Das Highheel-Project. Velvett D. Black. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Velvett D. Black
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742791658
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ein winziges Stückchen vor und ich kann das Funkeln in ihren Augen sehen. Sie hat sich völlige Ekstase gewünscht und sich wahrscheinlich vorgestellt, dass sie mir dieses Kleid zeigt und ich sie mit Kreditkarten bewerfe, um es zu bekommen.

      Da fällt mir ein, dass ich noch keinen Gedanken an den Preis verschwendet habe. Langsam gleiten meine Finger zum Schild, das dezent und ebenso schwarz wie der Stoff an einem dünnen Faden auf meinem Rücken hängt. Mein Blick fällt auf den Namen des Designers, Blanch et Noir Paris, ein Name, den ich erst vor kurzem in der Vogue entdeckt habe. Sie nannten das Label einen neuen Stern am Designerhimmel und einen winzigen Augenblick denke ich, dass ich die perfekte Verkörperung des Markennamens darstelle, wenn ich dieses Kleid trage. Schwarz und weiß.

      Dann drehe die dunkle Pappe mit der silberfarbenen Aufschrift so, dass ich es im Spiegel lesen kann, stelle fest, dass die Zahlen gespiegelt erscheinen, und runzele die Stirn. Das, was ich glaube gelesen zu haben kann nicht stimmen. Ich versuche das Schild über die Schulter nach vorne zu ziehen und verrenke mir gleichzeitig den Hals um die kleinen schimmernden Zahlen entziffern zu können.

      Drei Mal muss ich hinsehen, bis ich begreife, dass ich mich nicht getäuscht habe und, dass die horrende Summe, die ich im Spiegel gesehen habe, wirklich auf diesem Schildchen steht.

      Ich schlucke.

      So viel Geld für einmal Tragen?

      Eigentlich dachte ich, dass mir das frühestens bei meinem garantiert niemals vorhandenen Brautkleid passiert.

      »Ein echtes Schnäppchen, finden Sie nicht?«, ereifert sich Juliette und ich versuche dafür zu sorgen, dass meine Kinnlade dort bleibt, wo sie ist. Mir liegt eine ziemlich unfreundliche Gegenfrage auf der Zunge, die, ob Juliette ansonsten Kleider verkauft, die so teuer sind wie Kleinwagen. Zasas böser Blick bringt mich dann doch dazu, das kleine Teufelchen auf meiner Schulter wieder in seine höchst private Unterwelt zu verbannen.

      Manchmal kann sie sich aufführen wie ein Zirkusdompteur neben dem Tiger. Okay, das sollte man vielleicht auch, wenn man sich neben mir aufhält.

      »Und Sie brauchen Schuhe!«, bestimmt Juliette.

      Ich werfe einen weiteren Blick in den Spiegel und stelle fest, dass ich genau weiß, was ich mir an die Füße schnallen möchte. Letzte Woche habe ich die perfekten Anwärter erst im Schaufenster entdeckt, ein Stück die Straße runter. Sandaletten in Nachtschwarz mit Nieten, was eigentlich nicht unbedingt meinem Stil entspricht, dieses spezielle Paar jedoch stört sich nicht daran. Sie sind wunderschön und endlos sexy. Die schicken High Heels und dieses Mordinstrument von einem Kleid wären genial um die bestickte und berüschte, tüllverkleidete Version meiner Stiefschwester ausstechen zu können.

      Je provokanter, desto besser!

      »Eigentlich weiß ich schon, welche ich tragen möchte«, erkläre ich. Allerdings spreche ich bereits nur noch mit Zasa, denn Juliette ist davon geschwebt und gleitet auf ihren Megahacken durch die Boutique um meinen Rock-Babe-Traum durch etwas anderes zu ersetzen. Insgeheim rechne ich mit Schleifchen und Strass und beschließe die Dinger auf keinen Fall anzuziehen, wenn sie aussehen wie die Ballschuhe einer Zwölfjährigen.

      »Zu spät, ich glaube, sie stellt gerade den ganzen Laden auf den Kopf«, meint Zasa und wirkt dabei völlig entzückt, statt mein überbordendes Entsetzen zu teilen.

      »Sie soll aber nicht alles durchwühlen, um mir Schleifchenschuhe auszusuchen, ich will sie mir selbst aussuchen. Das perfekte Paar habe ich schon gesehen!«, erkläre ich und spüre, dass mich die Situation nicht nur nervös, sondern wütend macht.

      Zasa rollt die Augen.

      »Entspann dich mal! Nur, weil Juliette Ideen hat, heißt das nicht, dass du sie auch umsetzen musst. Schau es dir einfach an und, wenn du nicht möchtest, dann nimmst du eben nur das Kleid, et fini!«, erklärt sie.

