Warum es zu einem höheren Lebensstandard kam
Der offensichtliche Grund für einen höheren und weiter zunehmenden Lebensstandard liegt darin, dass in jüngerer Zeit zahlreiche neue technische Verfahren entwickelt wurden und werden. Aber wenn Sie etwas tiefer graben, müssen Sie sich fragen, warum sich eine technologisch innovative Gesellschaft nicht bereits früher entwickelt hat.
Die alten Griechen erfanden eine einfache Dampfmaschine und den mit Münzen betriebenen Verkaufsautomaten. Sie entwickelten sogar die Grundidee, die dem programmierbaren Computer zugrunde liegt. Aber es kam bei ihnen niemals zu einer industriellen Revolution, und sie fanden keinen Weg zu einer Verstetigung wirtschaftlichen Wachstums. Obwohl es in jeder menschlichen Gesellschaft immer wieder wirklich intelligente Menschen gegeben hat, dauerte es bis zum späten 18. Jahrhundert, bis in England die industrielle Revolution begann und sich der Lebensstandard in vielen Ländern beträchtlich erhöhte und dann Jahr für Jahr weiter zunahm.
Demokratie: Weil es viel mehr »normale« Menschen als Adlige gab, bedeutete die Einführung der Demokratie, dass Regierungen zum ersten Mal die Interessen des größeren Teils der Gesellschaft repräsentierten. Eine Hauptfolge davon war die Einführung einer Regierungspolitik, die nicht dem Adel, sondern den Händlern und Produzenten zugutekam.
Unternehmen mit beschränkter Haftung: Bei dieser Unternehmensstruktur konnten Investoren nur den Betrag ihrer Investition verlieren und nicht für Schulden haftbar gemacht werden, die das Unternehmen nicht bezahlen konnte. Die Beschränkung der Haftung reduzierte das Risiko einer Investition in Unternehmen beträchtlich und führte folglich zu sehr viel mehr Investitionen.
Patentrechte zum Schutz der Erfinder: Vor der Einführung von Patenten mussten Erfinder normalerweise mit ansehen, wie ihre Ideen gestohlen wurden, bevor sie damit Geld verdienen konnten. Dadurch, dass Patente den Erfindern das exklusive Recht einräumen, ihre Erfindungen zu vermarkten und zu verkaufen, schufen sie einen finanziellen Anreiz, zahlreiche Erfindungen zu produzieren. Tatsächlich sah die Welt, nachdem Patente geschaffen worden waren, ihre ersten hauptberuflichen Erfinder – Menschen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, Dinge zu erfinden.
Allgemeine Verbreitung von Lese- und Schreibfähigkeiten und eine bessere Ausbildung: Ohne hoch qualifizierte Erfinder werden keine neuen Produkte erfunden. Und ohne eine ausgebildete Arbeitnehmerschaft ist keine Massenproduktion dieser Produkte möglich. Folglich ebnete die Entscheidung vieler Nationen, eine Schul- und Berufsausbildung zur Pflicht zu machen, den Weg für ein schnelles und stetiges wirtschaftliches Wachstum.
Diverse institutionelle Regelungen und politische Entscheidungen wie diese haben uns eine Welt des Wachstums und einen in der Weltgeschichte noch nie da gewesenen Überfluss gebracht, sodass heutzutage – um einen prägnanten Effekt der Überflussgesellschaft darzulegen – in vielen Ländern Fettleibigkeit das größte Gesundheitsproblem ist.
Ein Blick in die Zukunft
Die Herausforderung der weiteren Entwicklung besteht darin, mit den begrenzten Ressourcen dieser Welt noch mehr menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Die Herausforderung muss gemeistert werden, weil in der Welt noch zahlreiche Probleme wie etwa Kindersterblichkeit, Kinderarbeit, Unterernährung, endemische Krankheiten, Analphabetentum und Arbeitslosigkeit existieren, die durch einen höheren Lebensstandard und eine größere Wirtschaftskraft beseitigt oder gemildert werden könnten.
