Inhaltsverzeichnis
Kurzzusammenfassung
Einleitung
Begriffsbestimmungen
Möglichkeiten und Herausforderungen von Empowerment in der Praxis der besonderen Wohnformen der Eingliederungshilfe
Das WKS-Modell als praktische Umsetzung des Empowerment-Konzepts
Fazit
Anhang: Methoden und Techniken des WKS- Modells
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Über die Autorin
© Ada Aust
Das vorliegende E-Book entstand ursprünglich als Bachelorarbeit im Rahmen des Hochschulstudiums der Sozialen Arbeit und wurde mit sehr gut bewertet.
Ada Aust
Bremer Landstraße 2c
27726 Worpswede
„Das größte Manko der Gesellschaft ist, das Anderssein nicht verstehen zu können.“
Pablo Pineda
Kurzzusammenfassung
Das zentrale Thema der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit ist die Umsetzbarkeit des theoretischen Konzepts des Empowerments für den Praxisalltag in den besonderen Wohnformen der Eingliederungshilfe. Mit einer Literaturrecherche wird gezeigt, dass in der Praxis die Möglichkeiten prägnant und vielfältig für die Adressaten/innen sind; dagegen liegen die Hürden hauptsächlich auf institutioneller und intrapersonaler Ebene. Je nach Hürde und Ebene können unterschiedliche Möglichkeiten genutzt werden, um bestehende Herausforderungen zu überwinden. Jedoch ist nicht jede Hürde aus dem derzeitig bestehenden gesetzlichen und politischen Rahmen zu überwinden. Empowerment als Prozess verstanden, kann für den Prozess der Umsetzung von Empowerment implizieren, dass auf diesem Weg die Beteiligten Ressourcen entdecken und (weiter-)entwickeln, die mittel- und langfristig Einfluss auf die Entwicklung des gesetzlichen und politischen Rahmens haben. Dabei kann das WKS-Modell, das die Selbstbestimmung der Adressaten/innen zum Ziel hat, als ein Ausgangspunkt genutzt werden. Diesem sollte jedoch eine Weiterentwicklung in Bezug auf Methodenvielfalt, Wissenschaftlichkeit und Grundwerte, mit Blick auf Empowerment, folgen. Diese Weiterentwicklung wiederum sollte zudem durch die individuellen Ressourcen und Stärken der Betroffenen und professionellen Akteure/innen, innerhalb der einzelnen Organisationen der besonderen Wohnformen der Eingliederungshilfe, geprägt sein, um die noch vorhandenen Herausforderungen erfolgreich überwinden zu können.
Einleitung
Pablo Pineda, geboren 1974 in Malaga, ist Lehrer, veröffentlicht Bücher, spielt in Filmen mit und hat ein eigenes Projekt sozialen Engagements gegründet. Pablo Pineda hat selbst Stigmatisierung und Ausgrenzung erfahren. Er wurde auf seinem Weg von Menschen begleitet, die unabhängig jeglicher Attribute an ihn und seine Fähigkeiten glaubten. Pablo Pineda ist der erste Europäer mit Trisomie-21, der einen Hochschulabschluss erworben hat (Dahms, 2014, o. A.; Hamdorf, 2010, o.A.).
Wenn ich an Pablo Pineda denke, dann denke ich auch an Empowerment. Pablo Pineda, ein Paradebeispiel eines gelungenen Empowerment-Prozesses, der sich trotz Stigmatisierung und Ausgrenzung seiner selbst ermächtigte und sein Leben nach seinem ganz eigenen Willen gestaltet. Auch wenn nicht jeder Empowerment-Prozess eine erfolgreiche Karriere, Hochschulabschlüsse und Buchveröffentlichungen aufweisen kann und wird, ist Pablo Pineda dennoch ein großartiges Beispiel für die Möglichkeiten des Unmöglich geglaubten. So ist diese Arbeit als ein weiterer Abschnitt einer Reise nach der Suche des eigenen Beitrags bei der Eröffnung von Räumen zu betrachten, in denen Menschen, die aufgrund von geistigen, körperlichen und/oder seelischen Attributen als behindert bezeichnet werden, sich selbst ermöglichen können das Unmöglich geglaubte zu realisieren. Da viele der Adressatinnen1 mit einer s.g. geistigen Behinderung in den besonderen Wohnformen der Eingliederungshilfe leben, deren Struktur jahrzehntelang von einem Fürsorgegedanken geprägt wurde, stellt diese Personengruppe das Augenmerk dieser Arbeit dar. Die folgende Arbeit geht daher der dafür zunächst grundlegenden Frage nach, inwieweit das theoretische Konzept des Empowerments für den Praxisalltag in den besonderen Wohnformen der Eingliederungshilfe umsetzbar ist. Dafür wird das WKS- Modell als ein Beispiel zur praktischen Umsetzung des Empowerment-Konzeptes durchleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die Begriffe Empowerment, Eingliederungshilfe und besondere Wohn-formen sowie WKS-Modell bestimmt. Im dritten Kapitel der Arbeit werden die Möglichkeiten von Empowerment und dessen Hürden für die Praxis erörtert. Dabei werden sowohl die Möglichkeiten als auch die Hürden in unter- schiedliche Ebenen differenziert. Im Anschluss wird die Forschungsfrage mit Blick auf die Chancen des Bundesteilhabegesetzes zur Umsetzung des Empowerment-Konzepts in der Praxis diskutiert. Das WKS-Modell bildet im vierten Kapitel die Praxisübertragung: zunächst werden die praktischen Inhalte sowie die Umsetzung in Organisationen behandelt und anschließend in Bezug zu Empowerment reflektiert. Ziel der Arbeit ist es aufzuzeigen, dass im Prozess der Umsetzung des Empowerment- Konzepts Ressourcen (weiter-)entwickelt und entdeckt werden, die im Verlauf der Umsetzungen genutzt werden können, um die vorhandenen Hürden zu überwinden.
