Alles Liebe
Byron Katie
Vorbemerkung
In verschiedenen Kapiteln wiederholen sich einige Themen oder klingen ähnlich. Das ist beabsichtigt, da wir zusammen viele verschiedene Themen aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchten, sodass die Reise tief in dein Wesen transformierend wirken kann. Dieses Buch beinhaltet keine praktischen Übungen, sondern das Lesen selbst ist die Praxis und bewirkt eine Transformation deiner Seele. Lies dieses Buch zwischen den Zeilen, denn der innere Friede und die Stille sind immerwährend da, auch während des Lesens. Halte ab und zu inne und lausche in die unendliche Stille deines Wesens. Ich bin immer hier und begleite dich während der ganzen Zeit und darüber hinaus.
Liebe Leserin, lieber Leser! Danke, dass du dieses Buch liest oder lesen möchtest. Komm nun mit auf diese innere und äußere Reise in dich hinein und lass uns zusammen dein WUNDERbares Wesen entdecken, JETZT.
Der Reisende ins Innere findet alles,
was er sucht, in sich selbst,
das ist die höchste Form des Reisenden.
LAO-TSE
Viel Freude beim Lesen
Patric
Liebe
Dein Wesen ist reine Liebe und nichts anderes. Alles andere bist du nicht. Für Liebe gibt es keine Worte, denn jedes Wort würde der Liebe nicht gerecht. Und doch versuche ich hier mit euch zusammen, die Liebe einmal anzuschauen, sie zu betrachten und zu beleuchten. Unser Wesen ist vollkommen und etwas, was vollkommen ist, will nichts. Denn es braucht nichts, um noch vollkommener zu sein. Also erübrigt sich für mich die Frage, was ich auf dieser Welt lernen soll, denn wer ist der Lernende, wenn nicht mein Ich, also mein Ego und mein Verstand, oder? Mein Wesen ist vollkommen und deshalb braucht es auch nichts zu lernen. Mit wem identifizieren wir uns denn – mit unserem vollkommenen Wesen oder mit dem Ich, das noch etwas lernen muss auf dieser Welt?
Ein Kleinkind ist vollkommen, es ist glückselig, voller Lebensfreude, voller Energie und es will nichts. Ich spreche hier nicht von den Grundbedürfnissen wie Essen, Kleidung und Wohnung, sondern vom Wesen des Kindes. Sein Lächeln ist voller Liebe und Glückseligkeit. Wir kommen also vollkommen auf die Welt, sind frei und im Frieden. Urteilen und verurteilen nicht. Wir sind wie ein weißes Blatt, das man mit Informationen und Daten füttert, die dann nach und nach in unserem Gehirn abgespeichert werden.
Eines ist mir wichtig, Glückseligkeit und im inneren Frieden sein heißt nicht, dass man nicht traurig oder wütend werden kann, nein, es heißt, dass gewisse Gefühle aufkommen und – sobald sie wie eine Wolke vorbeigezogen sind – die Sonne wieder scheint. Wir Erwachsenen jedoch setzen uns oft auf die Wolke und nehmen dieses Paket dann gleich für mehrere Minuten, Wochen, Jahre oder ein Leben lang mit. Oft wurde mir als Kleinkind gesagt: »Oh, du bist so ein Sonnenschein!« Das höre ich auch noch heute Menschen sagen, wenn sie kleinen Kindern begegnen. Vielleicht kannst du dich noch daran erinnern, dass man es dir gesagt hat. Ich kenne keine Kinder, die griesgrämig ins Leben kommen.
Unser Wesen ist also wie eine Sonne. Und wie ist die Sonne so? Sie scheint, sie leuchtet, sie wärmt alle und macht dabei keinen Unterschied, ob sie jemanden mehr oder weniger mag, das kennt sie nicht. Sie macht keinen Unterschied zwischen den Menschen, den Bäumen und den Tieren. Sie scheint immer für alle und gleich viel. Sie macht keinen Unterschied, welcher Religion du angehörst, aus welcher Kultur du kommst, welche Nationalität oder welche Hautfarbe du hast. Ja, sie macht nicht einmal einen Unterschied zwischen einem Friedensstifter und einem Mörder. Wenn man sie fragt, welche Berufung oder welchen Seelenplan sie hat, gibt sie einfach zur Antwort: »Mein Wesen ist scheinen, leuchten, lieben und wärmen.« Und ihr Sein ist schon die Berufung und ihr Seelenplan.
