Du gehörst zu mir. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847613374
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die Spur nicht zurückzuverfolgen sein. Ich hatte über die Jahre immer nur kleine Mengen an Gold in verschiedenen Städten und bei verschiedenen Banken angekauft. Schließlich wollte ich nicht, dass man mir meine Göttin wieder entriss, wenn ich sie endlich befreit hatte. Ich überlegte. Vielleicht war das heute auch deswegen der falsche Augenblick gewesen, weil sie hätte verletzt werden können. Meine Göttin hatte mir mit dem Bremsen einen Hinweis gegeben. Sie wollte ihren perfekten Körper behalten, ohne Schrammen und Blessuren. Ich seufzte. Das hätte ich mir auch selber denken können. Trotzdem war ich ihr dankbar, dass sie mich daran erinnert hatte. Fröhlich pfeifend machte ich mich an die letzten Arbeiten. Das nächste Mal würde ich besser vorbereitet sein.

      3

      Rob hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, gerade als er den Hörer aufgelegt hatte. Mira kam nach Hause. Er ging ihr entgegen, schloss sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss. „Hallo, Schatz. Wie war dein Tag?“

      Sie blickte ihn lächelnd an, schmiss ihre Schuhe in die Ecke und seufzte. „Nicht so gut.“

      Er nahm ihr ihre Aktentasche aus der Hand und führte sie zum Sofa. „Setz dich! Ich bringe dir ein Glas Wein. Und dann erzählst du, was Mr. Mir-kann-man-nichts-recht-machen schon wieder zu meckern hatte.“

      Mira schmunzelte. Rob hatte den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen. Sie war jetzt seit vier Jahren mit diesem wunderbaren Mann zusammen und hatte noch nicht einen Tag bereut. Im Sommer wollten sie heiraten. Der einzige Wehrmutstropfen in ihrer Beziehung war das Thema Kinder. Rob wollte am liebsten sofort welche. Mira wollte erstmal Karriere machen und dann, vielleicht, Kinder. Dieses Vielleicht hatte sie Rob gegenüber allerdings nicht erwähnt. Rob war italienischer Abstammung. Es war undenkbar für ihn, nicht mindestens zwei oder besser noch vier Kinder zu haben. Sie war sich sicher, dass er ein fantastischer Vater werden würde. Sie war sich nur nicht sicher, ob sie eine fantastische Mutter werden würde. Rob erschien wieder und drückte ihr ein Glas mit kaltem Weißwein in die Hand. „Also los. Ich will alles über den Mistkerl, der meine Verlobte dermaßen ärgert hören. Danach schicke ich Sinclair los, dem Typen Manieren beizubringen.“

      Mira lachte auf, nahm einen Schluck und erzählte Rob von ihrem Tag. Als sie geendet hatte, fragte sie ihn, ob es bei ihm etwas Neues gab.

      „Allerdings! Pierre hat angerufen!“

      „Oh nein“, unterbrach sie ihn. „Wenn du mir jetzt erzählst, dass ihr irgendwann demnächst auf Segeltour quer durchs Mittelmeer gehen wollt, dann behalte es besser für dich. Ich gönne dir zwar jeden Urlaub, aber im Moment würde ich dich dafür hassen.“

      Er strich ihr übers Haar und küsste sie erneut. „Ich würde doch jetzt nicht ins Ausland verschwinden. Nachher brauchst du doch noch jemanden, der deinem Kunden Manieren beibringt.“

      „Ich denke, dass soll Sinclair machen?“, warf sie fragend ein.

      „Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, meine Verlobten selber zu verteidigen.“

      „Wie nobel, mein Prinz. Aber sag mir lieber, was Pierre sonst wollte, wenn es nicht um Urlaub ging?“

      Rob schüttelte den Kopf. „Als würde er nur anrufen, wenn er mit mir verreisen will.“

      Mira ließ das lieber unkommentiert.

      „Erinnerst du dich noch an Suzanna, Pierres Schwester? Ich habe dir mal von ihr erzählt.“

      Mira konnte nicht sagen, warum, aber bei der Erwähnung von Suzannas Namen schrillten bei ihr die Alarmglocken. „Wage“, gab sie zu.