1 Zur besseren Lesbarkeit wird im Folgenden ausschließlich die weibliche Form verwendet. Damit werden alle weiteren Geschlechter zugleichermaßen mit gemeint. Aus Protest gegen die Tradition der Verwendung der männlichen Form bei einer eingeschlechtlichen Schreibweise, entschied sich die Autorin für die weibliche Form.↩
Begriffsbestimmungen
Empowerment
Die Ideen und Wurzeln von Empowerment reichen bis weit ins 19. Jahrhundert der US- amerikanischen Sozialgeschichte zurück. Die erste Veröffentlichung im Jahre 1976 zu Empowerment mit dem Titel Black Empowerment: Social Work in Oppressed Communities stammt von Barbara B. Solomon. Der Begriff als Handlungsanleitung ist somit eng mit der Bürgerrechtsbewegung in Amerika verbunden. In diesem Sinne wird Empowerment als „ein Prozess durch welchen Menschen Kontrolle über ihr Leben, demokratische Partizipation in ihrem Gemeinde-leben und ein kritisches Verständnis ihres Umfeldes erlangen“1 verstanden (eigene Übersetzung, Perkins & Zimmermann, 1995, S. 570). Der Begriff Empowerment kann ebenfalls in der Tradition des Feminismus, der Selbsthilfebewegung, der Community Action-Programme, der Gemeindepsychologie und in Kampagnen zur Bildung eines politischen Bewusstseins sowie in der psychosozialen Praxis wiedergefunden werden (Herriger, 2014, S. 23 ff.). Im Kontext der psychosozialen Praxis verbergen sich hinter Empowerment als Begriff „eine Philosophie, theoretische Annahmen und Leitideen wie aber auch Prozesse, Programme, Konzepte oder Ansätze“ (Theunissen, 2013, S. 27). Dies führt dazu, dass sowohl im wissenschaftlichen Diskurs als auch in der psychosozialen Praxis derzeit kein einheitliches Verständnis von Empowerment existiert (Herriger, 2014, S. 13). In dieser Uneinigkeit können nach Herriger vier verschiedene Zugänge innerhalb der Definitionen unterschieden werden. Der Fokus auf das Individuum als aufbrechendes Subjekt ist allen vier Zugängen gemein. Dieses Individuum macht sich für sich und/oder andere auf den Weg zu mehr Eigenregie über die Parameter der eigenen Lebenswelt: sei es zur Umverteilung von Machtverhältnissen und als Widerstand gegen Unterdrückung (politischer Zugang); sei es mit Unterstützung der eigenen Ressourcen (lebensweltlicher Zugang); sei es in einem selbstinitiierten und eigen- gesteuerten Prozess zur Wiederherstellung der alltäglichen und politischen Lebenssouveränität (reflexiver Zugang); sei es im Rahmen eines Leistungskataloges der psychosozialen Praxis (transitiver Zugang) (ebd., S. 14 ff., S. 18). Außerdem nimmt Empowerment in Abhängigkeit des Kontextes unterschiedliche Formen und Bedeutungen an. So erfahren Kinder in Schulen andere Prozesse mit unterschiedlichen Ergebnissen als Menschen mit geistiger Behinderung (Theunissen, 2013, S. 32). Kurz gefasst kann Empowerment