Ace in Space – Trident. Christian Vogt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christian Vogt
Издательство: Bookwire
Серия: Ace in Space
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958694811
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Siedelnden oder Organisationen, die das Spiel um Macht und Geld nicht mitspielen wollten. Sie waren immer noch abhängig von Unterstützungsabos und Crowdfundings, um das durchzuziehen, also mussten sie ihre Runs weiterhin ins Datanet streamen. Aber sie operierten unabhängig von Konzerninteressen und suchten sich ihre Missionen selbst aus. Ihr Ruhm nach der Geschichte auf Valoun II sorgte dafür, dass ihre Vorhaben nicht gleich zum Scheitern verurteilt waren.

      Der aktuelle Run führte zur Lucky20-Station. Die Raumstation war als Casino konzipiert und in den Überresten eines explodierten Sterns errichten worden, dem Hydra-Nebel, dessen gewitterartige elektrostatischen Entladungen eine spektakuläre Kulisse für stinkreiche Casinobesuchende darstellte. Oder eher: dargestellte hatte. Denn der Betreiber der Casinostation, Bulldoxx Inc., hatte sich verkalkuliert und die Station, um einen Streik der Belegschaft zu beenden, in einer groß aufgezogenen Partie Glücksrad gegen alle Wahrscheinlichkeit an eine Vereinigung aus Anarchist:innen, aufständischen Minenarbeitenden und die eigene Belegschaft verloren. Marx hätte seine wahre Freude daran gehabt.

      Bulldoxx musste zähneknirschend abziehen, da sie dem Deal unter den Augen eines Notars desKonzerngerichtshofs zugestimmt hatten. Wenig überraschend kam es wenige Wochen später zu Piratenüberfällen nahe der Station, die die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zusammenbrechen ließ.

      Die Piraten mussten nur die wenigen sicheren Flugrouten von der einzigen Highwayauffahrt im System durch den Hydra-Nebel patrouillieren, um eine Blockade zu errichten und fette, nicht von Konzernmilitär bewachte Beute zu machen.

      Und hier kamen die Tridents, Danais neue Gang, ins Spiel. Über AnsVi hatte sie ein Hilfegesuch erreicht, und auch ihre Follower waren ganz heiß drauf, dass sie hier eingriffen. Außerdem fühlte es sich einfach richtig an, diese Sache zu unterstützen.

      Sie hatten den größten Teil der Nutzlast der Nulltime von Raketen und Torpedos auf nahrhaftere Fracht umgestellt und sogar das Innere ihres Wohnmoduls vollgepackt. Und waren nun auf dem Weg durch den Hydra-Nebel.

      Schweigend glitten sie, vier Menschen in drei Choppern, nebeneinander her und betrachteten das All, starrten in den vorbeigleitenden Nebel, um die Schemen lauernder Raubvögel auszumachen.

      Sie waren noch keine Stunde durch die interstellare Suppe unterwegs, da spielten Danais Sensoren von einer Sekunde auf die andere verrückt. Gleichzeitig drangen Sprachfetzen mit Prophets Stimme aus dem Comm.

      »Proph… an Prince… Se… kein Signal rein. Das Rauschen … was soll ….« Dann brach seine Stimme ab. Danai wechselte die Frequenzen sowohl des Comms als auch der Sensoren durch. Überall empfing sie nur ein Chaos aus Amplitudenspitzen. Das konnte nicht nur dem Nebel geschuldet sein. Jemand überlastete ihre Systeme mit massiven Störsignalen. Danai hatte noch keinen Störangriff in dieser Größenordnung erlebt. Sie steckten gewaltig in Schwierigkeiten.

      Danai prüfte die Waffensysteme und sandte eine Warnung an die Staffel. Sie ging nicht davon aus, dass sie gehört wurde, aber einen Versuch war es wert. Die anderen hatten nach Kians Funkspruch zu schließen schon selbst bemerkt, dass hier etwas faul war. Ihr bliebt nichts anders übrig, als den Nebel mit den rudimentärsten optischen Instrumenten zu scannen: ihren Augen.

      Natürlich ließen diese Frakster nicht lange auf sich warten. Schemen bewegten sich im Nebel, die verdächtig nach Raumjägern aussahen. Sie schwenkte die Slipstream herum. Keine Sekunde zu früh. Sechs glühende Punkte lösten sich von den Schemen und schossen auf sie zu.

      Verdammte Smash-Fakke.

      Sie schrie weitere Warnungen ins Comm, aber ihr war klar, dass die anderen blind, taub und ahnungslos gegenüber dieser Bedrohung waren.

      Also brach sie aus der Formation aus, um Raum für Manöver zu haben, die Nase auf die anfliegendenGeschosse ausgerichtet. Sie gab nur ein wenig Schub, um den rasch folgenden Rückstoß auszugleichen, und drückte den Abzug am Steuerknüppel. Die Bordkanonen ratterten los und katapultierten Geschosse in den Weg der heranschießenden Raketen. Sie nutzte ihren Chopper wie das Punktverteidigungsgeschütz eines Großkampfschiffs und fing die Raketen ab. Feuerkugeln stoben vor ihr auseinander und verblassten wieder, als Danai ihre Ziele traf. Einmal. Zweimal.

