Schon René Descartes (1596–1650) hat den berühmten Satz kreiert: „Ich denke, also bin ich.“ Daraus ist zu schließen, dass nur wer denken kann, eine Identität hat. Ich brauche keinen Namen und mein Körper ist unwichtig, nur mein Verstand zählt. Oder vielleicht ist es eher das Bewusstsein. Um diesen Satz zu verstehen, braucht es Selbsterkenntnis und dies hat mit Bewusstsein zu tun.
Jeder Mensch hat verschiedene Seins-Ebenen. Die unterste ist der Körper, der ist bei allen Lebewesen vorhanden. Die nächste ist die Gefühlsebene zu der auch Emotionen wie Angst, Wut, glücklich oder verliebt sein gehören. Diese Ebene ist auch bei allen höheren Tieren vorhanden. Dann folgt die Verstandesebene mit dem rationalen Denken und dem Gedächtnis, in welchem Erfahrungen, die wir im Leben gemacht und gelernt haben, gespeichert werden. Oft sind wir uns zuerst bewusst, was wir erlebt haben, und mit der Zeit versinkt es ins Unterbewusstsein. Auf dieser Ebene treffen wir unsere automatischen Entscheidungen im Alltag.
Auf der Verstandesebene werden auch die angelernten Verhaltensweisen abgespeichert. Dazu gehört auch das Gehen, das wir als Kleinkind mühsam erlenen müssen, aber später aus dem Unterbewusstsein heraus automatisch funktioniert. Hierher gehören auch das Einordnen und Beurteilen von Menschen, die wir zum ersten Mal sehen. Das passiert in wenigen Sekunden je nach unseren im Unterbewusstsein gespeicherten Erfahrungen mit diesem Typus.
In der nächsten Stufe finden wir das Bewusstsein und den Willen. Aus dieser Ebene heraus handeln wir, wenn wir absichtlich vom routinemäßigen Verhalten abweichen. Dies geschieht zum Beispiel, wenn wir uns bewusst anders bewegen als üblich (der Wille beherrscht den Körper) oder wenn wir jemandem gegenüber höflich sind, obwohl er uns im ersten Moment unsympathisch war. Auch unser Verstand kann von unserem Bewusstsein beherrscht werden, zum Beispiel wenn wir uns zwingen etwas zu lesen, das uns eigentlich gar nicht interessiert.
Auf welcher Ebene lebst du am häufigsten? Wenn du Lust hast, kannst du einmal die folgende, meditative Übung machen: Du suchst dir einen ruhigen Platz, wo du für mindestens eine Viertelstunde nicht gestört wirst. Setze dich mit geradem Rücken auf einen Stuhl, schließe die Augen und beobachte deinen Atem, wie er in dich hinein- und wieder hinausströmt. Wenn du ein anderes Meditationsritual hast, um zu dir selber zu kommen, ist dies auch gut.
Wenn du in eine innere Ruhe gekommen bist, so stelle dir im Abstand von einigen Minuten die folgenden Fragen und schaue, welche Antworten du in deinem Inneren erhältst:
Ich habe einen Körper, aber bin ich mein Körper?
Ich habe Gefühle, aber bin ich meine Gefühle?
Ich habe einen Verstand, aber bin ich mein Verstand?
Ich habe ein Bewusstsein, aber bin ich mein Bewusstsein?
Was bin ich dann?
Spüre in dich hinein, ob da etwas entsteht und ob du es irgendwie benennen kannst. Dann konzentrierst du dich allmählich wieder auf deinen Atem; spürst, wie du dein Gewicht auf den Stuhl und auf den Boden abgibst. Du erinnerst dich wieder an dein Umfeld, kommst langsam wieder zurück in die Gegenwart und öffnest deine Augen. Schreibe auf ein Stück Papier, wie es dir in dieser Meditation ergangen ist. Wenn du ungeübt bist im Meditieren, kannst du vielleicht einen anderen Menschen bitten, dich durch diese Meditation zu führen.
Diese Übung kann dich zu noch anderen, höheren Identifikationsebenen führen. Diese können wir zwar mit unserem Verstand nicht beweisen, aber mit unserem Bewusstsein erahnen. Viele nennen diese Ebenen Überbewusstsein oder geistige Welt. Irgendwie kennen die meisten von uns diesen Bereich als Bauchgefühl oder Intuition. Ich kann zum Beispiel die längste Zeit über ein Problem nachstudieren, ohne eine Lösung zu finden und plötzlich habe ich eine Idee, bekomme einen Einfall und weiß, was die Lösung ist. Woher kommt dieser Gedanken? Ist er unverhofft in meinem Gehirn entstanden, obwohl ich mich vorher längere Zeit ohne Ergebnis angestrengt habe oder habe ich ihn irgendwoher erhalten?
