Wirkerei und Strickerei. Prof. Dr.-Ing Marcus O. Weber . Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Prof. Dr.-Ing Marcus O. Weber
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783866415041
Скачать книгу
ist aus dem Herstellungsprozess und der resultierenden Maschenware abgeleitet.

img

      Bild 2.72: Fadenlaufdarstellung (Einfaden-Maschenwaren)

img

      Bild 2.73: Legungsbild (Kettfadenmaschenwaren)

img

      Bild 2.74: Patrone für Rechts/Rechts, Henkel, – Flottung/verhängte Masche

img

      Bild 2.75: Patrone für Rechts/Links und Links/Links

      Aus den Nadelsystemen und ihren Durchzugsrichtungen können im Einfadenprozess (Strickmaschinen und Kulierwirkmaschinen) die Bindungsgruppen RL, RR und LL/Interlock für die Fadenlaufdarstellung unterschieden werden. Die Fadenlaufdarstellung symbolisiert die Nadelbelegung für jede Maschenreihe in der Draufsicht (Bild 2.76).

img

      Bild 2.76: Nadelbett mit Fadenlaufdarstellung

      Die vorderen und hinteren Nadeln werden durch Striche dargestellt und der Fadenlauf als Masche, Henkel, Flottung usw. gekennzeichnet (Bild 2.77). Nicht benötigte Nadeln können durch ein Kreuz dargestellt werden (Nadelzug).

img

      Bild 2.77: Fadenlaufdarstellung, I = Darstellung von Maschen, II = Darstellung von Maschen und Henkeln, III = Darstellung von Maschen und Flottungen, 1 = Hochfußnadel, 2 = Niederfußnadel, 3 = gezogene Nadel

      In je einem Musterbeispiel für RL (Bild 2.78), RR (Bild 2.79), LL (Bild 2.80) und Interlock (Bild 2.81) werden aus verschiedenen Gestricken im Maschenbild (links) die Fadenlaufdarstellungen (rechts) entwickelt.

img

      Bild 2.78: Maschenbild (links) und Fadenlaufdarstellung (rechts) für Rechts/Links

img

      Bild 2.79: Maschenbild (links) und Fadenlaufdarstellung (rechts) für Rechts/Rechts

      Die Maschenreihen in den Fadenlaufdarstellungen werden in den Betriebsanleitungen und Veröffentlichungen teilweise von oben nach unten oder von unten nach oben nummeriert. Eine einheitliche Nummerierung von unten nach oben wäre zu empfehlen, weil die erste Maschenreihe auch im Gestrick zuerst gebildet und deshalb unten ist. Bei der Analyse eines Gestrickes müssen dann die nacheinander aufgetrennten Maschenreihen von oben nach unten gezeichnet (entspricht auch der Vorstellung!) und dann von unten nach oben nummeriert werden, um Patronenfehler sicher zu vermeiden. Bei falscher Nummerierung würde z. B. aus der französischen die Schweizer Webstrickbindung entstehen (vgl. Kapitel 5.3 „Musterungstechnik der Rundstrickmaschine“).

img

      Bild 2.80: Fadenlaufdarstellung für Links/Links

img

      Bild 2.81: Fadenlaufdarstellung für Interlock

      Weitere Musterungen und Beschreibungen zu Fadenlaufdarstellungen können Sie in Kapitel 4 „Flachstrickmaschinen“ und 5 „Rundstrickmaschinen“ finden.

      Für Kettenwirkprozesse wird die Entstehung der Legungsbilder und der Musterkettengliederfolge aus den Bewegungen der Lochnadeln im Maschenbildungsprozess abgeleitet.

      Die Entwicklung und Beschreibungen der Legungsbilder und Kettengliedfolgen lassen sich Kapitel 7 „Kettenwirkautomaten und Raschelmaschinen“ entnehmen.

      3 Maschen bildende Maschinen

      3.1 Geschichtliche Entwicklung

      Obgleich Funde von Handgestricken bezeugen, dass das Stricken mit zwei Nadeln Jahrtausende alt ist, begann die Mechanisierung der Maschenbildung erst im Jahr 1589 mit der Erfindung des Kulierwirkprozesses und der Spitzennadel.

