Das änderte sich mit der Zeit. Es gab ein EDV-Referat, das für den Bereich Computertechnologien und Kommunikation zuständig war. Die Programmierung erfolgte über Lochkarten. Die Bereitschaft zu grundlegenden Veränderungen war aufgrund des damit verbundenen hohen Aufwands noch sehr zurückhaltend. Ein damaliger Kollege und ich haben deshalb die Initiative ergriffen, etwas Neues auf den Weg zu bringen. Wir installierten ein entsprechendes Novell-Netzwerk und die Installation von PCs und Druckern, wodurch die Schreibmaschine entbehrlich wurde. Das war zu dieser Zeit revolutionär. Damit wurde ein Grundstein gelegt, der für mich und meinem damaligen Kollegen, wir sind heute sehr gute Freunde, den Einstieg in die berufliche Karriere förderte. Das Aufgabenfeld wuchs, und es kamen neue Initiativen hinzu.
Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, ZMP GmbH 1, war ein Wirtschaftsunternehmen mit Sitz in Bonn und Außenstellen in Berlin und Hamburg und wurde von der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft finanziert. Die Aufgabe bestand darin, dass Marktgeschehen im Interesse der Beteiligten entlang der Prozesskette neutral zu durchleuchten und zu bewerten. Das betraf die gesamte tierische, aber auch pflanzliche Produktion sowie Obst und Gemüse. Die ZMP wurde 1950 als Selbsthilfeeinrichtung der deutschen Landwirtschaft gegründet und als Durchführungsgesellschaft des Absatzfonds zur Sicherstellung der Markttransparenz berufen. Sie stellte damit ein äußerst wichtiges Instrument zur neutralen Beobachtung und Beurteilung der Situation an den Märkten dar. Ich war 16 Jahre Mitarbeiter der ZMP, zunächst im Bereich Eier und Geflügel und zuletzt als Leiter Marketing und Vertrieb, eine außerordentlich interessante Tätigkeit, die vor allem einen tiefen Einblick in die damalige Produktionsentwicklung am Eier- und Geflügelmarkt gab. Dank dieser Tätigkeit konnte ich zahlreiche Veröffentlichungen und Publikationen herausgeben. Damit stieg letztendlich der Bekanntheitsgrad in der Branche, und das Fachwissen wurde von vielen geschätzt.
Das Hintergrundwissen und aufgebaute Netzwerk waren letztendlich von unschätzbarem Wert für die weitere berufliche Laufbahn als Interessenvertreter diverser europäischer und nationaler Verbände. Es ermöglichte den direkten Zugang zu Behörden und zur EU-Kommission. Daraus entwickelten sich internationale Kontakte und entsprechende Kompetenzen.
Neben der ZMP diente die Centrale Marketing Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH, CMA 2, einst als Durchführungsgesellschaft des Absatzfonds 3 zur Förderung des Absatzes von deutschen Produkten der Land- und Ernährungswirtschaft im In- und Ausland. Die CMA wurde wie auch die ZMP ebenfalls hauptsächlich von der deutschen Landwirtschaft finanziert. Ihre wichtigsten Arbeitsbereiche waren die klassische Werbung, Messen und Ausstellungen, Großverbraucher- und Öko-Marketing, die Marktforschung im In- und Ausland, Fortbildungen, Öffentlichkeitsarbeit und die Qualitätssicherung. Im Rahmen der Qualitätssicherung wurde 1972 das CMA-Gütezeichen für die hohe Qualität deutscher Lebensmittel eingeführt. Ende der Achtzigerjahre folgte das Prüfsiegel für Qualitätsfleisch, das schon damals einer durchgängigen Prozesskontrolle unterlag.
Die ZMP und CMA erhielten neben Eigenleistungen Mittel aus öffentlicher Hand, dem Absatzfonds 4, der die eigentliche Finanzierungsgrundlage darstellte und damals als sicher und zukunftsorientiert galt. Diesen Anspruch konnte vor allem die ZMP für sich verbuchen, während die CMA als Marketinggesellschaft für deutsche Agrarprodukte stand und diese mit viel Geld unterstützte. Herkünfte aus anderen Ländern waren tabu. Das wurde auch so von den maßgeblichen Gesellschaftern, dem Deutschen Raiffeisenverband und Deutschen Bauernverband, eingefordert. Allerdings gab es mehr und mehr Bedenken und auch Kritik aus den benachbarten EU-Ländern. Diese hatten auch Vermarktungsstrategien für ihre Produkte, doch auf anderer Rechtsgrundlage, und sie waren vor allem weniger national ausgerichtet. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2009 stellte fest, dass diese als Finanzierungsgrundlage der CMA und ZMP dienenden Beiträge gemäß Absatzfondsgesetz als Sonderabgabe mit dem Grundgesetz unvereinbar und bis dahin geltende Regelungen nicht möglich sind. Damit entfiel die wichtigste Finanzierungsgrundlage beider Gesellschaften. Aus Eigenmitteln konnte der Betrieb nicht aufrechterhalten werden. Beide Unternehmen stellten daraufhin ihren Betrieb ein.
