Wechselspiel der Liebe. Heather Graham. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heather Graham
Издательство: Bookwire
Серия: MacKenzies Saga
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783962153397
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allmählich zu einem würdevollen politischen Zentrum.

      Für Jarrett war das Gebiet eine Goldmine. Er hatte sein Land gerodet, sein Haus gebaut und zu arbeiten begonnen. Auf saftigen Wiesen gediehen seine Rinder, die Zukkerrohrfelder brachten ihm reiche Erträge ein. Außerdem baute er Baumwolle und Getreide an. Alles, was er anfing, führte zum Erfolg. Seine Ländereien waren ungewöhnlich fruchtbar. Und da er direkt am Fluß lebte, konnte er seine Produkte schnell verfrachten. Viele Siedler merkten nun, was er längst erkannt hatte – ein Teil der Region war sumpfig, aber es gab auch hervorragendes Ackerland.

      Er liebte sein Paradies. Und er hatte schon viel davon gesehen, seine Begeisterung für dieses Land und seine Träume mit einer geliebten Frau geteilt. Aber Lisa war gestorben – und mit ihr seine romantische Schwärmerei.

      »McKenzie!« murmelte Smiling Jack. »Hören Sie mir überhaupt zu?«

      Ob er zuhörte? Das war überflüssig. Jarrett lehnte sich zurück. Da er gute Karten in der Hand hielt, interessierte ihn die Konversation nicht mehr. Wieder erregte die fremde Frau seine Aufmerksamkeit. Und er beobachtete sie, während er seinen Einsatz erhöhte.

      Fürstenberg starrte sein Blatt an, dann legte er es auf den Tisch. »Bedienung!« rief er ärgerlich. »Whiskey!« Nun spielte Jarrett nur mehr gegen Jack, dessen Lächeln langsam erlosch. Zusehends schrumpfte der goldene Münzenberg, der vor ihm lag.

      »Wollen Sie nicht aufgeben, eh?« fragte Jarrett höflich.

      Der Franzose zog ein Silberetui aus der Innentasche seines eleganten beigen Gehrocks, nahm eine Zigarre heraus und entzündete sie an einer Kerzenflamme. Dann erwiderte er Jarretts Blick. »Das Gold liegt auf dem Tisch, Monsieur.«

      Gleichmütig zuckte Jarrett die Achseln. »Wie Sie wünschen, Monsieur.«

      »McKenzie, Sie bluffen! Das werden wir bald sehen!«

      Aber in diesem Augenblick sah Jarrett nichts mehr außer der Gestalt im weiten Cape. Sie drehte sich um, schaute ihn an. Als die Kapuze nach hinten fiel, sah er ihr Haar, ein faszinierendes Goldblond mit rötlichen Lichtern. Sogar im gedämpften Kerzenschein schimmerte es hell wie die Sonne. Wie gern hätte er festgestellt, ob es sich so seidig anfühlte, wie es aussah ...

      Von plötzlichem Zorn erfaßt, von einem Schmerz, der sein Herz zusammenkrampfte, schloß er die Augen. Warum begehrte er diese Frau so inbrünstig? Lag es an ihren anmutigen Gesten, am üppigen Glanz ihres Haars? Fast widerwillig hob er die Lider. Jetzt konnte er im Licht des Lämpchens, das über dem Eingang hing, ihr Gesicht betrachten. Dichte, dunkle Wimpern umrahmten tiefblaue Augen. Auch die Brauen waren dunkler als das Haar und sanft geschwungen. Die zarte Haut erinnerte an Marmor, und die zierliche gerade Nase trug ebenso zu ihrer klassischen Schönheit bei wie die perfekt geformten vollen Lippen. Beinahe überwältigte ihn der Wunsch, diesen Mund zu küssen, die weiche Wange zu streicheln, die Finger in das goldene Haar zu schlingen.

      Robert räusperte sich. »Jarrett? Leg doch deine Karten auf den Tisch!«

      Wortlos gehorchte Jarrett, schaute die anderen kaum an. Auch Smiling Jack hatte ein gutes Blatt. Einen Straight. Nicht schlecht. Aber nicht gut genug.

      Robert starrte seinen Freund an, dann schob er das Geld zu ihm hinüber. Aber der Sieg bedeutete Jarrett nichts mehr. Nicht einmal der Ärger, den er dem Franzosen bereitete, interessierte ihn. »Machen wir weiter?« fragte er Jack. »Geben Sie, mon ami?«

      »Oui, mon ami», bestätigte der Franzose. Flink und geschickt verteilte er die Karten. Jarrett lehnte sich zurück, die Augen halb geschlossen, und beobachtete alles. Die Karten. Den Franzosen. Das Mädchen. Dies war einer der Vorteile, den das Leben im Sumpf bot, inmitten der ›Wilden‹. Man lernte zu beobachten.

      Für Tara Brent war der Abend ein Alptraum. Unentwegt jammerte der kleine, dicke Eastwood, weil sie ihren Dienst nicht rechtzeitig antrat. O Gott, es war ein Fehler gewesen, hierherzukommen. Aber sie brauchte das Geld so dringend. Mit diesem Geld konnte sie eine Schiffsfahrkarte kaufen, nach Norden reisen und sich verstecken. Dort würde man sie niemals aufspüren.