      Diese genialen Erfindungen, die einem Magister der Theologie, dem Reverend William Lee in Calverton bei Nottingham, gelangen, schufen die ersten technischen Grundlagen für die heutige Maschenindustrie (vgl. Bild 3.1). Lees große Erfindung hat sich bis heute im Prinzip erhalten, und fast zwei Jahrhunderte vergingen, bevor der Strumpfwirker Josiah Crane aus Nottingham zusammen mit den Brüdern John und Sinckler Porter eine erste Veränderung brachte und eine Fadenlegeeinrichtung zum Brokatieren entwickelte, die 1769 als Zusatzapparat zum Handkulierstuhl angemeldet werden konnte.

img

      Bild 3.1: Lees Handkulierstuhl (Rösschenstuhl) mit horizontal angeordneten Spitzennadeln und vertikal arbeitenden kombinierten Kulier-Einschließ-Abschlag-Platinen (Aufnahme aus dem Museum of Technology, Leicester)

      Nach weiteren Entwicklungen dieser Kettfaden-Legetechnik konnte schließlich Crane 1775 den Handkettenstuhl zum Patent anmelden. Der Handkulierstuhl von Lee wurde 1769 von Samuel Wise weiter mechanisiert (Triebwelle mit Hubscheiben u. dgl.) und schließlich durch den französischen Wirker Decroix zum Rundwirkstuhl so umkonstruiert, dass ihm 1798 in Frankreich ein Patent dafür gewährt wurde.

      Damit waren die Prinzipien aller modernen Wirkprozesse der Einfaden-(Kulier-) und Kettfadentechnik entwickelt, während die Mechanisierung des von Alters her bekannten Handstrickens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts unbekannt war.

      Die Mechanisierung des Strickens begann erst nach der Erfindung der Zungennadel, die die Arbeitsgeschwindigkeit der Prozesse erhöhte und die Technik des Handkulierstuhls vereinfachte (Press- und Kuliereinrichtungen entfielen). Diese Erfindung der Zungennadel wurde 1847 dem Wirker Matthew Townsend in Leicester durch ein Patent zuerkannt. 1856 begannen Jeacock und Barber mit ersten Entwicklungen einer Schiebernadel, die jedoch erst 1924 durch ein Patent von J. F. Wilcomb einsatzfähig wurde.

      Wieder war es dann ein Theologe, der Baptisten-Geistliche Isaac Wixom Lamb, der das Prinzip des Strickens fand und in Form einer Flachstrickmaschine weiterentwickelte, wofür er 1863 ein Patent erhielt. 1866 wurde in den USA ein Patent für eine Rundstrickmaschine erteilt. Weitere Erfindungen bzw. deren Einsatz, z. B. 1859 Konstruktion der Raschelmaschine durch Einsatz der Zungennadel im Kettenstuhl, 1865 Erfindung der Doppelzungennadel durch Clay in England und 1881 Erfindung der Röhrchennadel durch Durand, folgten und führten unter Anwendung der Naturwissenschaften zu Verbesserungen an den Maschinen. Aber auch große Rückschläge (Gewalttaten, Streiks und dergleichen) waren zu verzeichnen.

      Erst im 20. Jahrhundert wurden die Wirk- und Stricktechniken und die zu verarbeitenden Rohstoffe (insbesondere Chemiefasern) so vervollkommnet und die Entwicklungen (bis hin zur elektronischen Musterverarbeitung) so stürmisch fortgesetzt, dass heutige Massenproduktionen mit einer unvorstellbaren Mustervielfalt ermöglicht wurden.

      So konnten von der Maschenindustrie in den letzten Jahren viele neue Märkte auf den Gebieten Bekleidung, Heimtextilien, Technische Textilien gewonnen und gesichert werden.

      3.2 Einteilung Maschen bildender Maschinen

      Die Maschen bildenden Maschinen können zunächst eingeteilt werden