Einige Probleme wie beispielsweise die bedrückende Armut können dadurch beseitigt werden, dass bestimmte Rahmenbedingungen (wie sozialpolitische Programme des Staates), die nachweislich in den reicheren Nationen bereits zu einem höheren Lebensstandard geführt haben, auch in den ärmeren Nationen eingeführt werden. Außerdem können Entwicklungsländer von den Fehlern lernen, die früher von den bereits entwickelten Ländern gemacht wurden, als diese ihren Lebensstandard gesteigert haben, nämlich wie man Wirtschaftswachstum fördern kann, ohne die Umwelt (allzu sehr) zu verschmutzen, ohne zum Artensterben (maßgeblich) beizutragen und ohne die Ressourcen (nachhaltig) zu erschöpfen.
Erstens: Sie werden entdecken, wie moderne Wirtschaften funktionieren. Dadurch werden Sie nicht nur verstehen, wie sie den Lebensstandard so stark angehoben haben, sondern auch, wo sie verbessert werden müssen.
Zweitens: Dadurch, dass Sie lernen, die grundlegenden wirtschaftlichen Prinzipien zu verstehen, werden Sie selbst beurteilen können, was von den wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu halten ist, die von Politikern und anderen propagiert werden. Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie gute von schlechten Vorschlägen viel besser unterscheiden können.
Die Wirtschaftswissenschaft als Wissenschaft von der Knappheit begründen
Knappheit ist das grundlegende und unvermeidliche Phänomen, das eine Wissenschaft von der Wirtschaft erforderlich macht. Es gibt nicht annähernd genügend Zeit oder Mittel, um alle Bedürfnisse zu befriedigen, sodass die Menschen entscheiden müssen, was sie produzieren und konsumieren wollen, damit sie, wenn sie schon nicht alles bekommen können, unter den gegebenen Umständen so viel wie möglich erhalten. Ohne Knappheit an Zeit, Knappheit an Ressourcen, Knappheit an Informationen, Knappheit an konsumierbaren Gütern und Knappheit an Frieden und Wohlwollen auf der Erde würde es uns an nichts fehlen. Kapitel 2 behandelt eingehend die Knappheit und die Kompromisse, die wegen der Knappheit eingegangen werden müssen.
Wirtschaftswissenschaftler analysieren das Verhalten von Menschen, wenn diese entscheiden, wie sie ihr Glück in einer Welt der Knappheit am besten optimieren können. Es wird sich zeigen, dass dieser Prozess eng mit einem Phänomen verbunden ist, das als Ertragsgesetz oder Gesetz von den abnehmenden Grenzerträgen bezeichnet wird. Dieses Gesetz beschreibt, dass jede zusätzliche Einheit einer Ressource, die in einem Produktionsprozess eingesetzt wird, einen fortlaufenden Rückgang der damit verbundenen zusätzlichen Erträge (sogenannte Grenzerträge) zur Folge hat.
Abnehmenden Grenzerträgen kann man wie der Knappheit nicht entrinnen. In Kapitel 3 erkläre ich, wie Menschen sehr intelligent mit diesem Phänomen umgehen, um aus den begrenzten Ressourcen das Beste zu machen.
Makroökonomik und Mikroökonomik trennen
Die Unterteilung dieses Buches folgt der klassischen Gliederung der Volkswirtschaftslehre in zwei große Teilgebiete: Makroökonomik und Mikroökonomik.
Die Mikroökonomik konzentriert sich auf einzelne Menschen und Unternehmen. Sie erklärt, wie sich einzelne Personen verhalten, wenn sie entscheiden müssen, ob und wie sie ihr Geld ausgeben oder sparen wollen. Und sie erklärt, wie sich auf Gewinnmaximierung bedachte Unternehmen einzeln und als Konkurrenten anderer Unternehmen auf Märkten verhalten.
Die Makroökonomik betrachtet die Wirtschaft als ein organisches Ganzes und konzentriert sich auf wirtschaftsweit relevante Faktoren wie Zinssätze, Inflation und Arbeitslosigkeit. Außerdem studiert sie das wirtschaftliche Wachstum und untersucht, wie Regierungen versuchen, den Schaden zu begrenzen, der durch Rezessionen verursacht wird.
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