Martin André Steinert – der lange Weg zu mir selbst. Martin André Steinert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin André Steinert
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991300021
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Danksagung 260

      Impressum

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

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      © 2022 novum publishing

      ISBN Printausgabe: 978-3-99130-001-4

      ISBN e-book: 978-3-99130-002-1

      Lektorat: Dr. Annette Debold

      Umschlagfoto: Martin André Steinert, Park-Studio – Andrea Park

      Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

      Innenabbildungen: Martin André Steinert; Martina Steinert; Bild 11: Unsplash/Casey Horner

       www.novumverlag.com

      Widmung

      Nach meinem „Coming-out“ im Februar 2020 kam sehr schnell der große Wunsch in mir auf, das „Wunder“ meines Lebens zu beschreiben. Vor allem aus riesengroßem Dank meiner einzigartigen Therapeutin gegenüber, meinem Engel. Ihr möchte ich dieses Buch widmen, denn ihre Leistung ist für mich von unschätzbarem Wert. Ich glaube, mehr Entgegenkommen, Annahme und Fürsorge gibt es nicht. Sie hat für mich all ihre Kräfte mobilisiert und dabei so viel mit mir durchgemacht auf meinem langen harten Weg. Sie hat mich aus meinem Käfig geholt, meine tiefsten Qualen der Vergangenheit gelöst, mich auf meinen Weg gebracht und mir dabei nicht nur einmal mein Leben gerettet. Durch sie allein habe ich zu meinem „wahren Ich“ gefunden, durfte mein „Coming-out“ erfahren und jetzt meinen glücklichen und befreienden Weg als Transmann gehen. Meine tiefste Hochachtung und mein Dank ihr gegenüber werden nie enden … Sie ist und bleibt mein Engel!

      Warum habe ich dieses Buch geschrieben?

      Ich habe schon immer sehr gerne geschrieben und versucht meine Gefühle in Worte zu fassen. An meine Biografie aber habe ich mich zunächst nur schwer getraut, weil mich der Berg an Dokumenten und Schriftstücken meiner Vergangenheit zu erdrücken schien.

      Nach meinem „Coming-out“ kam dann aber sehr schnell der große Wunsch in mir auf, das „Wunder“ meines Lebens zu beschreiben.

      Mein größtes Ziel war es, mein Leben offen und ohne Scham so tief wie möglich zu erzählen, um auch für viele weitere Menschen, die sich in einem ähnlichen Identitätskampf befinden, Verständnis zu fordern. Ich möchte dabei mein Leid auf keinen Fall als das schlimmste bezeichnen. Zumal es sich für mich zu einem wundervollen, neuen Leben wendete. Ich denke vielmehr an alle, deren Schicksal noch viel größer ist und die niemals daraus einen Weg finden und erlöst werden können.

      Aber vielleicht ist meine wahre Geschichte auch eine Aufforderung, niemals aufzugeben, immer wieder versuchen aufzustehen und vor allem sich selbst zu finden. Entgegen zahlreichen kritischen und schmerzlichen Äußerungen. Getragen durch motivierende Stimmen seiner Umwelt und ein neues Vertrauen in sich selbst.

      Es ist nie zu spät, eine Umkehr zu wagen, in sein Herz zu hören und auch an Wunder zu glauben. Ich möchte mit meiner Autobiografie ein Zeichen setzen, dass nicht alles in unserer modernen, rational geprägten Welt durch Zahlen und Statistiken erklärbar ist. Vieles, das uns im Leben wirklich weiterbringt, kann nur über unseren tiefen Glauben und die Achtung unserer Gefühle erreicht werden.

      Dabei können tiefe Empfindungen auch sehr schmerzlich sein. Vor allem gegenüber seinen Mitmenschen. Eine Liebe lässt sich nicht erzwingen. Genauso wenig, wie man sie auch nicht einfach ablegen kann. Man kann aber versuchen, tiefe Empfindungen in seinem Herzen als unversiegbare Kraftquelle zu erkennen, um sich selbst zu finden und neue Wege zu gehen.