      In New Orleans fand man Arbeit, ohne daß einem Fragen gestellt wurden. Alle möglichen Leute trieben sich hier herum – Kreolen, Spanier, Engländer, Süd- und Nordstaatler. Es war nicht schwierig, in diesem Getümmel unterzutauchen. Deshalb hatte sie beschlossen, vorerst in New Orleans zu bleiben.

      Eine alte Straßenhändlerin zeigte ihr den Weg zur Taverne, und Eastwood stellte sie sofort als Kellnerin ein. Dabei erwähnte er, sie könne gutes Geld machen, wenn sie die Gentlemen in ihre winzige Dachkammer mitnehmen würde. Das lehnte sie entschieden ab. Lachend prophezeite er, eines Tages würde sie sich anders besinnen. Doch das interessiere ihn nicht, erklärte er. Er würde sie wegen ihrer Schönheit engagieren, die seinen Umsatz steigern könnte, und vielleicht irgendwann selber in ihrer Dachkammer landen.

      Lieber wollte sie sich vierteilen lassen. Aber das verriet sie ihm nicht, denn immerhin verdankte sie ihm ihre Stellung. Bis jetzt hatte er sie nicht belästigt. Sie hätte nicht so lange über den Blumenmarkt wandern und in die Wellen des Mississippi starren sollen. Dann wäre sie nicht zu spät gekommen, und er würde sie jetzt nicht anschreien. Wenn sie sich nicht in acht nahm, würde er sie womöglich hinauswerfen.

      Oder war sie hier ohnehin fehl am Platz? Einige Leute hatten ihr versichert, die Taverne sei respektabel. Wäre sie nicht so naiv – oder verzweifelt gewesen, hätte sie erkannt, daß diese Leute nicht den allerbesten Ruf genossen. Und wenn diese Kneipe schon als respektabel galt, wie mußten dann erst die anderen in diesem Hafen aussehen? Bei diesem Gedanken erschauerte Tara.

      Plötzlich stockte ihr Atem, als Eastwood sie am Arm packte. »Hören Sie nicht zu? Ich führe dieses Gasthaus, nicht Sie! In Ihrer hochnäsigen Art haben Sie mir schon erklärt, Sie würden keine Männer in ihre Kammer mitnehmen. Und ich dachte, Sie wären so hübsch, daß das keine Rolle spielt. Aber ...«

      »Lassen Sie mich los!« befahl sie in eisigem Ton.

      Sofort gehorchte er. »Fangen Sie endlich zu arbeiten an, wenn Sie Ihren Lohn verdienen wollen!«

      Wortlos legte sie ihr Cape ab, hängte es an einen Wandhaken und eilte in die Küche. Eastwood war ein Tyrann, aber er beschäftigte zwei freundliche kreolische Köche, und Emma, die rundliche Irin, die am Herd das Zepter schwang, hatte Tara unter ihre mütterlichen Fittiche genommen.

      »Da sind Sie ja, ma belle chérie Gaston nahm das Brot aus dem Backofen. Offensichtlich wußte er seine eigenen Kochkünste zu schätzen, denn er war noch dicker als Emma.

      Tara lächelte ihn schüchtern an. »Tut mir leid, daß ich zu spät komme.«

      Lässig winkte er ab. »Das Essen ist fast fertig. Aber da sitzen vier Pokerspieler, die nach Whiskey schreien. Um die sollten Sie sich mal kümmern.«

      Auf dem Weg zur Schankstube stieß sie mit Marie zusammen, eine der hübschen Kreolinnen, die in der Taverne arbeiteten – und auch in den Dachkammern. Seufzend verdrehte sie die Augen. »Aus allen Richtungen schreien sie mich an! Mon Dieu, alors! Da bist du ja endlich, chérie. S’il te plaît, bring den Pokerspielern Whiskey, bevor mir dieser Deutsche den Kopf abreißt.«

      »Ja, gleich«, versprach Tara. »Welcher Tisch?«

      »Den kannst du gar nicht übersehen. Der Deutsche ist groß und schlank, und er sieht fantastisch aus, wie ein Wikinger. Und Smiling Jack, ein gewitzter, gefährlicher Franzose.« Vielsagend zwinkerte sie Tara zu. »Jeder dieser beiden würde dir deine Schiffahrt bezahlen – für eine einzige Nacht.«

      Das Blut stieg in Taras Wangen, und sie schüttelte rasch den Kopf.

      »Zwei Amerikaner sind auch noch da«, fügte Marie hinzu. »Ein hübscher, freundlicher Junge. Und der andere ...« Nach einer kurzen Pause verkündete sie lächelnd: »Der andere ist McKenzie.« Fast ehrfürchtig sprach sie den Namen aus. »Ein schwarzhaariger Ire mit dunklen Augen. Als die Engländer die spanische Armada besiegten, blieben viele Spanier eine Zeitlang in Irland, bevor sie nach Hause zu segeln versuchten. Also gibt’s eine Menge dunkelhaariger Iren. Und die sind auch genauso heißblütig