So ist es auch bei uns. Unser Wesen ist diese Sonne und nichts anderes. Alles andere sind wir nicht. Doch wie kann es so weit kommen, dass wir diese Sonne, diese Freiheit, diese Bedingungslosigkeit, diese Hingabe und Demut, diese unendliche Liebe, die wir sind, vergessen und verloren haben? Das schauen wir uns mal genauer an. Wir manifestierten selbst in der Kindheit ein Ich. Am Anfang hatten wir es noch nicht. Denn wenn ich meine 1½-jährige Tochter fragte: »Wer bist du?«, kam als Antwort: »…« Ja, es kam keine Antwort, denn sie war alles und nichts, wie die Sonne, reines SEIN. Einige Monate später antwortete sie dann bei der gleichen Frage: »Wer bist du?« – »Ich ›Ne-ne.‹«s Das ist meine älteste Tochter und meine zweite Tochter meinte wohl, dass – wenn wir ihren Namen riefen und sie als Antwort gab »Hier bin ich« – es auch sein zu müssen. Wiederum einige Monate später sagte sie dann auf diese Frage: »Ich, Ciela« – und das ist ihr Name. Nun hat sie sich mit diesem Namen identifiziert und füllt in ihrem Gehirn die Datei: »Wer ist Ciela und was ist Ciela, was kann sie und was nicht, und was muss sie noch lernen?« Wir werden also zu einem Ich mit Namen. Wie oft haben wir unsere Kinder auf dem Arm gehabt und vor dem Spiegel gesagt: »Das bist du.« Oder Fotos angesehen und auch hier gesagt: »Das bist du.« Also haben wir uns über den Körper identifiziert und unsere Datei Körper gefüllt mit »Das bin ICH«, und was braucht er, wie sieht er aus und wie sehen die anderen aus und was ist nicht perfekt an ihm.
An dieser Stelle möchte ich anbringen, dass wir immer nach Perfektion streben, uns immer vergleichen mit jemandem oder etwas, was perfekt ist oder zumindest perfekter, als wir es gerade sind. Dadurch entsteht immer ein Mangel, doch mit diesem Mangel haben wir eigentlich nichts zu tun. Das ist höchstens der Mangel des Egos, das nach Perfektion strebt. Dazu kann ich dir sagen, das wird es nie erreichen, denn es gibt immer eine noch perfektere Möglichkeit. Also kümmere dich nicht um die Perfektion des Egos, denn es kümmert sich auch nicht um dich, oder? Wir sehen das überall in der Werbung und in den Medien. Alles muss perfekt sein. Mein Körper, mein Beruf, mein Partner, meine Freunde, mein Land, meine Welt – doch unser Wesen ist bereits vollkommen und nicht perfekt. Das zeigt uns auch die Natur, zum Beispiel ein Baum, eine Blumenwiese oder die Berge – alles vollkommen wunderschön. Doch ist beim Baum kein Ast gleich groß oder alle schauen in dieselbe Richtung, sondern es ist alles natürlich vollkommen. Auch eine Blumenwiese ist wunderbar, selbst hier sieht keine Blume gleich perfekt aus, aber jede ist vollkommen.
Also, warum soll das beim Menschen anders sein?
Wir identifizieren uns über das Ich – Patric, mein Körper und meine Dateien im Gehirn – und so werde ich zu meinem Gehirn, weil ich glaube, dass das, was ich denke, ich bin. Doch dein Wesen ist alles andere als dein Körper, dein Name, dein Gehirn und deine Gedankenwelt, das alles ist wie ein goldener Käfig, in den du dich selbst eingesperrt hast. Dein Wesen ist die Sonne, das ganze Universum und auch das, was vor dem Urknall war, das Vorweltliche und selbst das, was noch sein wird, wenn es dieses Universum nicht mehr gibt. Grenzenlos, Totalität, das Licht aller Lichter, Stille, Liebe, Unendlichkeit und Ewigkeit. Sicherlich sagt nun dein Kopf: »NEIN, das bin ich nicht.« Doch es ist genau umgekehrt, genau das bist du, und das, was deine Gedanken sagen, bist du nicht. Dein Wesen ist diese unendlich leuchtende Sonne, und durch das Ich, das sich manifestiert hat, stehst du in Form des ICHS vor der Sonne, mit dem Rücken zur Sonne, und das wirft einen Schatten vor dir, der genauso aussieht wie du und sich auch genauso bewegt wie du. Nun frage ich dich: »Bist du dieser Schatten? Hast du mit ihm etwas zu tun?« Nein, würdest du wohl sagen, oder? Warum identifizieren wir uns dann mit ihm?
Und auch das Ich, das diesen Schatten überhaupt ermöglicht, meinst du, das bist du? Dieser Körper, den Namen dazu, die Gedankenwelt dazu. Nein, das alles bist du nicht, denn du bist die unendlich strahlende und leuchtende Sonne. Nun, dieser Schatten wird durch die Sonne und unser Ich kreiert. Also ohne Sonne gibt es keinen Schatten und doch weiß die Sonne nichts vom Schatten. Denn die Sonne hat den Schatten noch nie berührt, wenn die Sonne kommt, weicht der