      Nase des Raumjägers neu ausrichten. Feuer. Dreimal. Viermal. Jetzt ganz nah. Fünfmal.

      Fünf Treffer – aber sechs Raketen. Angst schnürte ihr die Kehle zu: Das waren schwere Lenkwaffen mit großen Sprengköpfen. Offenbar hatten die Piraten nicht vor, sich die Mühe eines Enterangriffs zu machen, sondern wollten das, was von der Beute übrigblieb, später aus den Trümmern bergen. Ein einziger Treffer würde sogar ganze Teile der schwer gepanzerten Nulltime pulverisieren. Prophets Cockpit oder Advocates Geschützkanzel!

      Danai zündete die Steuerdüsen und ließ die Slipstream um hundertachtzig Grad herumwirbeln. Die Trägheitsdämpfer verhinderten so grade einen Blackout – und da war die Rakete; kurz davor, in die Nulltime einzuschlagen! Das versmashte Ding war winzig – so schwer, inmitten einer Drehung anzuvisieren! Danais Magen versteinerte, als ihr klar wurde, dass sie es nicht schaffen würde. Dieser Sprengkopf würde einschlagen und sie konnte nur zusehen, Augen, Gedanken und lähmende Angst so viel rascher als die Reaktionen ihrer Finger und ihres Choppers …

      Da spuckte die Geschützkanzel der Nulltime einen Regen aus Leuchtspurmunition. Die Rakete explodierte so knapp vor dem Ziel, dass ihre Splitter lautlos auf der Nulltime niedergingen, aber nicht die Panzerung durchdrangen. Danai hörte das metallische Prasseln von Einschlägen: einige davon hatten auch ihre Hülle getroffen. Dennoch atmete sie aus. Das war verdammt knapp gewesen!

      Ihr Jubelschrei wollte den Raumhelm fast zum Bersten bringen. Sie war jetzt so nah an die Nulltime heran, dass sie Advocates Gesicht sehen konnte, die leichenblass aus der Kanzel starrte. Sie war als miserable Schützin gestartet und hatte keine sonderlich steile Lernkurve hingelegt, aber sie hatte ins Schwarze getroffen, als es drauf ankam. Princess warf Advocate eine Kusshand zu, dann wedelte sie im Vorbeiziehen mit Daumen und kleinem Finger.

      Sie brachte die Slipstream wieder herum; die Bedrohung war noch nicht durchgestanden. Das Comm war immer noch tot, und sie hatte keine Ahnung, wer oder was dafür verantwortlich war. Die Bandits waren noch da draußen und versteckten sich in der dichten Suppe. Wegen der Breitband-Störung auf allen Frequenzen mussten jedoch die Sensoren und Comms der Konkurrenz ebenfallsausgefallen sein, doch diese war auf die Unannehmlichkeit sicher vorbereitet. Danai hingegen würde improvisieren müssen. Immerhin hatte sie insofern ihr Leben lang dafür trainiert, dass verbale Kommunikation für sie auch immer wieder mit Hürden belegt war, bei denen sie jeden Tag aufs Neue improvisieren musste.

      Prophet hatte einen Schwarm aus Mikroraketen in den Nebel geschickt, die sich eigenständig Ziele suchen sollten. Natürlich würde das hier nicht funktionieren, denn die Raketensensoren wurden ebenso gestört wie die der Chopper. Aber die Aktion würde die Bandits kurz beschäftigen, sodass die Nulltime schwerfällig beidrehen und Abstand gewinnen konnte. Mit der zusätzlichen Masse des Wohnmoduls belastet und ohne Zielerfassung für die Lenkwaffen konnte sie hier keinen Blumentopf gewinnen.

      Die beiden wendigen Maschinen der TridentStaffel würden sich des Problems annehmen müssen und nutzten die kurze Atempause, um Sichtkontakt herzustellen und sich zu sammeln. Radio Silence’ Starstallion setzte sich an Danais rechten Flügel, so nah, dass Danai dien Flügelbro in xiesem Cockpit erkennen konnte. Ein Dschungel-Paint-Job in verschiedenen Grüntönen zog sich über die Hülle des Starstallion-Raumjägers und passte zur Schlange, die Radios Helm zierte. Das Verspielte stand im krassen Kontrast zum schlichten Schwarz mit türkisfarbenen Leuchtstreifen auf Danais I-9 Slipstream.

      Sie nickten einander zu. Danai signalisierte mit der behandschuhten Rechten, dass sich mindestens drei Jagdmaschinen im Nebel befanden und dass sie in üblicher Formation vorgehen würden. Komplexere Vorhaben wären ohnehin daran gescheitert, dass sie die Comms nicht nutzen konnten. Radio Silence bestätigte per Handzeichen, dass xier verstanden hatte, also kippte Danai ihren Chopper in die Richtung, in der sie die Bandits vermutete, und beschleunigte stark. Die langsamere Starstallion folgte, fiel aber schnell zurück.

      Sie musste nicht lange warten, bis die Konkurrenz den Köder schluckten. Was für N00bs.

      Drei