Du gibst uns die Möglichkeit, die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen.
Der Herbst hält Einzug und wir verkrümeln uns in unsere Wohnung. Wir sitzen oft nebeneinander in unserem Lieblingssessel und schauen zusammen
Kinderbücher an. Du hast Dutzende davon, aber meistens willst du immer dasselbe vorgelesen bekommen. Ich kenne es mittlerweile auswendig und kann den Text herunterbeten.
Es ist zwar schon dein zweites Weihnachtsfest, aber das erste welches du bewusst miterlebst. Staunend wie immer schaust du zu, wie Mama unsere Wohnung weihnachtlich dekoriert und versuchst so gut du kannst zu helfen.
Einen Weihnachtsbaum haben wir zwar nicht, aber eine Weihnachtstreppe. Das ist eine Bockleiter aus Holz, die Mama mit goldener Farbe angemalt hat und auf allen gegenüberliegenden Stufen liegt quer ein Brett, so dass genügend Platz für Dekokram und Geschenke ist.
Diese Konstruktion hat es dir ganz besonders angetan und du bestaunst sie ausgiebig.
Nach einer Weile räumt Mama die beiden unteren Bretter wieder ab, da du den Krempel, der darauf steht ständig in der ganzen Wohnung verteilst.
Beim gemeinsamen Singen in Omas Guter Stube wunderst du dich über meine misstönende Stimme und krähst die Weihnachtslieder fröhlich mit.
Weihnachten mit dir ist ein Erlebnis.
Ohne Kinder ist Weihnachten ein ständig wiederkehrendes und etwas langweiliges Ritual: man isst zusammen, man beschenkt sich gegenseitig, man redet miteinander und manchmal singt man vielleicht sogar miteinander.
Mit dir dagegen ist die Weihnachtszeit etwas ganz Besonderes: die ganzen Rituale und Traditionen sind neu für dich. Die weihnachtliche Stimmung scheint dir gut zu gefallen und durch dich können wir Weihnachten noch einmal durch Kinderaugen sehen. Es ist wie eine Zeitreise zurück in unsere eigene Kindheit, als Weihnachten nicht nur Einkaufen und Stress bedeutete, sondern das tollste Ereignis des Jahres war, auf das
wir uns wochenlang wie verrückt gefreut haben und die Zeit bis dahin konnte für uns nicht schnell genug vergehen.
Kapitel 6
Essen mit Kindern
Essen mit Kindern unterscheidet sich gravierend vom Essen ohne Kinder. Das gilt vor allem für Kinder im Alter zwischen null und fünf Jahren.
Zu Beginn ist die Kinderfütterung noch eine wundervolle und anmutige Angelegenheit: Mama holt ihre Milchbar raus und du nuckelst friedlich daran. Oft schläfst du dabei ein. Die ganze Angelegenheit wirkt friedlich und beschaulich.
Das ändert sich schlagartig sobald von Muttermilch auf Brei umgestellt wird. Nicht nur dass die Milch umsonst ist und der Brei etwas kostet, nein, das Verspeisen des Breis ist auch noch eine äußerst unappetitliche Angelegenheit, da das Kind von oben bis unten verschmiert ist.
Verwendet man dann auch noch einen Brei, der dem Kind nicht schmeckt, so zieht das Kind zunächst eine angewiderte Schnute, um im nächsten Moment den Brei in einem feinen Nebel wieder auszusprühen. Das führt zu eigenartigen Farbkombinationen auf der
Tapete: spinatgrün, karottenorange und tomatenrot. Sehr beliebte Farben in den Siebzigern, heute allerdings etwas aus der Mode gekommen.
Die Breiphase beginnt übrigens etwa im Alter von drei oder vier Monaten.
Aber auch diese Phase geht vorüber und irgendwann sitzt das Kind dann mit am Tisch. Dann ist es ungefähr ein Jahr alt.
Aufgrund unserer Unerfahrenheit haben wir zunächst weiterhin eine Tischdecke verwendet. Das haben wir genau einmal gemacht und dann erkannt, dass du die Tischdecke dazu verwendest, um Gegenstände zu erreichen, die sich außerhalb deiner Reichweite befinden. Logischerweise ziehst du an der Decke und die Dinge wandern ganz automatisch zu dir. Leider aber auch an dir vorbei und auf den Boden.
Jetzt sparen wir Geld durch das Nicht-Verwenden von Tischdecken.
Ganz automatisch machen wir aber eines richtig: wir lehren dich mit geschlossenem Mund zu essen und erlauben dir kein Schmatzen.
Leider machen dass nicht alle Eltern so und deshalb haben wir manchmal Kinder zu Gast, die ihr Essen mit derselben Geräuschkulisse wie eine Horde Wildschweine verschlingen.
Diese Kinder platzieren wir zunächst so weit wie möglich von mir entfernt, weil mir von den Schling- und Schmatzgeräuschen immer schlecht wird und mir der Appetit vergeht.
Später lassen wir diese Wildsaukinder dann nicht mehr an unseren Mahlzeiten teilnehmen, weil die Geräusche mit zunehmendem Kindesalter immer noch lauter werden und die Entfernung zwischen mir und den kleinen Ferkeln auch nicht mehr hilft.
Thema Restaurantbesuche:
Früher sind Mama und ich gerne abends in die unterschiedlichsten Restaurants gegangen. Gutbürgerliche Küche, Mexikaner, Italiener, Chinesen… Dort haben wir gerne gegessen.
Wir haben in aller Ruhe die Speisekarte studiert, ein leckeres Essen ausgewählt, mit dem Kellner die Zubereitung des Fleisches und die gewünschten Beilagen besprochen, um danach genüsslich unser meist dreigängiges Menü zu verspeisen.
Nach dem Mahl haben wir uns noch ein Weilchen unterhalten und danach das Lokal in aller Ruhe verlassen.
Ein Restaurantbesuch mit Kindern läuft gänzlich anders ab. Während Mama und ich die Speisekarte studieren brüllst du schon: „Ich habe Hunger und ich will Spätzle mit Soße!“
Also suchen wir schnellstmöglich unser Essen raus und winken hektisch nach dem Kellner. Wir erklären ihm dass du Hunger hast und er dein Essen - so schnell die Küche es vermag - bringen möge.
Die Wartezeit – und ist sie auch noch so kurz – verbringst du damit, uns zu erklären wie hungrig du bist und mit der ständigen Frage wann denn dein Essen endlich serviert wird.
Steht deine Mahlzeit dann vor dir, verschlingst du diese in Rekordzeit und viel schneller als zuhause, wo sich eine Mahlzeit schon mal etwas länger hinziehen kann.
Logischerweise kommt Mama und mein Essen erst dann, wenn du schon beinahe fertig bist. Während wir also unser Mahl gerade erst begonnen haben, bist du schon fertig und erkundigst dich ungeduldig, wie lange wir denn noch brauchen und wann wir endlich gehen können.
Manchmal unterbrichst du deine Fragerei und singst uns und den anderen Gästen laut ein Lied vor.
Mama und ich essen so schnell es geht und verlassen das Lokal fluchtartig und mit gesenktem Kopf.
Die logische Konsequenz ist, dass wir ab jetzt lieber bei verschiedenen Fastfood-Restaurants essen. Dort ist es voll von Familien mit kleinen Kindern und lautes Geschrei und herumfliegende Salatblätter stören auch keinen.
Es gibt eben für jedes Problem eine Lösung.
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