Brain Cloud. Matthias Houben. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Houben
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847689737
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er konzentrierte sich weiter auf den Geruch, sog langsam die Luft in sich ein, schmeckte sie sorgsam ab, bevor er sie mit einem kräftigen Stoß ausatmete, damit der Geschmack nach Flechten nicht zu intensiv wurde. Ein gleichmäßiges sich immer wiederholendes Ausatmen und Einatmen, während seine Augen im selben Rhythmus den Hügelkuppen folgten und er langsam mit der Landschaft verschmolz. Der einzige, regungslose Fixpunkt in einer weiten Ebene ohne Bewegung, ohne Geraden und Winkel, der nur auf den Wind wartete und die Gleiter, die er spielerisch vor sich hertrieb, um genauso schnell, wie er gekommen war, wieder mit seinen Spielzeugen zu verschwinden.

      Er war bereit und wartete, stand hier, weil die Kabel in seinem Nacken und auf seiner Kopfhaut ihn das tun ließen, für das er geschaffen war.

      Und schon zuckte der Zweifel wieder auf, an Kabel durfte er nicht denken, er durfte nicht einmal wissen, dass etwas wie ein Kabel existierte, so wie es irgendwo auch Namen gab, unter anderem einen für ihn und für das, was er hier tat. In einer Welt, die keinen Namen hatte, weil sie keinen brauchte.

      Ein Vertrag

      Mark sah hinunter auf das zusammengeheftete Papier, das er auf der Kante des Schreibtisches zu stabilisieren versuchte, damit sein Gegenüber das leichte Zittern seiner Hände nicht bemerken konnte. Er kam sich vor wie in Watte gehüllt, hörte die Stimme seines Gesprächspartner, blätterte gleichzeitig mit schweißnassen Fingern im Papier und versuchte irgendwie professionell und aufmerksam zu wirken.

      „Ihre Testresultate sind ausgezeichnet. Sie haben das Test Szenario mit Bravour bewältigt, ich möchte fast sagen mit Auszeichnungen.“

      Mark ZwO kommentierte im Hintergrund: „Wieso fast, du sagst es doch.“ Mark zuckte nervös zusammen.

      „Wir würden uns freuen, Sie in unserem Team begrüßen zu dürfen.“

      Mark blickte kurz auf, fixierte das ernste Gesicht seines Gesprächspartners, der jetzt versuchte zu lächeln. Was in starkem Kontrast zu den dunklen, harten Augen stand. Der Mund versuchte zu lächeln, die Augen sogen ihn auf, fixierten ihn und begannen ihn in Stellung zu rücken.

      „Wie Sie sehen können, ist alles sorgsam geregelt. Für die Zeit, in der Sie an dem Projekt teilnehmen, übernehmen wir sämtliche ihrer laufenden Kosten, sodass sie sich komplett auf Ihre Aufgabe konzentrieren können.“

      Der dunkelhaarige, muskulöse Mann blätterte kurz durch den Stapel Papiere, die er in der Hand hielt, und nickte Mark zu. Der weiße Kittel sollte wohl suggerieren, dass es sich um einen seriösen Wissenschaftler oder Arzt handelte, die durchtrainierte Gestalt und die exakten fast athletisch wirkenden Bewegungen wurden dadurch aber nicht kaschiert, wie Mark ZwO anmerkte.

      Ein muskulöser Einzelkämpfer mit militärischem Bürstenhaarschnitt, leicht gebräunt, immer kontrolliert, ein wenig auf dem Sprung, als sei er bereit, jederzeit sein Gegenüber zu überwältigen.

      Mark kam sich gedrängt vor, hätte gern mehr Zeit gehabt, wäre gern in sich gegangen und hätte sich beraten wollen. Aber man ließ ihm keine Zeit. Es sei eine einmalige Chance, er müsse sich kurzfristig entscheiden, da das Projekt schon angelaufen war und er der Letzte sein würde, der zu dem Team hinzustieß, um es zu komplettieren.

      „Da Sie während Ihrer Projektbeteiligung keine weiteren Kosten haben, Sie werden selbstverständlich in dieser Zeit von uns komplett versorgt, werden wir die gesamte Summe zu Beginn des Projektes auf Ihr Konto überweisen.“

      Mark blätterte durch den Mittelteil der Unterlagen, der detailliert beschrieb, wo er untergebracht wurde, wie er medizinisch und psychologisch betreut werden würde. Seine Augen blinzelten aber immer wieder zu der einsamen Papierseite vor sich auf dem Schreibtisch, die nur auf seine Unterschrift wartete, auf der diese ungeheure Zahl stand. Ein Betrag, den man überweisen wollte, der so unvorstellbar schien, dass er sich gerne in den Arm gekniffen hätte.