      „Suzie war mit fünfzehn schwer in mich verschossen. Eine Teenager-Schwärmerei.“

      Deswegen die Alarmglocken. „Du warst bestimmt schon damals ein klasse Typ.“

      „Sie war auch nicht ohne. Wäre sie nicht die Schwester meines besten Freundes gewesen, hätte ich nicht Nein gesagt. Aber das war natürlich bevor ich in dir die Liebe meines Lebens traf.“

      „Hör auf zu schleimen, Roberto Gonzales.“ Sie schlug ihm spielerisch gegen den Arm. „Was also ist mit Suzie?“

      „Sie bekommt Drohbriefe. Ernstzunehmende Drohbriefe. Heute hat jemand versucht, sie von der Straße zu drängen.“

      „Das klingt nicht gut.“ Auf Miras Stirn erschien eine Falte. Dafür liebte Rob sie. Sie nahm die Gefahr, in der Robs Klienten steckten, ernst. Nie würde sie ihm Probleme machen. Deswegen war er sich sicher, dass sie auch diesmal hinter ihm stehen würde. „Ich habe Pierre versprochen, den Schutz seiner Schwester persönlich zu übernehmen.“

      „Selbstverständlich musst du das.“

      Rob hatte es gewusst. „Dann lass uns jetzt ins Bett gehen.“

      Mira zog die Augenbrauen hoch.

      „Das wird unsere letzte gemeinsame Nacht für längere Zeit. Ich werde bei Suzie wohnen müssen, bis wir den Stalker geschnappt haben.“

      „Dann gibst du dir besser Mühe, damit ich dich gehen lasse.“

      „Glaube mir, mein Schatz. Ich werde mir soviel Mühe geben, dass du mich anflehst, nicht zu gehen.“

      Lachend folgte Mira ihm in ihr Schlafzimmer.

      4

      Rob hat eine private Security Firma. Er hat Leute, die auf dich aufpassen werden, während ich im Ausland bin. Die Stimme ihres Bruders hallte noch immer in ihrem Kopf wieder. Sie lag auf dem Bett und dachte an die Zeit von vor zehn Jahren. Sie war damals fünfzehn gewesen und ein altkluger, pickeliger Teenager, der sich fürchterlich in den besten Freund ihres Bruders verliebt hatte. Nun, die Pickel war sie inzwischen definitiv losgeworden. Aus ihr war eine schlanke, junge Frau geworden, die zwar immer noch klug, aber nicht mehr altklug war. Die Schwärmerei für Rob allerdings war nicht vergangen. Ganz im Gegenteil. Im Laufe der letzten zehn Jahre hatte sie ständig an ihn gedacht und sich gefragt, was aus ihm geworden war. Unwillkürlich hatte sie jeden ihrer Freunde mit ihm verglichen. Sie alle hatten schlecht abgeschnitten. Ihr war bewusst, dass sie Rob nicht mehr kannte. Aber sie fand auch nichts Schlimmes daran, von ihm zu phantasieren. Die Gedanken an ihn hatten ihr bei so manchem Liebeskummer geholfen. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass er sie trösten würde, ihr sagen würde, wie toll sie sei und dass der Typ, der sie gerade verlassen hatte, nicht alle Tassen im Schrank haben konnte. Dann hatte Rob sie geküsst, und ihr Herz hatte wie wild geschlagen. War das merkwürdig? Wahrscheinlich. War es krank? Absolut nicht. Sie war realistisch. Ihr war klar, dass Rob diese Anforderungen, die sie ihm im Laufe der Jahre zugeschrieben hatte, niemals würde erfüllen können. Aber sie war sich auch sicher gewesen, ihn nie wiederzusehen. Oder wenn, dann in ferner Zukunft, wenn sie selber mit einem umwerfenden Mann verheiratet wäre. Klar, Rob war der beste Freund ihres Bruders und die Gefahr, ihm doch mal über den Weg zu laufen, war durchaus gegeben, aber auch Pierre und Rob sahen sich selten. Wenn, dann immer im Ausland. Oder sie gingen gemeinsam Skilaufen in der Schweiz. Die Chance, ihn hier zu treffen, war gering. Und doch würde er morgen kommen.

      Suzie stand auf und stellte sich vor den Spiegel. Sie betrachtete sich kritisch. Ihr Körper war der einer Frau, die Rundungen genau an den richtigen Stellen. An der Uni war sie im Hockey-Team. Dreimal die Woche Training und an den Wochenenden Spiele. Sie joggte jeden Morgen, wenn es ihre Zeit zuließ. Und sie ernährte sich bewusst gesund. Sie hatte glänzendes dunkles Haar, das ihr in wilden Locken bis auf den Rücken fiel. Eine vorwitzige Haarsträhne hing ihr vor den Augen. Energisch schob sie sie zurück. Ihre Augen waren dunkel, fast schwarz. Sie trug kaum Make-up. Trotzdem waren ihre Wangen rosig. Ob das an dem bevorstehenden Treffen lag? Von ihrer Mutter hatte sie die hohen Wangenknochen und den olivfarbenen Teint geerbt, von ihrem Vater die vollen Lippen und die langen Wimpern. Sie wusste, dass sie gut aussah. Trotzdem war sie nervös. Zulange hatte sie von ihm geträumt und fantasiert. Auf ein Treffen war sie definitiv nicht vorbereitet.

      „Nützt nichts“, murmelt sie ihrem Spiegelbild zu. „Er wird kommen, ob es dir passt oder nicht.“