      Einleitung

      Mein spätes Coming-out

      (geschrieben im April 2020)

      Natürlich stellt sich bei mir sofort die Frage, warum ich erst mit 42 Jahren endgültig die Entscheidung zu meiner „erlösenden“ Hormonbehandlung gefällt habe, obwohl ich doch schon seit meiner Kindheit Junge bzw. Mann sein wollte.

      Die klare Antwort liegt in meiner riesigen Angst vor meiner Umwelt bzw. vor meinen Eltern. Ich konnte ihnen nicht erklären, dass mir mit zwölf Jahren meine Pubertät ein immer größer werdender Gräuel wurde und ich meinen Körper als Frau immer mehr hasste! Vor allem meine erste Periode war ein absoluter Schock! Und meine Vorliebe für Mädchen, meine erste Liebe, hielt ich lieber auch geheim!

      Mein einziger Ausweg in meiner Hoffnungslosigkeit bestand dann mit zwölf Jahren darin, vor mir selbst und vor allem meinem Körper zu flüchten.

      Ich verweigerte jegliches Essen und trieb wie besessen Sport. Ich hungerte mich kontinuierlich auf ein wenigstens für meinen Kopf akzeptables „neutrales“ Niveau und rannte vor mir selber davon …

      Eine schwere lang andauernde Anorexie war die Folge mit starken körperlichen Auswirkungen, die mich auch vom Kopf her immer mehr ins Abseits beförderten. Mein Lebensinhalt bestand nur noch darin, Leistung in der Schule, im Studium und Sport zu erbringen, um von außen Anerkennung und Lob zu erringen.

      Von mir selbst entfernte ich mich immer mehr …

      Das Fatale an meiner Erkrankung war dazu noch, dass ich immer weniger eine Chance hatte, mich zu erkennen und zu outen, weil ich mich völlig abhängig machte von meiner Umwelt, vor allem meinen Eltern!

      Unzählige Therapien folgten, eine einzige Berg- und Talfahrt. Aber ich war zäh. Ganz tief in meinem Innern hatte ich ja noch einen Auftrag, „Mann zu werden“, was ich zu dieser Zeit noch gar nicht erkannte und zulassen wollte! Und auch meine Psychotherapeuten/-innen wollten gar nichts davon wissen, wie man sich fühlt im falschen Körper geboren zu sein. Ich wurde nie angehört, der Ursprung meiner Erkrankung wurde nie akzeptiert und anerkannt. Ich selbst wurde nicht ERKANNT, nicht mein wahres Ich hinter der harten, ausgehungerten Fassade!

      Jedenfalls zog sich meine Anorexie mit allen „Aufs und Abs“ so dahin, ohne dass sich meine Gefühlswelt zu mir wesentlich änderte. Ich war in einem Käfig gefangen, besser gesagt in einem nicht enden wollenden Laufrad von mir weg.

      Doch es kam noch schlimmer für mich …

      Im Jahr 2000 wurde ich im Alter von 23 Jahren bei mir in meiner eigenen Wohnung vergewaltigt. Weil ich glaubte, dass Männer immer nur gute Kumpel zum Reden seien.

      Es waren schreckliche Stunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Ich war zutiefst traumatisiert und psychisch wie auch körperlich schwer gezeichnet. Ich verschwieg zu diesem Zeitpunkt alles, obwohl es den endgültigen Super-GAU für meine Gefühlswelt bedeutete.

      Von da an war mein Körper, vor allem mein mittlerer Teil, für mich unantastbar, und ich fühlte mich in einem absoluten Vakuum. Mein eh schon „verlorenes Ich“ war komplett zerrissen. Im Spiegel sah ich statt meines Bilds den immer wiederkehrenden Film der schrecklichen Erlebnisse, und für meine wahnsinnigen Schmerzen bekam ich zum ersten Mal vom Frauenarzt ein sehr starkes Schmerzmittel „Valoron“ verschrieben, damit ich wenigstens wieder sitzen konnte! Was zu weiterer „Abhängigkeit“ führte …

      Es ist die lange Erklärung für mein so spätes „Coming-out“ …

      Ohne weitere zähe Details. Eigentlich alles in „Kurzform!“

      Doch eigentlich wäre es gar nicht mehr dazu gekommen.

      Im Grunde war ich bis zu meinem 40. Lebensjahr so tief gesunken, dass ich