelte.

      „Ihr seit noch nicht viel herum gekommen oder?“, lächelte ihn der Magier an.

      „Nun ja, ich kenne Lahlon wie meine Westentasche, aber mehr auch nicht. Mich zog es nie weg aus meiner Heimat und auch jetzt bin ich nur aus dem Grund der Not unterwegs", entgegnete der Elf geduldig.

      Er merkte wie der Magier gerne dazu noch etwas gesagt hätte, es sich dann aber anders überlegte und das Thema wechselte:

      „Hahm ist die Muttergilde der roten Falken, unser Zentrum und unser Rat. Dort beraten und verhandeln