Sie verabschiedeten sich.
Beim Hinausgehen hielt ihn der Hausherr zurück: »Engel. – Hier neben der Tür in dem Fenster«, und er zeigte auf ein schmales, einteiliges, weißes Holzfenster, »hier steht morgen ein weißer Kerzen-Engel, wenn die Luft rein ist – und parken Sie um die Ecke, damit es nicht auffällt!«
Oie fuhr zum Haus seiner Schwester und hatte einen etwas unruhig abwesenden Abend, weil er aus Nussbaums Auftritt nicht ganz schlau wurde. Besonders diese abrupten Schwankungen zwischen den klaren Ansagen – wie die eines Offiziers aus dem feinmechanischen Korps – und den verbalen Schleifen, Tempowechseln und Kontrapunkten eines Autisten irritierten ihn.
Auch schaffte er es nicht, ein mögliches Ende zu bedenken.
Er hatte so gar keine Vorstellung von dem, was ihn weiter erwarten würde – und – konnte er Nussbaum trauen? Vielleicht war das hörbar Verquere, Gewöhnungsbedürftige mehr Ausdruck eines inneren Chaos, dem er sich ohne Not ausliefern würde? Vielleicht auch wollte der bloß die Listen? Er beschloss, erst einmal vorsichtig zu sein.
Am nächsten Morgen frühstückte er mit seiner Schwester und seinem Schwager.
Rudolf war Rentner und Maria hatte für ihren Bruder einen freienTag genommen.
Sie wohnten in einem Häuschen in einer Gartenkolonie, von denen Berlin so viele hat und die dem Durchfahrenden den Eindruck geben, Berlin wäre außerhalb des Zentrums eine Anhäufung von Laubenkolonien zwischen Dörfern.
Das Haus in Blankenburg war von der Art, wie es keine größere Verbindung eingehen kann mit der Natur. Efeu berankt und Apfelbaum beschattet besaß es einen natürlichen Witterungsschutz, wie einen grünen Pelz.
Oie hatte sich hier immer sehr wohl gefühlt.
Seine Schwester, eine kleine angenehme Frau von Anfang sechzig, hatte die Hosen an und ordnete die Dinge wie einst ihre Mutter, die Bäuerin, auf dem Hof. An diesem Vormittag von einem weinberankten Pavillon – einem Feldherrnhügel im Gartenreich.
In dem sitzend redeten sie über Gott und die Welt, bei einem Stunden umspannenden Frühstück, das Oie fast vergessen ließ, was über ihm schwebte – oder saß es ihm schon im Nacken?
Unvermeidlich kamen sie wieder auf den toten Otto zu sprechen und seine Schwester zeigte sich erleichtert: »Es ist merkwürdig, seit gestern habe ich ein bisschen mehr akzeptiert, dass er nicht zurückkommt. Aber es ist schwer, nicht zu wissen, wo er begraben ist – es ist sehr schwer.«
»Weißt du Schwesterlein, ich muss eh nach Russland wegen eines Projektes, und ich werde dort die Zeit und alte Verbindungen nutzen, um mehr zu erfahren.«
»Albrecht, sei bloß vorsichtig, so ein großes Land. Man hört so viele Geschichten, dass es dort drunter und drüber geht – immer noch. Bitte sei vorsichtig und ruf an, wo du bist.«
»Maria, das sind Räuberpistolen. Ich kenne das Land, das weißt du. Ich habe da nur Gutes erfahren von den Menschen, und ich habe dort Freunde«, versuchte Oie seine Schwester zu beruhigen.
Oie ahnte nichts von der mittlerweile hektischen Suche nach Antonows Dokumenten und seiner Person durch die Dienste, und auch nichts von der Skrupellosigkeit und dem Aufwand den sie betreiben sollten seiner habhaft zu werden.
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