Ist es dir auch schon passiert, dass du an einen Menschen dachtest und dir vornahmst, ihn in der nächsten Zeit anzurufen und plötzlich läutete das Telefon und dieser Mensch rief dich an? Ist dies reiner Zufall oder gibt es auf der geistigen Ebene irgendeine uns unbekannte Verbindung? Als technisch orientierter Mann war ich früher solchen Einflüssen gegenüber sehr skeptisch. Doch dadurch, dass ich mich öfters damit befasst habe, bekam ich einen immer besseren Zugang zur geistigen Ebene. Ich erhielt immer mehr Informationen und glaubte an ihre Richtigkeit. Heute ist für mich die Intuition eine selbstverständliche Wissens- und Kraftquelle, ohne die ich auch dieses Buch niemals hätte schreiben können.
Irgendwo gibt es da noch den Ausdruck „Seele“. Ich bin überzeugt, dass wir alle eine Seele haben, dass diese zur geistigen Welt gehört und dass wir dort irgendwie miteinander verbunden sind. Für mich ist die Seele so etwas wie der göttliche Funken in uns und den kann ich mit meinem Intellekt nicht beschreiben oder beweisen.
Vielleicht kannst du dir jetzt in einem ruhigen Augenblick nochmals die Frage stellen: „Wer bin ich?“ Die Antwort steht natürlich nicht in diesem Buch, die musst du dir selber geben. Die Antwort kann sich auch je nach der augenblicklichen Bewusstseinsstufe und deiner persönlichen Entwicklung ändern. Vielleicht hilft es dir, wenn du dich fragst: „Wann spüre ich in meinem Herzen eine Resonanz zu dem, was ich im Alltag erfahre und erkenne?“ Eine weiterführende Frage, die du dir auch stellen kannst, lautet: „Was ist an mir sterblich und was ist unsterblich?“
Ich habe in diesem Kapitel von niederen und höheren Identifikationsebenen gesprochen. Vielleicht tönt dies für dich nach einem Werten. Doch genau darum komme ich auf dies zurück. Für mich ist dies kein Werten oder Urteilen. Ich glaube an die Urknall-Theorie. Am Anfang nach dem Urknall gab es nichts als Energie mit sehr hoher Frequenz. Im Laufe der Zeit wurde bei einem Teil dieser Energie die Schwingungsfrequenz niedriger bis daraus Materie entstand. Auch Materie ist eine Form von schwingender Energie, wie die Quantenphysik klar erkannt hat. Der unterste bekannte Energiezustand ist die feste Materie. Fügt man dieser Energie hinzu, wird sie flüssig oder gasförmig. Würde man noch mehr Energie hinzufügen, würden sich die Atome des Gases in Strahlung verwandeln. Aber die niedrigste Energieform, die Materie, ist die Voraussetzung für unser irdisches Leben, darum möchte ich sie nicht abwerten. Die höchste Energieform kennen wir nicht. Hat diese vielleicht etwas mit Gott zu tun?
3. Wer oder was ist Gott?
Schon sehr früh erkannten die Menschen, dass es unvorhersehbare Vorkommnisse gibt, die sie nicht erklären und schon gar nicht beherrschen konnten. So eine Erscheinung war zum Beispiel der Regen, Manchmal blieb er aus und die Vegetation verdorrte, was zu Hungersnöten führte. Manchmal ging er so heftig nieder, dass alles unter Wasser stand. Auch das Jagdglück war unberechenbar. Es musste also irgendwelche unbekannten Wesen geben, die da ihren Einfluss ausübten und die musste man durch Zeremonien und Opfergaben gnädig stimmen. So entstanden die ersten Religionen.
Spätere Religionen übertrugen alle Einflüsse auf einen einzigen Gott. Aber auch diesem werden noch besondere Eigenschaften und Kräfte zugeschrieben. Für die Israeliten war, gemäß dem Alten Testament der Bibel, Gott eifersüchtig, zornig, rachsüchtig und manchmal auch grausam. Da die Israeliten oft bekämpft wurden und auf der Flucht waren, brauchten sie vielleicht einen Gott mit diesen menschlichen Eigenschaften, der sie gegenüber anderen Völkern rächte. Im Neuen Testament ändert sich das Gottesbild: Nächstenliebe und Barmherzigkeit stehen im Zentrum. Je nach Religion und Zeitepoche hat Gott unterschiedliche Eigenschaften. Wodurch klar zum Ausdruck kommt, dass dies nur Zuschreibungen durch die Menschen sind und mit Gott eigentlich nichts zu tun haben.
Da wir Menschen alle auf der gleichen Erde leben, also in der gleichen Schöpfung, muss der Gott der verschiedenen Religionen der gleiche Schöpfer sein. Jede Religion oder Glaubensrichtung macht sich ihr eigenes Bild von Gott. Da aber Gott im Himmel ist, also auf einer höheren Ebene als wir, können wir von