      Der schwarze Faserstift lag daneben, wartete darauf jetzt benutzt zu werden. Mark brauchte ihn nur zu greifen und seine Unterschrift auf das Papier zusetzen.

      Sein Gegenüber erklärte noch einmal das Prozedere, welches nach Unterzeichnung folgen würde, der Flug an den Projektstandort, die Einweisung in Unterbringung und Aufgaben. Er erwähnte die Namen von Ansprechpartnern und persönlichen Betreuern, schilderte übergenau deren Qualifikation und stellte bei einzelnen deren besondere Fähigkeiten hervor.

      „Sie sehen, sie werden sich in den besten Händen befinden.“

      Mark war sich nicht sicher, ob er sich überhaupt in den Händen von irgendjemand befinden wollte, aber die magische Zahl auf dem Vertrag sagte etwas anderes. Nie war ihm in seinem bisherigen Leben auch nur entfernt gelungen einen Job zu ergattern, der solche Auswirkungen auf seine Zukunft haben würde. Bisher war er geduldig im Mittelmaß mitgeschwommen, hatte sich vorgenommen irgendwann die Chance, die sich vielleicht böte sofort anzunehmen, sein Schicksal in eigene Hände zu nehmen.

      Jetzt saß er hier und zögerte.

      Das kurze Nicken seines Gegenübers zum Blatt und Schreibstift hin, war mehr als nur eine Aufforderung. Er wirkte langsam ungeduldig, das Gespräch zog sich in die Länge.

      Mark nahm den Stift, schraubte die Kappe ab, legte den vor Aufregung feuchten Handballen auf das Papier und kritzelte entschlossen seine Unterschrift darauf.

      Der feste Händedruck, das kurze Armschütteln seines Gegenübers, der locker einen Kopf größer war als er, begleitete ihn aus dem Büro. Er stolperte benommen an der Rezeption mit der telefonierenden jungen Dame vorüber, in den Aufzug, dessen Türe offen stand. Am Haupteingang empfing ihn warme, feuchte Luft, die von der klimatisierten kalten Luft in seinem Rücken, die ihn nach draußen zu schieben schien, zurückgedrängt wurde.

      Sein Hemd klebte am Rücken, seine Hände, jetzt an die Hosenbeine angelegt, hinterließen feuchte Spuren, wie er glaubte.

      Er verlor sich in die Stuhlreihen des Cafés auf dem Platz und bestellte sich einen Espresso. Dabei fiel ihm auf, dass er selbst keine Unterlagen mitbekommen hatte.

      „Da wäre aber mehr drin gewesen.“

      Mark ZwO meldete sich gegen alle Absprachen in der Öffentlichkeit.

      „Wenn du gesagt hättest, dass wir zu zweit sind, hätten die mehr ausgespuckt.“

      Mark sprach mit vorgehaltener Hand zu seinem zweiten Ich.

      „Du brichst die Regeln, nicht in der Öffentlichkeit hatten wir beschlossen.“

      „Nur, weil du immer laut zu mir sprechen musst. Bullshit. Ich sage dir, du hättest es sagen sollen.“

      Mark schaute vorsichtig zu den Nachbartischen hinüber und führte die Tasse zum Mund, hielt kurz vor dem Trinken kurz inne.

      „Wenn ich das gesagt hätte, wären wir in hohem Bogen rausgeflogen“. Er trank einen kurzen Schluck und verbrannte sich die Lippen.

      „Hallo, hast du dir auch alles durchgelesen? Immerhin bestimmst du über mich mit. Da wäre es angemessen gewesen, mich zu beteiligen.“

      Mark konzentrierte sich auf den Löffel, mit dem er den Zucker im Espresso umrührte, einmal in die linke Richtung, einmal in die umgekehrte.

      „Immerhin hast du endlich unterschrieben. Ich war schon drauf und dran einzugreifen.“

      Mark schüttelte unwillig den Kopf, was Menschen, die ihn jetzt vielleicht beobachteten, etwas merkwürdig vorgekommen musste.

      Überraschung

      Gottlieb Arndt Bertram, genannt GAB, stand in der Bäckerei und sah auf das Angebot hinter der schrägen Glasscheibe der Theke. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er lieber ein Wurstbrötchen oder ein Croissant zum Frühstück essen sollte. Wahrscheinlich war beides gut, die Frage war nur, in welcher Reichenfolge es am besten schmeckte.

      Die