      Das klingt so leicht, wenn Zasa es sagt. Mein Problem ist nur, dass ich es hasse Verkäufern etwas auszuschlagen, die sich so sehr anstrengen. Und bei der Mühe die Juliette sich macht, hätte sie glatt den Pariser-Klamotten-Oscar verdient.

      Sie schwebt wieder herbei und hält einen Hauch von zarten schwarzen Riemchen in der Hand, die Stege, die sich in ein filigranes Muster winden, sind so dünn, dass ich glaube sie alleine damit zu zerstören, dass ich sie berühre. Ehrlich: Wäre es Glas gewesen, ich hätte nicht vorsichtiger sein können.

      Die vollkommene Demonstration für die Vollendung der Designkunst gleitet in meine ausgestreckten Hände. Sie landen sanft auf meiner Handfläche und ich bin sicher, dass sie gleich anfangen mit den Flügeln zu flattern, so leicht sehen sie aus.

      Sie sind schön, ja, wirklich, nur die anderen fand ich noch schöner – die, die immer noch im Schaufenster stehen.

      »Danke Juliette, für Ihre Mühe. Diese besonderen Stücke sind ein Traum. Nur habe ich bereits mein paar Schuhe. Meine Großtante hat sie mir gekauft. Es waren meine allerersten Designerschuhe und sie würde sich freuen, wenn ich sie zu so einem Anlass trage«, fantasiere ich und setzte einen bemitleidenswerten Gesichtsausdruck auf. Nur um einen bösen Blick von Zasa und einen leicht wässrigen von Juliette zu ernten.

      »Das verstehe ich!«, erklärt sie und ich glaube, dass sie sich gleich ein kleines Tränchen aus dem Augenwinkel wischen wird, weil ich eine so rührende Geschichte erfunden habe.

      Oh nein, das wäre die Krönung zum heutigen Shoppingtag. Etwas, dass ich gar nicht brauche: Eine Verkäuferin mittels meiner Fantasie zum Weinen zu bringen.

      »Muss das denn immer sein?«, zischt Zasa lautlos, die Worte erkenne ich nur an dem dynamischen, trotzigen Zug, der um ihre Lippen spielt. Eigentlich sagt sie immer dasselbe, wenn sie mich unmöglich findet.

      »Ja es muss!«, signalisiere ich zurück und bereite mich darauf vor Juliette auch noch schonend zu erklären, dass ich das Kleid wundervoll finde, es mir jedoch schlicht nicht leisten kann. Der Flug nach Norddeutschland und alles andere, was ich für diese fürchterliche Hochzeit kaufen muss, wird mein Erspartes sowieso auffressen, da brauche ich kein Kleid, das einen stadtgroßen Krater in mein Budget reißt.

      »Aber das Kleid ist ein Traum«, fällt mir Zasa in den Rücken.

      Was tue ich jetzt? Ich kann unmöglich einfach zustimmen.

      Komm schon, Jette, denk nach.

      Du musst irgendwas tun!

      »Es ist sehr hübsch«, relativiere ich und ernte einen Blick von Juliette, bei dem es mich nicht wundern würde, wenn auf der Stelle rote Laserstrahlen daraus hervor schössen. So, wie bei diesem Typen von X-Men – dem, mit der schicken Sonnenbrille.

      »Es ist einzigartig!«, setzt sie sofort zum Gegenschlag an. Ich wünsche mir nichts mehr, als das sie aufhört, mich zu diesem überteuerten Stück Stoff nötigen zu wollen. Sicher, es ist ein ganz besonderes Exemplar der Gattung, nur kann ich es mir trotzdem nicht leisten.

      »Du wirst sie glatt aus den Socken hauen!«, bekräftigt Zasa und ich würde sie am liebsten Ohrfeigen. Dann fällt mein Blick wieder in den Spiegel.

      Sie haben recht. Ich bin in diesem Kleid wirklich schön. Es sieht aus, als sei es extra für mich gefertigt worden. Jeder Millimeter davon scheint einzig und alleine auf Jette gewartet zu haben.

      Das Nachtschwarz lässt meine Haare noch heller Leuchten und meine Augen wirken unglaublich präsent. Gezwungen wende ich mich von der schimmernden Silberfläche ab und Juliette zu. In diesem Moment fasse ich einen irrwitzigen Entschluss.

      »Ich nehme es!«, sage ich. Juliette strahlt, Zasa grinst wie ein Honigkuchenpferd und ich stelle Hochrechnungen an.

      Da ich noch das eine oder andere Kilo abnehmen will, wollte ich sowieso irgendwas unternehmen. Mir fällt wieder ein, dass Zasa es sogar nachträglich auf meine Liste geschrieben hat, und bin etwas beleidigt. Deshalb wird als allererste Sparmaßnahme weniger gegessen!

      Vielleicht werde ich Schuhe aus dem riesigen Fundus meines Schuhschranks tragen müssen, obwohl mir dieser Gedanke gar nicht gefällt.

      »Dann