Der Zentralverband Eier, Mitgesellschafter der CMA, begrüßte das Urteil und hatte zuvor seine Mitglieder aufgefordert, die Auflösung der CMA zu unterstützen. In der Folge wurde ich von der CMA zur Unterlassung aufgefordert. Aber das ist Geschichte. Bedauerlicherweise entfiel mit dem Urteil auch die finanzielle Grundlage der ZMP.
Als Nachfolgeorganisation konnte 2010 die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) 5 gegründet werden. Die AMI greift einen Teil des Aufgabenfeldes auf, das die ZMP bis Anfang 2009 abdeckte. Das Unternehmensziel steht in der Vermarktung zuverlässiger Markt- und Strukturdaten, Marktanalysen und Prognosen an interessierte Unternehmen, Organisationen, Politik/Verbände und sonstige Auftraggeber aus allen Bereichen der Agrarwirtschaft.
Der Eier und Geflügelbereich wird allerdings nicht von der AMI analysiert. Aufgrund der Gesellschafterstruktur, zu dem neben anderen Verbänden und Organisationen auch der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. ZDG 6 gehört, wurde dies von der Geflügelwirtschaft auf die MEG 7 übertragen. Dazu aber später weitere Details.
1 https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_Markt-_und_Preisberichtstelle_für_Erzeugnisse_der_Land-,_Forst-_und_Ernährungswirtschaft
2 https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/centrale-marketing-gesellschaft-der-deutschen-agrarwirtschaft-mbh/1569
3 https://de.wikipedia.org/wiki/Centrale_Marketing-Gesellschaft_der_deutschen_Agrarwirtschaft
4 https://de.wikipedia.org/wiki/Absatzförderungsfonds_der_deutschen_Land-_und_Ernährungswirtschaft
5 https://www.ami-informiert.de/ami-maerkte
6 https://zdg-online.de
7 https://www.marktinfo-eier-gefluegel.de
Der Wechsel in die Verbände
Meine Karriere bei der ZMP endete 1992 nach über 15 Jahren. Zu dem Zeitpunkt galten die ZMP und CMA noch als wichtige Institutionen der Agrarwirtschaft, und niemand konnte ahnen, dass beide Organisationen aufgrund der Entscheidung des Verfassungsgerichts später liquidiert werden mussten.
Zu dieser Zeit wurde ein neuer Geschäftsführer als Nachfolge für den bevorstehenden Ruhestand der bisherigen Leitung für die Verbände des Groß- und Außenhandels für Eier und Geflügel gesucht. Ich hatte zum Verband gute Kontakte, er gehörte, wie viele andere Organisationen, zum Umfeld der ZMP. Man nahm Kontakt auf, und ich habe mich dann für einen Wechsel in die Verbandstätigkeit entschieden.
Die neue Aufgabe bestand darin, die Interessenvertretung der verschiedenen Verbände wahrzunehmen. Dazu gehörten seinerzeit auch der Bundesverband der Deutschen Eiprodukten-Industrie als eigenständige Organisation und die Eier Logistiksysteme GmbH (ELS). Allerdings musste ich sehr bald feststellen, dass Verbandsarbeit in sehr großer Abhängigkeit von dem Willen und der Führung der jeweiligen Vorsitzenden stand. Meine Entscheidungsbefugnis hielt sich in Grenzen. So hatte ich mir das zu diesem Zeitpunkt nicht vorgestellt. Außerdem gab es auch hier Strukturen, die ein Umdenken erforderten, was aber auch Vorteile mit sich brachte. Dank meiner guten Kenntnisse im Bereich der EDV konnte ich schnell ein entsprechendes EDV-Netzwerk mit Computern und Druckern aufbauen. Es gab sogar Internet für erste Mails und den Versand von Faxen. Bisher hatte die Schreibmaschine,